«Schon vor 20 Jahren habe ich davon geträumt auszuwandern», erzählt Daniela Erb (40). Von der Welt hat die Sozialpädaogin schon viel gesehen: Zweimal war sie für rund neun Monate auf Weltreise, hat zudem drei Monate auf Hawaii Englisch gelernt und drei Monate Südamerika bereist.
2006 war die damals 27-Jährige das erste Mal auf Kho Lanta, nach unzähligen Ferien oder längere Reisen in ganz Thailand. Koh Lanta gehört zur Provinz Krabi und liegt an der Westküste von Thailand, nahe dem Festland. «Besonders verliebt in Koh Lanta habe ich mich, weil es noch authentisch ist und nicht wie andere Orte in Thailand total auf Touristen ausgerichtet und überlaufen. Hier gibt es viel Natur, es ist gemütlich und klein und es bietet alles, was man für einen entspannten Urlaub am Meer benötigt.»
Trotz Scheidung ihren Plan allein weiterverfolgt
Die Schweizerin wollte den kalten Schweizer Wintern entfliehen und sich zusammen mit ihrem Ehemann eine Selbständigkeit unter der Sonne Thailands aufbauen und mehr Freiheit und Zeit geniessen. Die Ehe ging aber in die Brüche – Daniela Erbs Traum vom Auswandern blieb. «Mit meinem Ex-Mann ist der Plan, zusammen auszuwandern, im Januar 2017 geplatzt. Ich habe aber beschlossen, es allein zu machen.»
Ende August 2017 war es so weit. Daniela Erb reiste nach Koh Lanta. Um sich fit zu halten, trainierte die Schweizerin während neun Monaten unter anderem die thailändische Kampf- und Nationalsportart Muay Thai und hat sich auf ihr Business in Thailand vorbereitet, was alles andere als einfach ist: «Eine total andere Kultur, Sprache, Gesetze.»
Mit neuer Liebe Existenz aufgebaut
Wie das Leben und die Liebe so spielen, verliebte sich die gelernte kaufmännische Angestellte im Oktober 2017 in den Thai Denchai Manmor (43). «Mit Denchai habe ich im Mai 2018 die Firma Enda Lanta Co.Ltd. gegründet. Wir haben Land gesucht und im September 2018 gefunden, um sechs moderne und geräumige Bungalows für Feriengäste zu erstellen», erzählt Erb. Da der Erwerb von Bauland für Ausländer nicht möglich ist, konnte die Schweizerin ihre Parzelle von 3200 Quadratmeter Bauland nur mieten.
Mit ihrer Liebe Denchai Manmor reiste die Schweizerin für Ferien im Sommer 2018 noch einmal kurz in die Schweiz, verkaufte ihr Hab und Gut und meldete sich in der Schweiz definitiv ab. Baustart für die sechs geplanten Bungalows und ein kleines Privathaus mit Reception für das Betreiberpaar war November 2018. Die Baupläne haben Daniela Erb und ihr thailändischer Partner selber erstellt. «Denchai ist ein Allrounder und hat schon viel in seinem Leben gearbeitet», erklärt die Schweizerin. Für den Bau der modernen Ein- und Zwei-Zimmer-Bungalows engagierte das Paar lokale Handwerker. «Gemäss dem thailändischen Gesetz darf ich nicht selber mit anpacken, sondern nur mit Denchai den Bau managen», so die Schweizer Bauherrin.
Einbezug der lokalen Bevölkerung
«Uns ist es wichtig, Einheimische in unserem Projekt miteinzubeziehen und ihnen Jobs zu bieten, und auch ökologische Aspekte sind uns ein Anliegen. So verwenden wir handwerkliche Produkte und Esswaren aus der Gegend und aus dem lokalen Gewerbe», sagt die Sozialpädagogin.
Über 100'000 Schweizer Franken an Ersparnissen und einen Teil ihrer Altersvorsorge hat Erb in den Bau der Bungalows mit der Reception und in ihr eigenes Haus investiert. Ihre AHV-Beiträge bezahlt sie weiterhin freiwillig in die Schweiz, damit sie auch im Alter abgesichert ist. Im April 2019 konnte das Paar in ihr eigenes Haus einziehen und konnte im Juli 2019 die ersten Feriengäste in ihrem thailändischen Paradies begrüssen. «Ganz problemlos hat nicht alles geklappt. Der erste Bautrupp verschwand mit Geld und hinterliess den nicht fertigen Bau im März 2019. Der neue zweite Bautrupp hat aber von April und Mai alles rechtzeitig fertig gebaut.»
Gelungener Start mit ungewisser Zukunft
Entmutigen liess sich das Paar von dieser ernüchternden Erfahrung aber nicht. Daniela Erb und ihr Lebenspartner sind happy in ihrem kleinen sonnigen Paradies, nur zehn Gehminuten oder zwei Minuten mit dem Moped vom Strand. «Abends nach einem strengen Arbeitstag lieben wir es, zusammen den Sonnenuntergang an einem der Strände zu bestaunen», schwärmt die Schweizerin von ihrem Inselleben.
Ihren Gästen bietet das Paar Frühstück und gelegentlich lokale Dinner oder Barbecue-Abende, und sie sind bei der Planung von Motorrad- oder Schnorcheltouren und anderen Ausflügen auf Koh Lanta und Umgebung behilflich. Erb erklärt: «Wir dürfen selber keine Touren verkaufen, aber wir sind natürlich unseren Gästen immer gern behilflich bei der Planung und Buchung.»
Ob es sich von der Vermietung der Bungalows in Thailand leben lässt, werden Daniela Erb und Denchai Manmor erst nach ein paar Jahren wissen. Die erste Hauptsaison für ihre neuen «Enda Lanta Bungalows» steht jetzt in den Wintermonaten erst an. Die Schweizerin ist aber zuversichtlich: «Die ersten Rückmeldungen der Gäste sind durchwegs positiv, und es kommen laufend neue Buchungen rein. Zudem wollen wir nicht reich werden. Wir leben bescheiden und möchten nur unsere Rechnungen und Mitarbeiter bezahlen können und das einfache Leben hier gemeinsam geniessen.»