Merkur-Sonde fliegt an Nachbar vorbei
«BepiColombo» vor Rendezvous mit der Venus

Nach der Erde besucht die Sonde «BepiColombo» nun auch die Venus. Auf ihrem Flug zum Merkur soll sie mit dem Manöver ihre Geschwindigkeit reduzieren. Für die Wissenschaft wird es aber auch spannend. Sieben der elf Instrumente an Bord sollen Daten sammeln.
Publiziert: 13.10.2020 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 14.10.2020 um 10:56 Uhr

Auf ihrer Jahre dauernden Mission zum Merkur steht die Sonde «BepiColombo» kurz vor ihrem ersten Rendezvous mit der Venus. An diesem Donnerstag wird das weit über eine Milliarde Euro teure europäisch-japanische Raumfahrzeug sich bis auf gut 10'000 Kilometer dem Nachbarplaneten der Erde nähern. Um 5.58 Uhr (MESZ) wird «BepiColombo» der jüngst in das Interesse der Wissenschaft geratenen Venus am nächsten sein - um zu bremsen. Dies ist nötig für ihre Flugbahn auf dem Weg zum Merkur.

Sonde passierte auch schon die Erde

«Es ist ein besonderes Manöver, aber es ist so viel Platz und so gut berechnet, dass wir uns keine Sorgen machen», sagte Simon Plum vom Esa-Satellitenkontrollzentrum (Esoc) in Darmstadt der Deutschen Presse-Agentur. Coronabedingt sei die Besetzung im Zentrum eingeschränkt, aber völlig ausreichend.

Ein ähnliches Manöver flog «BepiColombo» im vergangenen April, als sich die Sonde für einen Vorbeiflug bis auf weniger als 12'700 Kilometer der Erde näherte, ein Katzensprung in den Weiten unsere Sonnensystems.

Auf dem Weg zum Merkur (Bild) passiert die Raumsonde BepiColombo am Donnerstag die Venus und versucht, Daten zu sammeln. (Bild Nasa)
Foto: NASA/JHU APPLIED PHYSICS LAB/CAR
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Wohin fliegt die Sonde?

Auf dem Flug zum Merkur, dem kleinsten und schnellsten Planeten in unserem Sonnensystem, wird die Sonde im kommenden August in nur 550 Kilometern Höhe noch einmal an der Venus und insgesamt sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor sie 2025 in ihre endgültige Umlaufbahn einschwenkt. Nach rund sieben Jahren Flugzeit wird die 2018 gestartete Sonde dann rund neun Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.

Was soll die Merkur-Sonde erforschen?

Der kommende Donnerstag ist auch ein Tag für die Forscher. Sieben der elf Instrumente an Bord sollen dann Wissenschaftsdaten von der Venus sammeln. Eines der Instrumente mit an Bord ist ein Laser-Höhenmesser namens Bela (BepiColombo Laser Altimeter), das ein 3D-Abbild der Merkur-Oberfläche erstellen soll. Konzipiert und gebaut wurde das Instrument unter Leitung von Nicolas Thomas von der Universität Bern.

Bei Merkur wird auch das Massenspektrometer STROFIO zum Einsatz kommen, dessen Projektleiter Peter Wurz von der Uni Bern ist. «Wir werden mit STROFIO dereinst die sehr dünne Atmosphäre von Merkur – man spricht von einer Exosphäre – erfassen und deren chemische Zusammensetzung analysieren», erklärte er gemäss einer Mitteilung der Uni.

Auch soll ein Laser-Höhenmesser namens Bela (BepiColombo Laser Altimeter) ein 3D-Abbild der Merkur-Oberfläche erstellen. Konzipiert und gebaut wurde das Instrument unter Leitung von Nicolas Thomas von der Universität Bern.

Venus rückt in Fokus der Forschung

Die Venus war kürzlich wieder in den Fokus gerückt. Erst im September gaben Astronomen bekannt, dass sie in ihrer Atmosphäre das Gas Monophosphan entdeckt haben. Auf der Erde entsteht dieses vor allem durch biologische Prozesse, die unter Ausschluss von Sauerstoff stattfinden. Die Forscher räumten aber gleich ein, dass der Nachweis in der Venus-Atmosphäre kein belastbarer Beleg für eine biologische Quelle auf dem Planeten ist.

ESA leitet Mission mit «BepiColombo»

Die Merkur-Mission ist die erste europäische zum der Sonne am nächsten gelegenen Planeten. Auf der Sonde sitzen zwei Orbiter aus Deutschland und Japan. Sie sollen nach dem Einschwenken der Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur 2025 das Magnetfeld, die Oberfläche oder auch Sonnenwinde untersuchen. (SDA)

Gut zu wissen

Der Merkur ist wegen seiner Sonnennähe mit Teleskopen nur sehr schwer von der Erde aus zu beobachten. Ein paar Fakten sind trotzdem bekannt:

Seine Oberfläche ist von unzähligen Einschlagkratern übersät, was darauf schliessen lässt, dass der Planet seit Milliarden von Jahren keinen geologischen Prozessen mehr unterliegt. Wegen der Sonnennähe und des Fehlens einer nennenswerten ausgleichenden Gashülle, sind die Temperaturunterschiede auf dem Merkur extrem.

Der Merkur ist wegen seiner Sonnennähe mit Teleskopen nur sehr schwer von der Erde aus zu beobachten. Ein paar Fakten sind trotzdem bekannt:

Seine Oberfläche ist von unzähligen Einschlagkratern übersät, was darauf schliessen lässt, dass der Planet seit Milliarden von Jahren keinen geologischen Prozessen mehr unterliegt. Wegen der Sonnennähe und des Fehlens einer nennenswerten ausgleichenden Gashülle, sind die Temperaturunterschiede auf dem Merkur extrem.

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