Malaria-Impfung, Mondflüge, Supercomputer, Methanjäger
Wie die Wissenschaft 2022 die Welt verändern wird

Nicht nur das Coronavirus, sondern auch ganz andere Bereiche sind in diesem Jahr für die Wissenschaft wichtig. Fünf Forschungsgebiete, die 2022 für Schlagzeilen sorgen dürften.
Publiziert: 10.01.2022 um 09:03 Uhr
Lea Ernst, Daniel Arnet und Karin A. Wenger

Wie wird Omikron weiter verlaufen? Welche noch unbekannten Virus-Varianten erwarten uns im Jahr 2022? Eins ist klar: Wer einen Blick in die nahe wissenschaftliche Zukunft werfen will, kommt an Corona nicht vorbei. Doch auch in anderen Bereichen der Wissenschaft sind dieses Jahr Schlagzeilen zu erwarten. Das Fachmagazin «Science» hat einen Ausblick gewagt. Wir haben die fünf bedeutendsten Voraussagen zusammengetragen.

Die Methanjäger im Orbit

Ab Oktober 2022 geht es dem Methan an den Kragen – mit Hilfe aus dem All. Bei der Klimaerwärmung spricht man meist von CO2, dem Kohlenstoffdioxid, das an erster Stelle für den Treibhauseffekt verantwortlich ist. Doch auch Methan ist ein echter Klimakiller – und bis zu 25-mal schädlicher als CO2. Die Werte des Methangases, das als natürlicher Stoff im Boden vorkommt oder auf Reisfeldern und in der Viehzucht ausgestossen wird, haben sich in der Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung verdreifacht.

Da Methan bereits nach neun Jahren zerfällt, hätte seine Reduktion einen viel schnelleren Effekt auf das Klima der Erde. Zum Vergleich: CO2 belastet unsere Atmosphäre gut 100 Jahre lang. Im vergangenen November haben sich die Staatschefs auf dem Klimagipfel deshalb dazu verpflichtet, die Methanemissionen bis 2030 um 30 Prozent zu senken. Um die Suche nach grösseren Methanfahnen bei Reisfeldern oder undichten Leitungen zu unterstützen, werden in diesem Jahr die ersten Satelliten ins All geschickt.

Methan ist bis zu 25-mal schädlicher als CO2. 2022 forscht die Wissenschaft intensiv daran, die Erde besser vor Methan zu schützen.
Foto: Keystone
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Die erste Malaria-Impfung für Afrika

Malaria? Eine Krankheit, mit der man als Schweizerin und Schweizer höchstens einmal in den Ferien konfrontiert wird. Doch für Menschen in den Subtropen und Tropen gehört sie zum Alltag: Jedes Jahr sterben dort über 260'000 Kinder unter fünf Jahren an der durch einen Parasiten ausgelösten Krankheit. Kein Wunder, sprach die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im vergangenen Oktober von einem historischen Moment, als sie zum ersten Mal einen Malaria-Impfstoff empfehlen konnte.

Dieses Jahr werden die Menschen in afrikanischen Ländern erstmals in der Geschichte die Möglichkeit erhalten, ihre Kinder gegen Malaria impfen zu lassen. Der Impfstoff soll vor einer Erkrankung schützen und die Hospitalisierungsrate bei schweren Verläufen um bis zu 30 Prozent senken.

Ein neuer Pakt für mehr Biodiversität

Ein neuer Versuch für mehr Artenvielfalt und die Ausweitung natürlicher Ökosysteme: Dafür treffen sich dieses Jahr 196 beteiligte Länder in China. Die Ziele des neuen Pakts für mehr Biodiversität sind unter anderem, 30 Prozent der Land- und Meeresflächen zu erhalten, die Ausbreitung invasiver Arten zu verringern, die weltweite Umweltverschmutzung zu halbieren und den Einsatz von Pestiziden um zwei Drittel zu verringern. Der neue Plan soll den Pakt aus dem Jahr 2010 verbessern, dessen Ziele für das Jahr 2020 nicht vollständig erreicht wurden. Neu sollen die Fortschritte besser überwacht und protokolliert werden, Interessengruppen wie zum Beispiel indigene Völker in die Entscheidungsfindung miteinbezogen werden.

China präsentiert seine Supercomputer

Eine 1 mit 30 Nullen hintendran – eine Quintillion Rechnungen kann der schnellste Computer der Welt in einer Sekunde ausführen. Damit erbringt die chinesische Entwicklung die dreifache Rechenleistung des japanischen Fugaku, des bisher schnellsten Computers der Welt – und das gleich mit zwei unterschiedlichen Maschinen. Dieser Doppelschlag bedeutet für China den Sieg im Rennen um den ersten sogenannten Exaflop-Supercomputer, denn der amerikanische Frontier befindet sich erst im Aufbau und soll 2022 online gehen. Was die USA zusätzlich schmerzen dürfte: Das Reich der Mitte schaffte das erstmals ganz ohne US-Technologie. An einer Messe letzten November hielten sich die Asiaten noch zurück, doch erwartet man, dass sie ihre Entwicklung 2022 der Welt vorstellen.

Missionen zum Mond

Gerade mehrere unbemannte Raumsonden nehmen 2022 Kurs auf den Mond: drei von der US-Weltraumagentur Nasa finanzierte und von kleinen Start-ups entwickelte Roboterlandegeräte, hinzu könnten Sonden von Russland, Japan und Indien kommen. Einerseits will die Nasa Wasserspuren erforschen. Andererseits eine mögliche Mission mit Astronauten vorbereiten, indem günstig Frachtgut zum Mond geflogen wird. Ebenfalls geplant sind dieses Jahr Testflüge der teuren Raketenprojekte «Space Launch System» und «Starship». Sie sollen in naher Zukunft Menschen und über hundert Tonnen Nutzlast ins Weltall fliegen. Vor fünfzig Jahren spazierte zum letzten Mal ein Mensch auf dem Mond – bald soll es wieder so weit sein.

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