So schützt man sein Haus vor Einbrechern
3:43
Sicherheitsberatung:So schützt man sein Haus vor Einbrechern

Mit dem Sicherheitsberater der Kapo unterwegs
So macht man Einbrechern das Leben schwer

Ungebetene Besucher in den eigenen vier Wänden sind ein Albtraum. Die Kantonspolizei Zürich bietet darum Sicherheitsberatungen an und zeigt Schwachpunkte am Haus auf. BLICK hat einen davon bei einem Hausbesuch begleitet.
Publiziert: 18.10.2019 um 16:25 Uhr
|
Aktualisiert: 17.12.2020 um 07:03 Uhr
In einem typischen Einfamilienhausquartier wie diesem war BLICK bei einer Einbruchschutzberatung der Kapo Zürich mit dabei. (Symbolbild)
Foto: KEYSTONE
1/8
Corine Turrini Flury

In einem typischen Einfamilienhausquartier besucht Guido Karrer, Sicherheitsberater der Kantonspolizei Zürich, den Einfamilienhausbesitzer Daniel Schwarz*. Während rund einer Stunde informiert Karrer kostenlos den Hausbesitzer vor Ort über Schwachstellen im Haus und erläutert technische Möglichkeiten, um das Einfamilienhaus besser gegen Einbrecher zu schützen.

Der Sicherheitsberater der Kantonspolizei gibt aber bei seinem Rundgang auch Verhaltenstipps, die ungebetene Besucher fernhalten oder in die Flucht schlagen sollen.

Weniger Einbrüche in der Schweiz

Die gute Nachricht vorweg: In den letzten Jahren haben sich in der Schweiz und Deutschland Einbrüche um 50 Prozent reduziert. Die schlechte Nachricht: 2018 wurden im Kanton Zürich trotzdem noch 3908 Einbrüche in Wohnungen oder Häuser verübt.

Auch bei Familie Schwarz hat ein Einbrecher schon sein Glück versucht und wollte sich durch die Haustüre Zugang verschaffen. Sein Vorhaben hat der Täter aber glücklicherweise aufgegeben, bevor er ins Haus gelangte. Die Spuren an der Türe sind aber bei genauem Betrachten noch sichtbar. Daniel Schwarz: «Das gibt schon ein ungutes Gefühl, und ich möchte mich jetzt darum informieren, wie der Sicherheitsberater unser Haus einschätzt und wo er Handlungsbedarf für mehr Sicherheit bei uns zu Hause sieht.»

Türen und Fenster immer abschliessen

Bei Neubauten oder geplanten Umbauten rät Karrer grundsätzlich zu Fenster und Sitzplatztüren der Widerstandklasse RC2, welche neben robuster Konstruktion über Sicherheitsverglasung, -beschläge und abschliessbare Griffe verfügen. Anschauungsmaterial hat Karrer zur genauen Erklärung in seinem Koffer dabei.

«Meistens ist ein Einbrecher weg, wenn er nicht innert etwa 50 Sekunden ein Fenster öffnen kann», erklärt Polizist Karrer im Beratungsgespräch. Daher auch Karrers Ratschlag, Türschlösser auch bei kurzer Abwesenheit immer mit dem Schlüssel entsprechend abzuschliessen, das heisst, den Schliesszylinder bis zum Anschlag zu drehen. Damit ist der Aufwand für Einbrecher schon erheblich grösser. Gleiches gilt für abschliessbare Fenster und Balkontüren. Werden sie mit dem Schlüssel abgeschlossen, bietet das zusätzlichen Schutz.

Licht in Innenräumen hat abschreckende Wirkung

Weiter weist der Sicherheitsberater darauf hin, dass Licht in den Innenräumen eine einfache und kostengünstige abschreckende Wirkung auf Einbrecher hat. «In der Regel will ein Einbrecher keinen Kontakt und verschwindet, wenn er damit rechnen muss, dass die Bewohner anwesend sind.»

Daher auch der Hinweis, sich durch Rufen und Licht bemerkbar zu machen, falls man doch einmal durch ungewohnte Geräusche in der Nacht geweckt wird und befürchtet, dass sich ein ungebetener Besucher Zugang verschafft hat. «Man soll sich einem Einbrecher nicht in den Weg stellen, sondern ihn fliehen lassen und die Polizei über die Notfallnummer 117 informieren. Das ist am sichersten», so der Sicherheitsberater weiter. Den Helden zu spielen, sei riskant und lohne sich nicht.

Ein Augenschein in Haus und Garten

Beim anschliessenden Rundgang im und um das Einfamilienhaus überprüft Karrer einerseits Fenster und Türen der Liegenschaft der Familie Schwarz, erkennt aber auch mit seinem geschulten Auge Schwachpunkte durch die Lage oder Bepflanzung und weist darauf hin. Auch im Aussenbereich lässt sich gemäss Karrer Anwesenheit der Bewohner vortäuschen. Zum Beispiel, wenn in Haushalten mit Kindern, Gummistiefel oder Spielsachen vor der Türe und im Garten stehen oder Getränke und Gläser auf dem Gartentisch sind. «Ein überfüllter Briefkasten kann ein sichtbarer Hinweis auf Ferienabwesenheit sein», sagt Karrer. In Zeiten von Facebook sollte man auch Vorsicht walten lassen, was man über Abwesenheit in den sozialen Medien verrät.

Unverbindliche Ratschläge des Kapo-Fachmanns ohne Kaufempfehlung

Welche Sicherheitsmassnahmen Daniel Schwarz nach der Sicherheitsberatung durch den Kapo-Mitarbeiter treffen wird, ist ihm selber überlassen. Anhand von Broschüren der Schweizerischen Kriminalprävention, die ihm Karrer überlässt und mit einem PDF mit Bildern, kann sich Schwarz mit seiner Familie absprechen und sich entsprechende Offerten einholen. Er erhält ausserdem eine schriftliche Beurteilung, die wenn immer möglich noch am gleichen Tag der Besichtigung vom Sicherheitsberater zugestellt wird.

Karrer und seine Kollegen geben keine Kauf- und Firmenempfehlungen ab. Sie bieten lediglich eine unabhängige, kostenlose und individuelle Beratung vor Ort an. Auch mit allgemein gültigen Ratschlägen ist Karrer zurückhaltend, weil jedes Objekt anhand der Lage sowie Gewohnheiten und Bedürfnisse der Bewohner eine individuelle Beurteilung für die bestmögliche Sicherheit erfordern. Ausserdem spielt auch der Kostenfaktor für technische Massnahmen immer eine Rolle.

Schwarz denkt nach der Besichtigung über mehr Sicherheitsvorkehrungen nach: «Über eine Alarmanlage werden wir uns bei verschiedenen Anbietern jetzt genauer informieren. Als Nächstes stehen dann die Fenster an.»

Einbrüche verhindern ist das Ziel der Aktion «Bei Verdacht Tel. 117 – Gemeinsam gegen Einbrecher» zur Bekämpfung der Einbruchskriminalität. Die Aktion startet am 28. Oktober 2019 und dauert bis Ende Februar 2020.

Mit Beginn der Winterzeit nimmt die Zahl der Einbrüche tendenziell zu. Einbrecher nutzen die früh einsetzende Dämmerung und dringen vorzugsweise spontan in Einfamilienhäuser sowie in Parterrewohnungen von Mehrfamilienhäusern ein. Mit der Aktion «Bei Verdacht Tel. 117 – Gemeinsam gegen Einbrecher» wird mit Plakaten und Flugblättern in leuchtenden Farben und mit einem Kurzfilm sowie im direkten Kontakt mit der Bevölkerung daran erinnert, bei verdächtigen Wahrnehmungen die Notrufnummer 117 anzurufen. Zudem setzt die Polizei auf mehr Patrouillen und erhöhte Kontrolltätigkeit. Die kostenlose Sicherheitsberatung der Kantonspolizei wird das ganze Jahr angeboten.

* Name geändert

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?