«So zu wohnen ist einmalig»
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Rentnerpaar lebt in Silo:«So zu wohnen ist einmalig»

Wohnen im Silo in Herznach AG
Wo einst hart gearbeitet wurde, geniesst ein Paar sein Rentnerleben

Brigitte Deiss (69) und Ueli Hohl (80) wohnen seit 2004 in einem umgebauten Silo beim Bergwerk in Herznach AG. Blick hat das Paar in seinem aussergewöhnlichen Zuhause im Fricktal besucht.
Publiziert: 20.08.2023 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 19.10.2023 um 17:51 Uhr

Seit 1967 ist der Betrieb im Erzbergwerk in Herznach AG stillgelegt. Die Gebäude verlotterten fortlaufend. Der gelernte Mühlebauer Ueli Hohl (80) sah darin eine gute Gelegenheit, sich in Herznach selbstständig zu machen.

Während zehn Jahren lebte Hohl hier zur Miete. 1980 konnte er die Liegenschaften mit Werkstatt und dem Planungsbüro, das sie auch bewohnten, inklusive des Betonsilos aus dem Jahr 1942 erwerben. «Das waren alles nur noch Ruinen, aber für meine geplante Selbstständigkeit war es passend, denn wir wollten uns mit dem Kauf nicht verschulden», erzählt der Rentner.

Umnutzung dank Gesetzesänderung

Mit einer Gesetzesänderung im Jahr 2001, die es fortan auch ermöglichte, schützenswerte Bauten umzunutzen, startete das Paar den Umbau des Silos und plante darin seine Wohnung in luftiger Höhe mit Zimmern zur Vermietung an Gäste.

1937 konnte das Bergwerk in Herznach AG seinen Betrieb aufnehmen. Seine Blütezeit erlebt es während des Zweiten Weltkriegs.
Foto: Zvg
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Auf einen Lift hat das Paar aus Kostengründen verzichtet. «Die Idee für das Bed and Breakfast entstand während der Planung. Für uns allein wäre das Ganze viel zu gross», sagt Brigitte Deiss (69).

Die Baupläne hat Ueli Hohl erstellt, und er war auch Bauleiter. Unterstützung hatte er bei den Umbauerarbeiten von Wandergesellen, die er als Autostopper mitgenommen hat. «In wechselnder Besetzung haben sie am Umbau jeweils einen Monat als Handlanger mit mir gearbeitet», sagt Hohl. Dennoch sei die Doppelbelastung für ihn und seine Partnerin «en Chrampf» gewesen. «Wir waren beide berufstätig und haben am Feierabend und an den Wochenenden am Umbau gearbeitet.»

Der Innenausbau für Küche und Bad wurde von Schreinern und Fachleuten auf Mass angefertigt. «Aufgrund der speziellen Form und der Nischen wäre das für uns zu kompliziert geworden», so Brigitte Deiss.

Wenig Privatsphäre durch offene Bauweise

2004 sind Brigitte Deiss und Ueli Hohl in ihr aussergewöhnliches, frisch umgebautes Zuhause im ausgedienten Silo eingezogen, und Brigitte Deiss führte das darüberliegende B&B mit viel Leidenschaft bis 2019. Sie sagt: «Seither haben wir es verpachtet und geniessen jetzt das Rentnerleben.»

Durch die offene Bauweise hat das Rentnerpaar immer noch Kontakt mit den Gästen, die im Silo übernachten. Bis auf Schlafzimmer und Bad sind alle Räume der Wohnung zu den darunterliegenden Gästezimmern hin offen. Als mangelnde Privatsphäre sieht das Paar das aber nicht. Im Gegenteil. «Für uns sind diese Begegnungen mit Gästen und Interessierten, die an den Führungen im Bergwerk teilnehmen, eine Bereicherung», sagt Brigitte Deiss.

Viel Grün und Weitsicht

Im Sommer ist das Paar besonders gern am Weiher auf dem Grundstück. Das ganze Jahr haben sie aber auch von ihrer Wohnung Weitsicht und Blick ins Grüne – durch die Fensterfronten, die rund um ihre Wohnung verbaut sind.

Fast wähnt man sich als Teil der Natur, wenn man vom Ess- oder dem offenen Wohnbereich aus auf die Bäume blickt. «Diese Aussicht ins Grüne ist einmalig. Wir nehmen den Wechsel der Jahreszeiten intensiv wahr, und das gefällt uns sehr», schwärmt Deiss.

Noch keine Zukunftspläne

Das Paar ist noch immer glücklich in seinem bewohnbaren Silo und hofft, dass es hier auch noch einige Jahre leben und seinen Wohntraum geniessen kann.

Über die Zukunft mag sich das Paar mit erwachsenen Kindern und sieben Enkelkindern jetzt noch keine Gedanken machen. Ueli Hohl: «Solange wir die 80 Treppenstufen zur Wohnung laufen können, bleiben wir sicher hier.»

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