Schweizerin rettet Hunde auf Galapagos
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Ausgewandert auf die Insel:Schweizerin rettet Hunde auf Galapagos

Glück auf den Galapagosinslen
Junge Zürcherin lebt in der Abgeschiedenheit auf Santa Cruz

Die Zürcherin Fatima Walthert (32) wollte ursprünglich eigentlich nur alleine Südamerika bereisen. Jetzt lebt die Schweizerin auf den Galapagosinseln, zusammen mit Ehemann, Kind und vielen Tieren.
Publiziert: 17.05.2021 um 11:50 Uhr
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Aktualisiert: 25.05.2021 um 07:43 Uhr
Die Schweizerin Fatima Walthert ist als Single allein nach Südamerika gereist und hat auf Galapagos ihr Glück und eine neue Heimat gefunden. Hier bei einem Strandausflug mit Ehemann Erickson Asencio (29) und dem gemeinsamen Töchterchen Samaya (1)
Foto: zVg
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Corine Turrini Flury

Das Gespräch mit Fatima Walthert (32) ist nicht ganz einfach. Immer wieder bricht die Verbindung ab. «Das Internet hier ist mega schlecht», erklärt die Zürcherin Blick. Kein Wunder, das kleine Haus der Schweizerin liegt sehr abgelegen in den Hügeln auf der Insel Santa Cruz, rund zehn Kilometer von Puerto Ayora entfernt.

Hier hat Fatima Walthert 2017 ein Grundstück von knapp 8000 Quadratmetern mit einem unfertigen Haus gekauft und lebt mit ihrem Ehemann Erickson Asencio (29), dem gemeinsamen Töchterchen Samaya (1) und vielen herrenlosen Tieren in der Abgeschiedenheit. Sie führt hier ein Tierheim. Geplant war das allerdings nicht.

Auszeit als Rucksack-Touristin

Nach ihrem Lehrabschluss als Automonteurin arbeitete die junge Zürcherin zuerst sechs Jahre als Flugzeugkabinen-Mechanikerin und später als Aussendienstmitarbeiterin. «Ein gesundheitlicher Rückschlag und einige andere Ereignisse liessen mich dann meinen Rucksack packen und zu einer langersehnten Reise durch Südamerika aufbrechen», erzählt die 32-Jährige.

Sie startete in Brasilien bei den Iguazu Wasserfällen, reiste weiter nach Uruguay, quer durch Argentinien, Chile, Bolivien, Peru bis nach Ecuador. «Galapagos zu besuchen, war schon immer ganz oben auf meiner To-do-Liste. Nie hätte ich mir aber erträumt, eines Tages diese wunderschönen Inseln mein Zuhause zu nennen», so Walthert.

Hals über Kopf verliebt

Verzaubert war die Schweizerin nicht nur von der Insel. Auf ihrer Reise lernte sie den Matrosen Erickson Asencio kennen. «An meinem letzten Abend lud er mich zum Essen ein und wir tranken ein paar Cocktails. Am nächsten Tag verpasste ich meinen Flieger, als ob es das Schicksal so gewollt hätte», erinnert sie sich.

Erst drei Tage später hatte sie wieder einen Flug, um die Inseln zu verlassen. «In diesen drei Tagen verliebte ich mich Hals über Kopf und blieb noch einen ganzen Monat länger auf Galapagos.»

Traum als Selbstversorger

Das verliebte Paar heiratete 2016 in Willisau LU, wo Waltherts Familie lebt. Seine Zukunft plante das junge Paar aber auf Galapagos. 2017 kauften sie dort ein Grundstück mit einem unfertigen Haus darauf.

Hier leben sie ihren Traum als selbstversorgendes Paar und pflanzen alles Erdenkliche an. Zitrusfrüchte, Mango, Bananen, Peperoni, Zucchetti, Gurken, Süsskartoffeln, Kartoffeln und vieles mehr wird von der Zürcherin aus dem eigenen Garten frisch zubereitet.

Was zusätzlich nötig ist, wird in Puerto Ayora eingekauft. Puerto Ayora ist mit rund 12'000 Einwohnern der grösste Ort auf den Galapagosinseln. Fatima fährt mit dem Fahrrad in die etwa 30 Fahrminuten entfernten Geschäfte. Wenn grössere Einkäufe nötig sind, fährt Ehemann Erickson mit dem Motorrad. Ein Auto besitzt die Familie nicht.

Leben vom Ersparten

Ihren Lebensunterhalt verdienten die Schweizerin und ihr Ehemann bis zur Corona-Pandemie in der Tourismusbranche. Sie war als Übersetzerin und Tour-Führerin tätig, arbeitete in verschieden Agenturen, vermietete Kayaks am weltberühmten Tortuga Bay Strand und unterrichtete Touristen im Stand-up-Paddling.

Ihr Ehemann war als Matrose auf Tagestouren tätig. «Leider waren wir wegen der Corona-Pandemie auf einen Schlag arbeitslos. Bis heute finden wir keine Arbeit und leben von unseren wenigen Ersparnissen.»

Vom Einfamilienhaus zum Tierheim

Das Haus mit drei Schlafzimmern und zwei Bädern hat das Paar in seiner Freizeit bescheiden ausgebaut und eingerichtet. Viele Möbel haben die beiden aus alten Paletten selber gebaut. Auf dem Grundstück steht zudem ein kleines Häuschen als Unterkunft für freiwillige Helfer, die immer mal wieder bei der Familie in der Tierpflege und -betreuung mithelfen.

Unterstützung kann die Familie gut brauchen, denn zurzeit leben 30 Hunde, vier Katzen und die beiden Schweine Samba und Roswita bei der Familie.

Die Schweizerin und ihr Ehemann haben in ihrer Freizeit das einzige Tierheim auf Galapagos aufgebaut. «Die Liebe für Tiere verbindet uns stark. Ich bin schon damit aufgewachsen, Tieren in Not zu helfen», erzählt die Schweizerin.

Schon als Walthert ihren Mann kennenlernte, besass er einen Hund, Nilo, den er gerettet hatte. Bei einem Spaziergang fand das Paar dann einen kleinen verwahrlosten Welpen. «Das war meine erste Tierrettung hier. Viele weitere folgten», erzählt Walthert.

So wurde aus dem Zuhause des Paars langsam aber sicher ein Gnadenhof. Alle Tiere werden gepflegt, geimpft, kastriert und wenn möglich vermittelt. «Da hier die Leute meistens nur Welpen adoptieren möchten, bleiben aber beinahe alle erwachsenen Hunde bei uns.»

Dafür hat das Ehepaar mit freiwilligen Helfern das Grundstück mit allem, was sich gratis oder günstig finden lässt, eingezäunt und ihren vierbeinigen Schützlingen tiergerechte Unterstände und Hütten auf dem Grundstück gebaut.

Familienglück und Sorgen um die Tiere

Die Schweizerin und ihr Ehemann sind mit dem bescheidenen Leben, das sie mit ihren Tieren auf Galapagos führen, eigentlich glücklich. Ganz besonders seit im April 2020 noch Töchterchen Samaya zur Welt kam.

«Leider hat meine Mutter ihr Enkelkind bis jetzt nur über Facetime gesehen», bedauert Fatima Walthert. Wegen der Corona-Situation ist es Fatimas Familie vorläufig nicht möglich, ihre Tochter, den Schwiegersohn und die Enkelin in Ecuador zu besuchen.

Umgekehrt ist es der Schweizerin momentan nicht möglich, ihre Familie in der Schweiz zu besuchen. Einerseits fehlt das Geld und andererseits müssen sich die Schweizerin und ihr Ehemann um ihre Tiere kümmern und zudem ganz dringend Reparaturen vornehmen.

Starke Regenfälle und ein über die Ufer getretener Fluss haben grössere Schäden an den Zäunen und Hütten angerichtet. Das belastet die engagierte Tierschützerin momentan sehr. «Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Spendengelder für die nötigen Reparaturen der Infrastrukturen reinkommen, denn die Behörden haben gedroht, uns sonst die Tiere wegzunehmen und einzuschläfern», sagt Fatima Walthert, die in den sozialen Medien einen Spendenaufruf gestartet hat.

Wenn sie dieses Schicksal von ihren Tieren abwenden kann und sich auch wieder Arbeit findet, dann kann die Schweizerin mit ihrer Familie und all den Vierbeinern in ihrer neuen Heimat das Leben wieder mehr geniessen.

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