#aufbruch mit Patrizia Laeri: An alle Chefs
Warum es sich lohnt, Frauen zu befördern

65 Prozent der Beförderungen in Schweizer Konzernen gehen an Männer. Das zeigen neue Daten der Uni St. Gallen. Warum das ein Fehler ist, schreibt Patrizia Laeri in einem offenen Brief an alle Chefs.
Publiziert: 03.09.2019 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2020 um 08:25 Uhr
Patrizia Laeri, SRF-Wirtschaftsredaktorin und Moderatorin.
Foto: Thomas Buchwalder
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Patrizia LaeriKolumnistin

Liebe Chefs von Frauen

Sie haben wahrscheinlich einen Riesenfehler gemacht. Einer, der Sie unnötig viel kostet und die Budgetziele verfehlen lässt. Es geht um Ihre Mitarbeiterin. Ja um die, die im Team beliebt ist und ständig liefert. Die, welche auch noch zehn Prozent weniger kostet als der Kollege, der den gleichen Job macht. Sie haben sie leider nicht befördert.

Wie die meisten Chefs in der Schweiz haben Sie also wieder einen Mann befördert. 65 Prozent der Beförderungen gingen in Schweizer Konzernen ja an Männer, wie neue Daten der Uni St. Gallen eben gezeigt haben.

Aha, die Mitarbeiterin arbeitet nur Teilzeit? Und deswegen wollten Sie ihr nicht mehr Verantwortung geben? Also erst mal Gratulation, dass sie flexibles, modernes Arbeiten für alle möglich machen. Sie haben das bestimmt auch eingeführt, weil Studien zeigen, dass sich gerade Teilzeitkräfte auf das Wesentliche konzentrieren und effizienter sind. Und Teilzeit geht auch auf Kaderstufe. Das Konzept heisst Shared Leadership. Warum befördern Sie die Mitarbeiterin nicht zusammen mit dem Kollegen, der gerade Vater geworden ist und auch Teilzeit arbeiten möchte? Chef-Posten teilen? Vielleicht würden Sie staunen, wie gut das geht.

Aha, sie hat nicht verhandelt? Kein Wunder. Frauen wird das Verhandeln negativ ausgelegt.

Haben Sie sich über ihr Potenzial Gedanken gemacht? Nein. Seltsam, Männer werden nämlich wegen ihres Potenzials befördert und nicht nur wegen ihrer Leistung.

Ihre Leistung war nicht genügend? Pardon, aber bleiben Sie da wirklich fair? War der Beförderungsprozess objektiv und transparent? Oder ging es auch um Sympathien? Alle Menschen sind nämlich lieber mit denen zusammen, die ihnen ähnlicher sind. Das nennt sich homosoziale Kooptation. Könnte es sein, dass Sie sich etwa länger an Fehler der Mitarbeiterin erinnern oder erfolgreiche Projekte weniger auf ihr Mitwirken zurückführen als bei männlichen Teamkollegen? Genau das tun nämlich Vorgesetzte. Das haben die Untersuchungen der Uni St. Gallen weiter ergeben. Minderheiten wie Frauen in der Geschäftswelt würden kritischer beurteilt, weil sie von der Norm abweichen.

Genau deswegen haben Sie ja für Frauenförderung viel Geld ausgegeben. Vorschlag: Streichen Sie doch die ganzen teuren Diversity-Programme und tun Sie es einfach: Befördern Sie Frauen.

Aha? Ja! Aber Moment: Es könnte sein, dass es zu spät ist. Ihre Mitarbeiterin könnte nämlich gerade im Begriff sein, zu kündigen. Dann müssen Sie dann wieder Monate lang Interviews führen, neue Kandidaten suchen, diese einarbeiten, nur um gleichzeitig zu realisieren, dass Ihre Mitarbeiterin den Job von zwei Leuten erledigt hat. Sie könnte sich aber auch selbständig machen wie so viele Frauen. Blöd nur, dass Sie sie zum doppelten Preis dann wieder engagieren müssten.

Also was ich sagen wollte: Es ist einfach so unwirtschaftlich, Frauen zu übersehen.

Herzlichen Dank für Ihre Zeit,

Patrizia Laeri #aufbruch

*Patrizia Laeri (42) ist Wirtschaftsredaktorin und -moderatorin von «SRF Börse» und «Eco» sowie Beirätin im Institute for Digital Business der HWZ. Sie schreibt jeden zweiten Mittwoch für BLICK.

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