Immer mehr Kartenzahlung
So wichtig ist Trinkgeld für Lieferkuriere und Kellnerinnen

Trinkgeld ist eine nette Geste – aber wie wichtig ist es wirklich für die Angestellten? Wir haben in vier Dienstleistungsbranchen nachgefragt.
Publiziert: 24.09.2023 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 25.09.2023 um 17:30 Uhr
Natasa Mitrovic

Behalten Sie den Rest! Trinkgeld gehörte lange zum guten Ton. Wer zufrieden war, verzichtete auf Rückgeld. Doch seit die Kartenzahlung und Twint zunehmen, verändert sich auch das Trinkgeldverhalten. Wir haben in verschiedenen Branchen nachgefragt.

Lieferdienst

Besonders wichtig ist Trinkgeld in der boomenden Lieferdienst-Branche. Bei gewissen Unternehmen arbeiten die Kuriere als Selbstständige und werden pro Lieferung bezahlt. Gemäss Séverine Götz vom grössten Lieferdienstunternehmen der Schweiz «Just Eat» führen solche Anstellungsbedingung «zu ständigem Druck, möglichst viele Lieferungen zu absolvieren». Bei «Just Eat» sind die Kuriere dagegen fest angestellt. Trinkgeld gehe «zu 100 Prozent an die jeweiligen Angestellten». Die neuen Zahlungsarten haben gemäss Götz keinen negativen Einfluss auf das Trinkgeld. Viele Menschen geben das Trinkgeld immer noch bar. Das Unternehmen führt sogar eine Statistik darüber: Am grosszügigsten sind die Kunden im Kanton Zug mit durchschnittlich 4.80 Franken, dicht gefolgt von Zürich mit 4.10 Franken. 

Gastro

Twint und Kartenzahlung zum Trotz: Eine 2022 durchgeführte Befragung der Schweizerischen Nationalbank besagt, dass Bargeld das beliebteste Zahlungsmittel ist. Gleichzeitig werden alternative Zahlungsmittel immer beliebter. Beim Branchenverband Gastrosuisse verfolgt man die Entwicklung genau: In einer Umfrage befragte Gastrosuisse seine Mitglieder über die Entwicklung der Trinkgelder. Fast die Hälfte der Betriebe geben an, keine Veränderung im Trinkgeldverhalten zu verzeichnen. Bei einem Fünftel beobachtet man sogar einen Anstieg. In kaum einer Branche können Angestellte mit Trinkgeld derart hohe Zustüpfe einstreichen. Patrik Hasler, Stellvertretender Direktor des Branchenverbands Gastrosuisse sagt: «Trinkgeld ist grundsätzlich kein Lohn und auch kein Bestandteil davon». 

Mit «Chärtli» oder bar? Diese Frage wird zunehmend mit «Chärtli» beantwortet.
Foto: Philippe Rossier
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«Gebe einer Verkäuferin auch kein Trinkgeld»
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Zahlterminals ärgern Kunden:«Gebe einer Verkäuferin auch kein Trinkgeld»

Taxi

Ein Ort, wo traditionellerweise oft Trinkgeld gegeben wird, ist das Taxi. Nötig wäre das nicht. Gemäss Daniel Laubacher vom Schweizerischen Nutzfahrzeugverband Astag sind die Tarife inklusive Trinkgeld in den meisten Orten in Taxi-Verordnungen behördlich festgelegt. Laubacher sagt aber: «Zusätzliches Trinkgeld ist immer eine schöne Geste und ein Zeichen einer zufriedenen Kundschaft». Taxi-Chauffeusen und -Chauffeure spüren durchaus eine Veränderung im Trinkgeldverhalten, weil dieses bei bargeldloser Zahlung «weniger intuitiv» sei, wie Laubacher sagt.

Coiffeure

Trinkgeld gehört im Coiffeur-Salon dazu. André Hann von der Zürcher Zweigstelle vom Verband Coiffuresuisse sagt, man sei in der Branche wie bei vielen Dienstleistungsberufen dankbar um «diesen Zustupf». Damit diese Geste der Wertschätzung auch im Zeitalter der elektronischen Bezahlung überlebt, werden viele Coiffeusen und Coiffeur aktiv. «Unsere Angestellten weisen unsere Kundinnen und Kunden jeweils darauf hin, dass sie auch beim Zahlen mit Karte Trinkgeld geben können», sagt Hann. Mit Erfolg: Die alternativen Zahlungsmöglichkeiten hätten «keine negative Auswirkung auf das Geben von Trinkgeld im Coiffeursalon».

Trinkgeld auf einem Tisch im Cafe
Wie viel Trinkgeld muss man im Ausland geben?

Muss ein besonders guter Service vom Gast belohnt werden? Theoretisch ist die Antwort klar. Praktisch allerdings überhaupt nicht.

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