FIX zur Gesellschaft mit Alexandra Fitz
Vier Hochzeiten und ein Single

Unsere Autorin geht gerne auf Hochzeiten. Aber nur, wenn sie als Single nicht wie eine Kranke behandelt wird.
Publiziert: 19.09.2018 um 15:41 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2022 um 11:04 Uhr
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Die einen sind froh, dass die Hitzetage vorbei sind, ich bin froh, dass die Hochzeiten vorbei sind. Vier waren es diesen Sommer. Ja, September ist auch ein beliebter Monat, aber ich muss auf keine Feier mehr. Also muss, jetzt denken Sie bestimmt, ich hätte etwas gegen das Heiraten. Auäääh, würd der Berner sagen.


Es ist bloss so: Taucht man da alleine auf, verhält sich das Umfeld zuweilen uncharmant. Beispiele? Gerne! «Du kannst gerne ein Plus 1 mitnehmen», schreibt die Freundin. Danke. Ich weiss, dass ich darf. Beziehungsweise würde ich dich fragen, wenn ich ein Plus 1 ins Auge fasse. Ihre Nachricht fass ich aber vor allem so auf: Du tust mir leid oder da haben imfall alle wen. Bei der Hochzeit selbst, kommt eine Verwandte der Braut und stellt sich vor. Als ich mich vorstelle, fragt sie doch glatt: «Und wer gehört zu dir?» – «Ähhh...». Die Steh-Nachbar-Gspändli greifen beherzt ein und sagen im Chor: «Wir gehören alle zu ihr!» Bei mir werden Kindheitserinnerungen aus dem Dorf wach. Wenn ältere Menschen sich zu mir herunter beugten und fragten: «Wem ghörsch denn du?» Einmal antwortete ich: «Niemertem. I ghör mir sälbsch.» Da galt ich natürlich als frecher Gof.


Oder diese übereifrigen Trauzeuginnen mit ihren Ballons! An der letzten Hochzeit verteilt also eine davon Luftballons. Als ich an der Reihe bin, sagt sie: «Pro Päärli nur eine!» – «Ähhh, ich bin Single» – «Dann zerschneidest du den Ballon halt.» Irgendwie witzig, irgendwie total affig. Eine Kollegin, die es mitkriegt, kennt das. Sie musste einmal aufgrund ihrer Krankheit «Single» an den Kindertisch. Noch schlimmer: Alle Kranken zusammen an den Tisch. Single-Tisch! Damit sich der Virus ja nicht ausbreitet, oder wie?
Ein Bekannter erzählt von seiner letzten Hochzeit auf dem Dorf: 100 Gäste, der Pfarrer und er sind die einzigen Singles. Es hat ihm trotzdem gefallen, auch ich mag Hochzeiten. Sie wären aber noch besser, wenn nicht-verpartnerte Menschen als normale und nicht als aussätzige behandelt würden. Klar, will ich das perfekte Gegenüber finden, aber mir gehts auch so gut.


Was ich der Trauzeugin mit dem Ballon sagte? «Kasch din Scheiss Ballon bhalta!»

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