Gloria Sandrini baut Tiny House für sich und Tochter
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Wohntraum auf 36 Quadratmetern:So baut Gloria Sandrini ihr eigenes Tiny House

Gloria Sandrini aus Wald ZH hat aus einem Imbisswagen ein Tiny House gebaut
Mutter erfüllt sich mit mobilem Mini-Haus einen Jugendtraum

Die Zahnärztin Gloria Sandrini (37) aus Wald ZH baut in ihrer Freizeit ein Tiny House für sich und ihre Tochter. Einen definitiven Standort für ihr Mini-Haus auf Rädern hat die alleinerziehende Mutter aber noch nicht gefunden.
Publiziert: 19.06.2022 um 10:53 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2023 um 13:21 Uhr
Corine Turrini Flury

Bohren und schleifen kann Gloria Sandrini (37) aus Wald ZH gut. In ihrem Beruf als Zahnärztin ist dafür Feingefühl nötig. Seit rund einem Jahr ist die alleinerziehende Mutter an ihrem freien Tag auch als Handwerkerin mit gröberem Werkzeug im Einsatz: Sie baut vor der Werkstatt der Holzbaufirma von Marcel Manetsch (55) in Littau LU ihr eigenes Tiny House.

«Ich erfülle mir mit damit einen Jugendtraum», sagt Gloria Sandrini. Als Jugendliche sei sie einmal in einem Zirkuswagen gestanden und war davon fasziniert. Rund 20 Jahre später erfüllt sie sich mit dem Bau ihres Tiny House ihren Jugendtraum in einer ähnlichen Wohnform.

Weniger Materialismus für mehr Zufriedenheit

Lagerfeuer und Zelten in der Natur sei schon immer eine ihrer Leidenschaften gewesen, erzählt Sandrini. Sie sei auch eher eine Nomadin und früher oft umgezogen. «Ausserdem habe ich ein Bewusstsein für Ressourcen und Nachhaltigkeit. Weniger ist für mich mehr, und dieses Lebensgefühl gibt mir mehr Zufriedenheit als Materialismus.»

Diesen alten Imbisswagen fand Gloria Sandrini im Internet und konnte ihn für 2000 Franken kaufen. Daraus sollte ein Tiny House werden.
Foto: zVg
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Gloria Sandrini macht aber keinen Hehl daraus, dass Geld für ihren Entscheid durchaus auch eine Rolle spielt. «Ich sorge seit der Geburt meiner Tochter selbst für unseren Lebensunterhalt. Und das Internat, in dem Aliyah die Schule besucht, kostet einiges, und ich möchte Geld für ihre Ausbildung sparen.»

Sich für ein Haus verschulden wollte die Mutter auf keinen Fall, und sie könne sich auch nicht vorstellen, die nächsten 40 Jahre am gleichen Ort zu wohnen.

Imbisswagen aus dem Internet

So reifte die Idee für ein Tiny House. Die Skizzen entwarf sie selbst und suchte dann jemanden, der ihr bei der Umsetzung ihrer Ideen und Pläne half. «Ich wollte unbedingt selbst mitarbeiten, damit ich auch weiss, wie alles aufgebaut ist.»

Die erste Adresse für den geplanten Eigenbau erwies sich bald als zu teuer, und auch die Mitarbeit war nicht in dem Umfang möglich, wie Sandrini sich das vorgestellt hatte. Ihr damaliger Partner, der bei Marcel Manetsch tätig ist, brachte dann die Idee ein, das Vorhaben mit seinem Chef zu besprechen. «Nach dem ersten Gespräch wurde ich mit Marcel Manetsch, der selbst schon einen Wagen umgebaut hat, einig. Er war es auch, der den ausgedienten Imbisswagen für 2000 Franken im April 2021 auf Facebook fand», erzählt Sandrini.

Arbeiten unter fachmännischer Anleitung

Seither steht der Imbisswagen, oder genauer gesagt, was davon übrig blieb, in Littau. «Vom Imbisswagen ist nur noch das Chassis geblieben. Der ganze Aufbau in Holzfachwerk ist komplett neu, auch der Innenausbau», sagt Sandrini.

Dafür hat die Zahnärztin unter Anleitung von Marcel Manetsch jeweils mittwochs, an ihrem einzig freien Tag, und manchmal an den Wochenenden stundenlang geschliffen, gebohrt und gestrichen. Auch die 14-jährige Tochter Aliyah hat zwischendurch an ihrem neuen Zuhause mitgewirkt. «Sie ist total begeistert und freut sich mega», erzählt die Mutter.

Momentan sind Sandrini und Manetsch noch am Innenausbau und mit Installationen beschäftigt. Eine Holztreppe mit Stauraum unter Aliyahs Hochbett wird diese Woche fertiggestellt.

Die Küche in Arvenholz mit dem Gasherd ist schon eingebaut, ebenso die Bio-Trenntoilette und eine Badewanne. «Die Wanne war mir wichtig. Sie bietet praktischen Stauraum, wenn sie nicht gebraucht wird, zudem entspannt ein Bad auch und tut meinem Rücken gut», so Sandrini.

Das mobile Mini-Haus mit 8 x 2,50 Meter und der erlaubten Höhe von 3,95 Metern verfügt über eine Bodenheizung und einen Holzofen, damit es auch im Winter genug warm ist. Die geplante PVC-Anlage muss aus Kostengründen noch etwas warten.

Im September sollte das Tiny House fertig und bewohnbar sein. Trotz vieler Eigenleistungen werden sich die Kosten für das Mini-Eigenheim auf rund 150’000 Franken belaufen.

Gesetzliche Bestimmungen erschweren Standortsuche

Auf wenig Wohnraum zu leben, hat Gloria Sandrini inzwischen geübt. Ihre Wohnung im gleichen Wohnblock wie die ihrer Grossmutter hat sie bereits im vergangenen Sommer gekündigt. Seither lebt sie bei ihrem Grosi in einem Zimmer mit neun Quadratmetern. «So konnte ich sie weiterhin, wo nötig, unterstützen und gleichzeitig Geld sparen.»

Wo Gloria und ihre Tochter mit ihrem fertigen Tiny House hinziehen und leben werden, ist aber unklar. Einen definitiven Standort haben sie noch nicht gefunden. «Das ist wegen der gesetzlichen Bestimmungen gar nicht so einfach. Unsere Hoffnung ist, dass wir im Zürcher Oberland oder in der Region für die nächsten Jahre etwas finden, weil ich in Rüti in einer Zahnarztpraxis arbeite und weiterhin für mein Grosi da sein will.»

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