Alleinerziehende Mutter zieht in Budget-Bijou
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Traumwohnung mitten in Zürich:Alleinerziehende Mutter zieht in Budget-Bijou

Vom Stadtrand in die Zürcher Innenstadt
Eine Wohnung fast wie ein Lottogewinn

Petra Heussi (42) hat mit ihren zwei Söhnen mitten in der Stadt Zürich eine Vierzimmer-Wohnung gefunden. Endlich haben die beiden Teenager je ein eigenes Zimmer. Die alleinerziehende Mutter muss für die Miete aber Sondereinsätze an ihrer Arbeitsstelle leisten.
Publiziert: 14.05.2023 um 10:57 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2023 um 10:08 Uhr
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

«Eine solche Wohnung zu diesem Preis zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto», freut sich Petra Heussi (42). «Darum habe ich zugesagt, obwohl die Miete für mich als Alleinerziehende sehr hoch ist.» Für ihre neu bezogene, städtische Vierzimmerwohnung im Zürcher Kreis eins, bezahlt sie 1884 Franken brutto.

Mitte April war die Schlüsselübergabe. Seither hat die Mutter mit ihren Söhnen Hunter (14) und Julian (13) sowie Bekannten fortlaufend Kisten und Möbel in die Zürcher Innenstadt transportiert. «Einen Teil mit Mobility-Lieferwagen und manchmal sogar mit dem Tram», erzählt sie lachend.

Noch nicht fertig eingerichtet

Die renovierte Altbauwohnung liegt im dritten Stockwerk und hat keinen Lift. Der Umzug von ihrer Dreizimmer-Genossenschaftswohnung in Zürich-Seebach für 1200 Franken inklusive Nebenkosten in ihr neues Zuhause steckt Petra Heussi noch etwas in den Knochen. «Ich habe den Umzug unterschätzt. Das war ziemlich mühsam, auch weil das Treppenhaus recht eng ist», so Heussi.

Petra Heussi (42) und ihre Söhne Hunter (links) und Julian (rechts) sind happy. Für die alleinerziehende Mutter ist die Vierzimmer-Wohnung fast wie ein Lottosechser.
Foto: Zvg
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Noch hat die Familie mit zwei Hauskatzen und drei Vögeln nicht alles perfekt eingerichtet. Es werden noch Lampen und Regale montiert. Die beiden Zimmer der Teenager sind aber schon fertig und Hunter und Julian geniessen, dass endlich jeder ein eigenes Reich hat.

Grössere Wohnung

Die Söhne waren auch der entscheidende Grund, dass Petra Heussi schon länger auf Wohnungssuche war. In der Genossenschaft in Zürich-Seebach war in absehbarer Zeit keine grössere Wohnung für die Familie in Aussicht.

«Hunter und Julian hatten ein Zimmer zusammen, aber bei Teenagern wird das langsam schwierig. Das gab oft Unstimmigkeiten. Zum Beispiel, weil einer das Fenster über Nacht offen will und der andere lieber bei geschlossenem Fenster schläft», so die Mutter.

Gemeinsam mit 60 anderen Wohnungssuchenden konnte sie im Januar 2023 die Vierzimmer-Wohnung in der Nähe der Urania-Sternwarte besichtigen, nachdem sie ihre Steuerunterlagen mit der Bewerbung für die städtische Altstadtwohnung eingereicht hatte.

Knarrende Böden und reichlich Platz

Petra Heussi gefiel die Wohnung mit den knarrenden Holzböden und Stuckaturen auf Anhieb. «Das erinnert mich an unser altes Haus in Buchs SG, wo ich aufgewachsen bin. Und es gibt mir ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.»

Alle Zimmer sind genug gross und in der ganzen Wohnung finden sich reichlich Einbauschränke, sowie ein Reduit. Auch das Badezimmer ist grosszügig und bietet Platz für ein Regal. «Die Küche ist etwas kleiner, mit weniger Schränken als vorher, aber ich habe vor dem Umzug schon gut ausgemistet und entsorgt, damit der Platz ausreicht», so Heussi.

Eigener Balkon und Terrasse zur Mitbenützung

Besonders begeistert war sie vom Balkon: «Wir haben Platz zum draussen Sitzen und es ist ruhig.» Zur obersten Wohnung im Mehrfamilienhaus mit fünf Mietparteien gehört zudem eine kleine Dachterrasse mit Blick auf die Limmat, die Familie Heussi in Absprache mitbenutzen darf.

«Mit einer Freundin im Sommer dort oben Kaffee trinken, würde ich schon gern mal. Am liebsten bin ich aber nach der Arbeit einfach gern entspannt in meinem eigenen Zuhause», erzählt sie.

Näher zur Schule und zur Arbeit

Ihren Söhnen, die bei der Wohnungsbesichtigung nicht dabei sein konnten, zeigte die Mutter Fotos und Videos auf dem Handy. Beide Jungs von Petra Heussi haben ADHS und besuchen die Schule mit dem Zug in einer Institution ausserhalb von Zürich, wo sie auch teilweise übernachten.

Ab Sommer ist geplant, dass der ältere Sohn das zehnte Schuljahr in Zürich besuchen kann. «Weil wir so nah beim Hauptbahnhof wohnen, haben die Jungs 30 Minuten weniger Wegzeit zur Schule», freut sich Heussi. Sie selbst spart beim Pendeln mit dem ÖV zu ihrem 100-Prozent-Job in einem Labor in Basel neu auch viel Zeit ein.

Freude überwiegt trotz Existenzängsten

Hunter und Julian waren anhand der Bilder sofort von der neuen Wohnung mit eigenem Kinderzimmer begeistert, auch wenn sie wissen, dass mit den höheren Mietkosten die ganze Familie den Gürtel finanziell noch etwas enger schnallen muss. «Ich freue mich sehr über die tolle Wohnung, aber ich hatte schon schlaflose Nächte, als ich Ende Februar zugesagt und den Mietvertrag unterschrieben habe», sagt die Mutter.

In der alten Minergiewohnung hat sie von der Heizkostenabrechnung Ende Jahr noch Geld zurückerhalten. Das dürfte sich mit den gestiegenen Energiepreisen sowie mit den Heizkosten in der Altstadtwohnung ändern und bereitet der Mutter etwas Sorgen. Sie wird sich die höheren Mietkosten im wahrsten Sinn des Wortes vom Mund absparen: «Statt in der Kantine zu essen, werde ich meinen Znüni und das Mittagessen von zu Hause mitnehmen. So kann ich noch etwas sparen.»

Zudem wird sie vermehrt besser bezahlte Pikett- und Sonntagsdienste an ihrer Arbeitsstelle übernehmen, damit Ende Monat etwas mehr Lohn auf ihrem Konto ist. Petra Heussi: «Als Alleinerziehende bin ich Existenzängste gewohnt. Jetzt freuen wir uns aber einfach mal an unserem neuen Zuhause.»

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