Alltagsmysterium geklärt
Darum geht Ihre Backofen-Uhr sechs Minuten nach

Wenn der europäische Strommarkt nicht mehr richtig tickt, fallen auch in der Schweiz Elektrogeräte aus dem Takt.
Publiziert: 06.03.2018 um 17:12 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:38 Uhr
Darum spinnt Ihre Backofenuhr
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In ganz Europa das gleiche Problem:Darum spinnt Ihre Backofenuhr

Nein, werfen Sie ihren Backofen nicht weg! Das Gerät kann nichts dafür, wenn die Uhr falsch geht. Schuld ist die gesamteuropäische Energieknappheit. Aber der Reihe nach.

Viele Uhren in Elektrogeräten haben keinen eigenen Taktgeber, sondern sind auf die Impulse des Wechselstroms in den Leitungen angewiesen. In Japan beträgt die Standardfrequenz 60 Hertz (Hz), in Europa 50 Hz – jedenfalls meinten das viele.

Aber so genau ist nichts. Je nach Stromlast kann die Hertz-Frequenz leicht grösser oder kleiner sein – mit dramatischen Folgen für die Uhr: Sie fliegt aus dem Takt. Momentan beträgt diese Abweichung genau 346 Sekunden, wie auf der Webseite der nationalen Netzgesellschaft «swissgrid.ch» nachzulesen ist.

Momentan beträgt die Netzabweichung 346 Sekunden.

Dort erklärt man das so: «Ist der Verbrauch elektrischer Leistung geringer als die Produktion, so ist die Frequenz höher; ist der Verbrauch grösser als die Produktion, so ist die Frequenz tiefer. Dies hat folgenden Grund: Die elektrischen Generatoren eines elektrischen Netzes drehen bei niedrigem Verbrauch leichter und schneller. Sie drehen dadurch mit einer höheren Frequenz. Umgekehrt drehen die elektrischen Generatoren bei grösserem Verbrauch schwerer und somit mit einer tieferen Frequenz.»

Weniger Strom = langsamere Uhren

Momentan ist zu wenig Strom im Netz, darum ist die Frequenz dementsprechend zu tief. Laut «NZZ» sei einer der Lieferanten ausgefallen. Und weil dieser Zustand schon seit Mitte Januar anhält, gehen Uhren, die das Stromnetz als Taktgeber nutzen, inzwischen mehrere Minuten nach.

Das Problem beschränkt sich nicht nur auf die Schweiz. Da die Netzbetreiber europaweit zusammenarbeiten und untereinander Strom austauschen, um die Stabilität der Stromnetze zu garantieren, gehen im Moment in ganz Europa viele Uhren nach.

Die Netzbetreiber arbeiten daran, die Frequenz wieder zu korrigieren. Dann sollten die betroffenen Uhren den Zeitrückstand von allein wieder aufholen. Nachstellen von Hand ist also nicht unbedingt nötig.

Wer sich auf die Zeitangaben auf ihren Elektrogeräten verlässt, steht nun vor einem Dilemma. Entweder stellt man sich darauf ein, dass sie die Uhren regelmässig nachgestellen werden müssen - oder man steigt auf ein funkgesteuertes Modell um. (bö/krj)

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