Zürcher Paar möbelt Landsitz aus dem 16. Jahrhundert auf
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Traum-Anwesen in Frankreich:Zürcher Paar möbelt Landsitz aus dem 16. Jahrhundert auf

Wo einst ein König logierte, ist ihr neues Zuhause
Zürcher Paar renoviert historisches Haus in Frankreich

Sylvia Heri (45) und François Heitz (53) haben sich in Frankreich einen Traum erfüllt. Das Zürcher Paar hat in Francescas bei Nérac einen verwaisten königlichen Landsitz aus dem 16. Jahrhundert gekauft und selber renoviert.
Publiziert: 20.02.2022 um 10:03 Uhr
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Aktualisiert: 09.12.2022 um 14:49 Uhr
Corine Turrini Flury

Lange hat das Ehepaar Sylvia Heri (45) und François Heitz (53) aus Herrliberg ZH davon geträumt, sich ein altes Schloss zu kaufen und zu renovieren, wie in den TV-Serien, die sie sich gerne gemeinsam anschauten.

«Wenn man Träume hat, sollte man versuchen, sie zu verwirklichen. Man weiss nie, wann es zu spät ist», meint Heitz im Gespräch mit Blick. Sein Geld hat er als Unternehmensberater verdient. Zuletzt war er in der Geschäftsleitung eines Start-ups tätig.

Von stundenlangen Meetings und Geschäftsreisen hatte er genug, also kündigte er seinen Job. Der Zeitpunkt war gekommen, mit seiner Frau den Traum zu verwirklichen und künftig mehr Zeit gemeinsam zu verbringen.

Die erste Besichtigung des verlotterten Anwesens in Francescas bei Nérac. Hier hatte Henri IV. vor 500 Jahren seinen Jagdsitz. Vom Glanz war nicht mehr viel übrig. Das Ehepaar Sylvia Heri und François Heitz liessen sich nicht abschrecken.
Foto: zVg
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Verlottertes Objekt mit magischer Anziehungskraft

Das Paar besichtigte in Frankreich verschiedene zum Verkauf stehende Liegenschaften, bis es in Nérac im Südwesten Frankreichs fündig wurde.

«Wir haben so viele Objekte angeschaut, aber von diesem Haus an diesem aussergewöhnlichen Ort fühlte ich mich sofort magisch angezogen, auch wenn es in ziemlich verwahrlostem Zustand war», schwärmt der Zürcher.

Auch Sylvia Heri sah das Potenzial und war begeistert. Im August 2019 unterschrieben die beiden den Kaufvertrag. Deutlich weniger als eine Million Franken hat das Anwesen mit 40'000 Quadratmetern Land im Südwesten Frankreichs gekostet. «In der Schweiz wäre so etwas unbezahlbar. In der Agglomeration von Zürich kostet eine kleine Wohnung heute schon um eine Million», weiss Heitz.

Wo vor 500 Jahren der französische König Henri IV. seinen Jagd- und Landsitzsitz mit Nebengebäuden hatte, lebt heute nach umfassender Renovierung das Schweizer Ehepaar im Herrenhaus. Seit 2021 führen sie ein kleines Boutique-Hotel mit zwei Gästezimmer. Im Frühling wird ein drittes Gästezimmer fertiggestellt

2021 hat er zudem den ehemaligen Bauernhof auf dem Grundstück, selber zu einer Zweizimmerwohnung mit Küche für Verwandte, Freunde oder Feriengäste umgebaut.

Umbau ohne Baupläne und mithilfe von Youtube-Videos

Die Hauptarbeiten bei den Renovierungen hat Heitz selber vorgenommen. Die neue Wärmepumpenheizung wurde von lokalen Handwerkern installiert und auch sämtlichen Elektroarbeiten wurden fachmännisch ausgeführt. «Das muss alles sicher sein und funktionieren», so Heitz.

Alles andere wie Maler- und Gipserarbeiten oder den Kücheneinbau hat der Schweizer ausgeführt. In Youtube-Filmen hat er sich alles abgeschaut und umgesetzt. «Ich habe grössten Respekt vor jedem Handwerker.»

Die grösste Herausforderung bei den Arbeiten seien die fehlenden Pläne gewesen, weil damit nicht klar war, wo die Leitungen durchgehen. «Dafür schlafe ich jetzt ruhig, denn ich weiss jetzt genau, wo was ist und kann, wenn nötig, selber Reparaturen vornehmen. In einem so alten Haus lottert immer irgendwo etwas und es gibt immer zu tun.»

Auch wenn Heitz sieben Tag die Woche arbeitet, fühlt er sich nicht gestresst. Er renoviert, macht den Garten, bekocht und bewirtet Gäste und unternimmt ausgedehnte Spaziergänge mit Hündin Luna. «Ich sehe das nicht als Arbeit, sondern als sinnvolle Beschäftigung», so der Zürcher.

Sicheres Einkommen während der Pandemie

Ehefrau Sylvia, die in der Finanzbranche tätig ist, hat ihren Job vorläufig noch behalten und pendelt zwischen der Schweiz und Frankreich. Weil der Umzug und der Neustart in der neuen Heimat genau auf den Lockdown fiel, war lange unklar, wie sich das neue Leben entwickelt.

Ihr Sabbatical und die unbezahlten Ferien nutzt Ehefrau Sylvia, um Zeit bei ihrem Mann und Hündin Luna in Frankreich zu verbringen. Sie hilft auch bei der Bewirtung von Freunden und Gästen mit. «Wenn meine Frau hier ist, wollen wir es aber vor allem auch geniessen, denn schliesslich gibt Sylvia vorläufig noch ihren Urlaub dafür her.»

Charme und Stil

Beim Umbau war den beiden wichtig, dass der Charme der uralten Gebäude erhalten blieb. Die Aussenfassaden wurden belassen, die Fensterläden neu gestrichen.

Auch die meisten Böden wurden nur aufgefrischt. «Die Bausubstanz der alten Gebäude in Frankreich ist ziemlich gut», so der Bauherr. Die geschmackvolle Einrichtung mit Liebe zum Detail stammt von Reisen, die Sylvia Heri und François Heitz unternommen haben.

«Wir mögen den Stil der 60er- und 70er-Jahre», sagt François Heitz. Einige Trouvaillen fanden sie auch bei einem nahe gelegenen Antiquitätengeschäft.

Wenige Touristen und viel Ruhe

Neben der Ruhe und der Landschaft schwärmt das Paar auch vom Essen und vom Wein in Frankreich. Beides geniessen sie gern auch mit ihren Gästen. «Unsere Gegend wird auch als die Toskana von Frankreich bezeichnet. Es ist aber weniger voll von Touristen und günstiger», sagt der Zürcher.

Die Küche wie auch das Wohn- und Esszimmer im alten Herrenhaus der Schweizer ist für die Gäste offen und die Mahlzeiten, die der Gastgeber selber zubereitet, wird an einem grossen Tisch im Esszimmer oder im Freien serviert.

«Vieles wächst bei uns im Garten und den Rest kaufen wir auf dem Markt oder in den Geschäften in Nérac. Bei uns ist es sehr familiär und es haben sich mit den Gästen einige Freundschaften ergeben.»

Angestellte gibt es im «Maison Duroy» keine. «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass wir ein kleines, aber feines Haus haben wollen, wo wir uns noch selber um alles kümmern können und Zeit für Freunde, Gäste und für uns haben», so der Schweizer.

Ende der Fernbeziehung in Sicht

Der Start als Gastgeber im Sommer 2021 ist trotz der Pandemie und zwischenzeitlich erneuten Schliessungen wegen den Corona-Massnahmen besser verlaufen als erwartet.

Bald wird Sylvia Heri die Einzimmerwohnung in Herrliberg und ihren Job in der Schweiz aufgeben und ganz nach Frankreich ziehen. Bis dahin ist der Ehemann mit weiteren Renovationen und der Erweiterung des Gemüsegartens beschäftigt und kümmert sich um die Gäste.

François Heitz: «Wir freuen uns schon sehr, wenn wir uns bald gemeinsam um unser ‹Baby› in Frankreich kümmern und endlich viel gemeinsame Zeit verbringen können.»

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