Schweizer Familie zeigt ihren Campingplatz im Schwarzwald
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Rundgang durch die Anlage:Schweizer Familie zeigt ihren Campingplatz im Schwarzwald

Von Willisau LU in den Schwarzwald
Schweizer Familie erfüllt sich Traum vom eigenen Campingplatz

Die Schweiz ist bei den deutschen Nachbarn ein beliebtes Einreiseland. Das Luzerner Ehepaar Priska (58) und Vinzenz Blum ist den umgekehrten Weg gegangen. Sie haben ihr Haus im Willisau LU verkauft und leben seit 2013 im Schwarzwald – auf ihrem eigenen Campingplatz.
Publiziert: 28.05.2023 um 10:50 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2023 um 11:20 Uhr
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Corine Turrini FluryRedaktorin Wohnen

«Fast alle wundern sich, dass wir von der Schweiz nach Deutschland ausgewandert sind, während Deutsche gern in die Schweiz ziehen», sagt Vinzenz Blum lachend. Der gelernte Briefträger, der später in Willsau LU eine Versicherungsagentur führte und dabei von seiner Ehefrau Priska jahrelang unterstützt wurde, hat dafür eine einfache Erklärung: «In der Schweiz einen Campingplatz zu kaufen, hätten wir uns nicht leisten können.»

Ausserdem seien Kaufangebote von Campingplätzen selten, eher werden Pächter gesucht, ergänzt Priska Blum. «Wir wollten etwas Eigenes.» Durch Zufall wurde die Familie 2012 im Schwarzwald fündig. Seit 2013 lebt das Ehepaar Blum seinen Traum in Wolfach-Halbmeil (D), rund zwei Stunden entfernt vom vormaligen Wohnort Willisau.

Kaufentscheid mit Kopf- und Bauchgefühl

Die beiden Töchter Corinne und Michelle, die damals beide noch in der Ausbildung waren, verblieben im Einfamilienhaus in Willisau. «Uns war auch wichtig, dass wir, falls es «brennt», schnell bei unseren Kindern in der Schweiz sind», erklärt der Vater. Beide Töchter standen hinter dem Entscheid der Eltern und waren von Anfang an begeistert vom Campingplatz «Trendcamping» im Schwarzwald.

Die Grösse und die Lage des Campingplatzes mit Restaurant und Wohnhaus in Wolfach-Halbmeil im Kinzigtal war genau das, was sich die Schweizer Familie Blum erträumt hat.
Foto: zVg
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«Wir haben, seit unsere Kinder auf der Welt sind, immer gemeinsam Campingferien gemacht und waren mit unserem Wohnmobil unterwegs», erzählt Vinzenz Blum. Schon lang hegte das Ehepaar Blum den Wunsch, sich einen eigenen Campingplatz zu kaufen. 2012 wurde die Idee konkret. Bei der Besichtigung des Campingplatzes Wolfach-Halbmeil im Kinzigtal war die Familie sofort hell begeistert: «Es war ein Kopf- und Bauchgefühl. Wir sahen, dass dieser relativ neue Campingplatz mit Restaurant, an dieser traumhaften Lage und in dieser Grösse genau das ist, wonach wir suchten. Auch unsere Töchter waren gleich Feuer und Flamme», erinnert sich Priska Blum.

Unfertiges Wohnhaus selber ausgebaut

Anfang 2013 wurden Blums für rund 700’000 Franken die neuen Besitzer des Campingplatzes mitten im Schwarzwald. Sie zogen in das noch unfertige Wohnhaus ein. «Das Haus war noch im Bau, aber bewohnbar. Wir sind handwerklich geschickt und haben selbst und mit Unterstützung von Freunden die beiden Wohnungen fortlaufend weiter ausgebaut», erklärt Vinzenz Blum.

Knapp 200’000 Franken hat das Ehepaar zusätzlich in den Hausbau investiert. Das Haus in Willisau wurde verkauft, nachdem die Töchter ihre Ausbildungen abgeschlossen hatten und in WGs gezogen waren. «Wir kommen aus bescheidenen Verhältnissen. Mit dem Hausverkauf konnten wir uns diese neue Existenz in unserer neuen Heimat finanzieren und aufbauen», sagt der Familienvater.

Neustart in der neuen Heimat mit Plan B im Kopf

Erstellt wurde der Campingplatz im Jahr 2000. Er hatte bereits mehrere Besitzer, die bald wieder aufgaben. «Wir gaben uns fünf Jahre Zeit, unser Geschäft aufzubauen und Bilanz zu ziehen, aber wir hatten auch immer einen Plan B, damit wir nicht in finanzielle Nöte kamen, und haben hart gearbeitet», so die Ehefrau.

Geplant war, dass das Ehepaar, um Kosten zu sparen, während der Saison alle anfallenden Arbeiten wie kochen, servieren, Umgebungs- und Reinigungs- und alle Büroarbeiten selber erledigen und in den Wintermonaten mit dem eigenen Camper Ferien machen kann. «Notfalls hätten wir auch im Winter gearbeitet und uns anstellen lassen, damit wir über die Runden kommen», sagt Priska Blum. Zusammenzuleben und zusammen arbeiten, funktioniert beim Ehepaar gut. «Wir wussten schon von unserer gemeinsamen Arbeit in der Schweiz, dass wir als Team funktionieren. Die Arbeit muss aufgeteilt werden und man muss sich gegenseitig Verantwortung überlassen, dann klappt das», weiss die Ehefrau.

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Viele Stammgäste

Anfangs halfen auch die Töchter Corinne und Michelle auf dem Campingplatz ihrer Eltern mit. Inzwischen haben Blums sechs Teilzeit-Angestellte und konnten viele Stammgäste aus der Schweiz, Holland und Deutschland für sich gewinnen. Im Ort haben sie sich gut und schnell eingelebt, pflegen Kontakte mit den Einheimischen, kaufen regional ein, haben mit den Behörden nur positive Erfahrungen gemacht und fühlen sich gut aufgenommen.

Anfangs seien sie etwas kritisch betrachtet worden, als bekannt wurde, dass mit den Schweizern schon wieder neue Besitzer den Campingplatz führten. Das habe sich aber bald gelegt, sind sich Vinzenz und Priska Blum einig. «Die direkte Art der Deutschen war am Anfang für uns etwas gewöhnungsbedürftig, aber viel anders als im Luzerner Hinterland sind die Leute im Schwarzwald nicht, und es ist hier so schön wie in der Schweiz», meint Vinzenz Blum. Mit Distanz zur Schweiz finden inzwischen Blums zuweilen die Schweiz etwas «bünzlig», gestehen sie schmunzelnd. «Das fällt einem erst auf, wenn man nicht mehr im System ist und in einem anderen Land lebt. Das erweitert den Horizont», findet Vinzenz Blum.

Nachfolge bereits geregelt

Ihren Entschluss auszuwandern haben Blums nicht bereut. Priska Blum: «Wir sind glücklich und dankbar, für das, was wir uns hier aufbauen konnten.» Für die Zukunft hat das Ehepaar schon länger vorgesorgt: Vor zwei Jahren ist Tochter Michelle (28) und später ihr Ehemann Hashmatullah Betab (32) von der Schweiz nach Deutschland gezogen. Das junge Ehepaar lebt in der zweiten Wohnung im Haus der Eltern und ist auf dem Campingplatz angestellt. «Wir haben eine harmonische Beziehung und das klappt sehr gut», sagt Papa Blum.

Während Betab bereits Erfahrung in der Gastronomie hatte, ist die gelernte Arztgehilfin Michelle in einem für sie komplett anderen Berufsgebiet tätig. «Mir macht es Spass und ich war schon von Anfang an im Betrieb eingebunden», sagt sie. Im September erwarten sie und ihr Ehemann das erste Kind. Damit wird schon die nächste Generation auf dem Campingplatz aufwachsen. Michelle Blum: «Das ist doch schön, wenn ein Kind hier aufwachsen kann und neben den Eltern auch die Grosseltern enge Bezugspersonen sind und bei der Betreuung mithelfen können.» Neben den neuen Elternaufgaben werden Michelle und ihr Ehemann 2024 den Campingplatz von ihren Eltern übernehmen und tragen dann die Hauptverantwortung.

Priska und Vinzenz Blum werden nach der Übergabe kürzertreten im Betrieb. «Dann haben wir etwas mehr Zeit und können unsere Tochter Corinne, die mit ihrer Familie in Frankreich lebt, mit unserem Wohnmobil mehr besuchen und dort auch unser Enkelkind Melody geniessen.»

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