Sie erforschen die «innere Uhr»
Nobelpreis für Medizin geht an drei US-Wissenschaftler

Den diesjährigen Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhalten Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young. Sie werden für die Erforschung innerer Uhren, sogenannter «zirkadianer Rhythmen» geehrt, wie das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mitteilte.
Publiziert: 02.10.2017 um 11:21 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 00:49 Uhr
Drei US-Forscher lösen Rätsel um «innere Uhr»
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Medizin-Nobelpreis:Drei US-Forscher lösen Rätsel um «innere Uhr»
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Die drei Forscher werden für die Entdeckung von Mechanismen geehrt, wie Organismen sich an den Tag-Nacht-Rhythmus und die damit verbundenen Phasen von Ruhe und Aktivität, Nahrungsaufnahme und Fasten anpassen. Das teilte das Karolinska-Institut am Montag in Stockholm mit.

«Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young waren in der Lage, einen Blick ins Innere unserer biologischen Uhr zu werfen und ihre Funktionsweise zu beleuchten», hiess es von der Nobeljury. «Ihre Entdeckungen erklären, wie Pflanzen, Tiere und Menschen ihren biologischen Rhythmus so anpassen, dass er mit dem Tag-Nacht-Rhythmus der Erde übereinstimmt.»

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Was ist die «innere Uhr»?

Die «Innere Uhr» sorgt dafür, dass sich unsere Physiologe an die verschiedenen Tageszeiten anpassen, und reguliert dabei unter anderem Verhalten, Hormonspiegel, Körpertemperatur und Stoffwechsel. Wenn diese biologische Uhr aus dem Takt gerät, zum Beispiel durch Reisen in andere Zeitzonen, schlägt sich das in unserem Wohlbefinden nieder, hiess es in der Mitteilung der Nobel-Jury.

Jeffrey Hall und Michael Rosbash von der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, und Michael Young an der Rockefeller University in New York entdeckten 1984 bei der Taufliege Drosophila melanogaster das sogenannte «period gene», ein Gen, dessen Produkt sich während der Nacht in Zellen anhäufte und tagsüber abgebaut wurde. Im weiteren entschlüsselten die Forscher den Mechanismus, wie es zu diesen Schwankungen im 24-Stunden Rhythmus kommt.

Inzwischen ist bekannt, dass alle vielzelligen Organismen, inklusive der Mensch, ähnliche Mechanismen besitzen, die den zirkadianen Rhythmus steuern. Regelmässige Störungen der Inneren Uhr, beispielsweise durch Schichtarbeit, erhöht zudem das Risiko für verschiedene Krankheiten. Darunter Krebs und Diabetes.

Jeffrey Hall ist emeritierter Professor der Brandeis University in Waltham, Massachusetts, und der University of Maine. Rosbash arbeitet ebenfalls an der Brandeis University, Young an der Rockefeller University in New York.

Der diesjährige Medizin-Nobelpreis geht an die Entdecker der Mechanismen hinter unserer «Inneren Uhr».
Foto: Nobel Media 2017

Medizin-Nobelpreis im letzten Jahr ging an Japan

Der Medizinnobelpreis ging im vorigen Jahr an den Japaner Yoshinori Ohsumi. Er hatte die lebenswichtige Müllentsorgung in Körperzellen entschlüsselt. Geehrt wurden in der Vergangenheit auch die Erfinder des Penizillin und der künstlichen Befruchtung sowie die Entdecker der DNA-Struktur. Der Preis wird pro Kategorie an höchstens drei Forscher verliehen.

Medizin-Nobelpreisträger 2016: Yoshinori Ohsumi.

Preisgeld für die goldene Medaille

Jeder der insgesamt sechs Nobelpreise ist mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Franken) dotiert. Am Freitag wird der Friedensnobelpreisträger in Oslo bekanntgegeben. Am Montag (9.10.) darauf ist der Preis für Wirtschaft an der Reihe. Der Termin für den Literaturnobelpreis stand am Sonntagabend noch nicht fest.

Verliehen werden die weltweit wichtigsten Auszeichnungen in ihrem jeweiligen Fachgebiet am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter Alfred Nobel.
(SDA)

Liste der Medizin-Nobelpreisträger seit 2007

Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging damals an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre waren:

  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.

     
  • 2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

     
  • 2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Grossbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.

     
  • 2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.

     
  • 2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.

     
  • 2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.

     
  • 2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

     
  • 2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

     
  • 2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

     
  • 2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Grossbritannien) für eine genetische Technik, um Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten zu schaffen.

Der Medizin-Nobelpreis wird seit 1901 verliehen. Die erste Auszeichnung ging damals an den deutschen Bakteriologen Emil Adolf von Behring für die Entdeckung der Serumtherapie gegen Diphtherie. Die Preisträger der vergangenen zehn Jahre waren:

  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System in Körperzellen entschlüsselt hat.

     
  • 2015: Die Chinesin Youyou Tu, die den Malaria-Wirkstoffs Artemisinin entdeckt hat. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

     
  • 2014: Das norwegische Ehepaar May-Britt und Edvard Moser sowie John O'Keefe (USA/Grossbritannien) für die Entdeckung eines Navis im Hirn: Sie fanden grundlegende Strukturen unseres Orientierungssinns.

     
  • 2013: Thomas Südhof (gebürtig in Deutschland) sowie James Rothman (USA) und Randy Schekman (USA) für die Entdeckung von wesentlichen Transportmechanismen in Zellen.

     
  • 2012: Der Brite John Gurdon und der Japaner Shinya Yamanaka für die Rückprogrammierung erwachsener Körperzellen in den embryonalen Zustand.

     
  • 2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems. Ralph Steinman aus Kanada entdeckte Zellen, die das erworbene Immunsystem aktivieren. Er war kurz vor der Verkündung gestorben und bekam den Preis posthum.

     
  • 2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

     
  • 2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

     
  • 2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

     
  • 2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Grossbritannien) für eine genetische Technik, um Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten zu schaffen.

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