Unehrliche Mitmenschen
So entlarvst du Lügner!

Jeder von uns sagt im Durchschnitt alle fünf Minuten die Unwahrheit – aus Höflichkeit oder um sich einen Vorteil zu verschaffen. Hier erfährst du, wie man Lügen erkennt und mit welchen Strategien man Lügner in die Enge treibt.
Publiziert: 17.01.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2023 um 06:52 Uhr
Christian Maurer und Dirk Ruschmann

Die Lüge, sagt Paul Ekman, wird immer von einem Gefühl begleitet. Ekman, Psychologieprofessor der University of California in San Francisco, ist mit seinen Forschungen auf dem Gebiet der nonverbalen Kommunikation bekannt geworden. So entwickelte er eine Klassifizierung der «sieben Basis-Emotionen»: Freude, Wut, Furcht, Ekel, Traurigkeit, Über­raschung und Verachtung. Ihnen ordnet er mimische Ausdrücke zu, die für das jeweilige Gefühl kennzeichnend sind.

Auf Körpersprache achten

In Feldforschungen haben Ekman und seine Kollegen Belege gefunden, dass die Ausdrücke für diese Emotionen «universell» sind: unabhängig von Kulturen oder sozialen Umständen, in denen der jeweilige Mensch aufgewachsen ist, also universell «menschlich». Sie können nicht abgelegt werden. Und auch nicht vorgetäuscht, wenn das jeweilige Gefühl nicht tatsächlich gefühlt wird – deshalb sieht ein Lächeln aus Höflichkeit immer anders, nämlich weniger warmherzig, aus als ein echtes Lächeln: beim echten Lächeln die Augen mit, beim höflichen Gehorchen die Augenmuskeln dem Willen nicht. Der Körper und die Mimik, so der bedeutsame Schluss, können nicht lügen! Wer diese Sprache versteht, kann im Gegenüber buchstäblich lesen wie in einem Buch. Ekman hat dazu ein komplettes System entwickelt, das als «Facial Action Coding System» bezeichnet wird.

In 40 Jahren Forschung hat Ekman auch herausgefunden, dass vor allem drei Emo­tionen eine Lüge begleiten: erstens Freude am Täuschen und Betrügen, zweitens Angst, entlarvt und blossgestellt zu werden, drittens Schuld, weil man andere hinters Licht führt.

Der Körper und die Mimik können nicht lügen.
Foto: Thinkstock

Die wichtigsten Erkennungsmerkmale der drei Emotionen, die eine Lüge begleiten:

  1. Unterdrückte Freude, die Macht, mehr zu wissen als das Gegenüber, erkennt man an auffälligen, zappligen Bewegungen (die sogenannten «happy feets») und oft auch an einem entzückten, kurzen Grinsen, für das es keinen augenscheinlichen Grund gibt.
  2. Die Angst, an den Pranger gestellt zu werden, äussert sich in körperlicher Anspannung, abgehackten Bewegungen, oft wird die Gesichtsmuskulatur starr, die Augen blinzeln viel und die Lippen werden trocken, weil der Speichelfluss versiegt, manche beissen auch auf ihren Lippen herum.
  3. Die Schuldgefühle sehen ähnlich aus wie Traurigkeit: geknickte Körpersprache, angespannte Augenbrauen, auf der Stirn bilden sich Falten, der sogenannte «Gram-Muskel» ist sichtbar. Je näher der Betrogene dem Lügner steht, umso grösser die Schuldgefühle und deutlicher die Anzeichen, dann entziehen Lügner sich auch der Nähe, vermeiden Worte wie du und ich. Das Lächeln wird unecht.

Weitere Anzeichen fürs Lügen sind: häufiges Berühren des Mundes, oder die Hand wischt etwas aus den Augen, die Mimik wird unsymmetrisch, es kommt zu Übersprungshandlungen (wie nicht vorhandene Krümel vom Tisch wischen oder vom Hemd zupfen), zu Schweissausbrüchen oder die Finger trommeln auf den Tisch.

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