Schweizer baut sich sein Traumhaus in Südamerika
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Traum aus Holz:Schweizer baut sich sein Haus in Südamerika selbst

Kurt Aeberhard lebt in selbstgebautem Haus in Südamerika
Lebenskünstler mit wenig Geld und viel Erfahrung

Der Blick-Leser Kurt Aeberhard (68) hat in Argentinien eine neue Heimat gefunden. Der Artist und Zirkusclown hat sich während fünf Jahren aus eigener Kraft ein Haus in den Hügeln von Rio Ceballo gebaut.
Publiziert: 23.01.2022 um 10:28 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2022 um 14:33 Uhr
Corine Turrini Flury

«Ich könnte mir mit meiner AHV ein Leben in der Schweiz gar nicht leisten», erzählt Kurt Aeberhard (68) im Gespräch mit Blick. Vor einigen Jahren hat sich der Rentner in Argentinien eingerichtet und für rund 6000 Franken Land in der hügeligen Gegend ausserhalb von Rio Ceballos gekauft.

Während fünf Jahren hat Aeberhard auf dem Grundstück fast ganz allein ein Haus für sich gebaut. «Dieser Hausbau hat mich Kraft gekostet, aber es hat mich auch stark gemacht. Ich habe ein einfaches, aber glückliches Leben und fühle mich hier zu Hause», erzählt er stolz.

Vom Bauzeichner zum Zirkusartist

Der ausgebildete Maurer und gelernte Bauzeichner jobbte in der Schweiz lange bei verschiedenen Architekten und konnte bei diversen Bauten mitarbeiten, bevor er sich komplett neu orientierte: Es verschlug ihn zum Zirkus.

Die Aussicht von Kurt Aeberhards Haus auf Córdoba, die zweitgrösste Stadt Argentiniens nach Buenos Aires. Der Schweizer liebt die Schweizer Berge, Weitsicht und Hügel hat er auch in seiner zweiten Heimat.
Foto: Zvg
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Mit seiner damaligen Ehefrau und den beiden Töchtern war Aeberhard mit einem umgebauten Bauwagen unterwegs und hatte diverse Auftritte. Während der zweijährigen Ausbildung in der Zirkusschule in Brüssel zerbrach aber die Ehe. «Das war eine schwierige Zeit. und um Distanz zu bekommen, bin ich 1993 erstmals nach Argentinien gereist», so Aeberhard.

Rund 20 Jahre war der Schweizer Lebenskünstler als Clown oder Jongleur in diversen Ländern in Südamerika unterwegs. Die Leidenschaft für das Zirkusleben ist dem Schweizer heute noch deutlich anzuhören. «In den 90er-Jahren konnte ich oft aus vielen Angeboten auswählen. Europäische Artisten waren sehr gefragt», so der Luzerner.

Mit 61 Jahren entschied Aeberhard, mit dem Zirkusleben aufzuhören und in Argentinien sesshaft zu werden «In Argentinien gefällt mir die Weite und die Freiheit. Ausserdem leben hier viele Artisten und Bohemien.»

Hausbau aus eigener Kraft

Dazwischen ist Aeberhard auch immer mal wieder in die Schweiz gereist. «Als ich realisierte, wie wenig AHV ich im Rentenalter erhalten werde, habe ich während fünf Jahren jeweils mehrere Monate in der Schweiz als Schafhirte gearbeitet, um für meine Zukunft vorzusorgen.»

Mit seinen wenigen Ersparnissen konnte sich der Schweizer in Argentinien ein kleines Haus mit drei Zimmern bauen. Baupläne erstellte Aeberhard dafür keine. «Meine Vorstellungen und Ideen sind im Kopf entstanden, und so habe ich dann mein Haus erstellt.»

Nur wenn zwei Hände nicht reichten, hat er Freunde um Hilfe gebeten. Selbst die Wasser- und Strominstallationen hat der Schweizer selber vorgenommen. «Wenn mein Rücken mal nicht mehr wollte, legte ich einfach ein paar Tage Pause ein.»

Gemüse aus dem Garten

Im Erdgeschoss befinden sich die Küche, der kleine Wohn- und Essbereich sowie Toilette und Dusche. Im halboffenen Obergeschoss sind zwei kleine Schlafzimmer und eine Terrasse mit traumhaftem Ausblick auf die Stadt Córdoba und die Berge. Für den Rentner mit seinen beiden Hunden und dem Büsi Maudi bietet das kleine Haus mit dem eingezäunten Grundstück ausreichend Platz.

Im letzten Sommer konnte Aeberhard schon ein paar Tomaten und Radieschen aus seinem Garten ernten. Dieses Jahr möchte er noch mehr Zeit in den Gemüseanbau investieren. «Das interessiert mich. Mit dem Klima hier ist es aber nicht ganz einfach», erklärt er. Vor einer Woche haben tagelang Temperaturen bis 42 Grad geherrscht, dann sei das Thermometer nach Starkregen plötzlich auf 17 Grad gesunken.

Aeberhard kommt mit dem Klima und den Gepflogenheiten in Argentinien aber ganz gut zurecht. Er hat viele Freunde, die er regelmässig trifft und die ihn unterstützen. So beispielsweise beim Hausbau und grösseren Transportfahrten mit dem Auto. «Ich hatte nie ein eigenes Auto und mache alles mit dem Motorrad. Beim Zirkus wurden meist mehrere Wohnwagen an ein Auto angehängt, und so war ein Auto für mich nie nötig», erzählt der Rentner.

Ein Herz für Artisten

Gesundheitlich geht es dem Schweizer trotz seinem Rückenleiden gut. Regelmässig macht er Gymnastik und trainiert gelegentlich mit jungen Artisten. Manchmal erhält er dafür einen kleinen Zustupf.

«Meistens mache ich das gratis. Viele der Jungen hier sind arm, und wenn ich ihnen etwas für ein besseres Leben mitgeben kann, mache ich das gern. Ich habe ein sensibles Herz.» So erzählt er vom achtjährigen Jungen, den er vor Jahren unterstützte und der mittlerweile in Mexiko erfolgreich bei einem Zirkus ist und noch immer mit Aeberhard in Kontakt steht.

Besuch in der Schweiz geplant

Schwieriger ist seit der Scheidung der Kontakt zu Aeberhards inzwischen erwachsenen Töchtern. Das belastet den Rentner. «Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder einmal in die Schweiz reisen und mich mit meinen Töchtern aussprechen kann.»

Seinen Lebensabend wird Aeberhard aber in Argentinien verbringen. Das Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung seien gut und Behandlungen im Spital kostenlos. Seit kurzem hat der Schweizer auch wieder eine Partnerin. «Wenn nötig, würde sie mich zu Hause pflegen. Ich achte aber auf meine Gesundheit und denke, die nächsten zehn Jahre kann ich noch gut allein für mich sorgen und in meinem Haus leben.»

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