Der neue Zoobewohner
Krimi um Galapagos-Riesenschildkröte Admond

Der Zoo Zürich hat seit dem 4. Juni einen neuen Bewohner: die Galapagos-Riesenschildkröte Admond. Zoodirektor Severin Dressen erklärt, wie diese ihren Weg nach Zürich fand.
Publiziert: 19.06.2024 um 09:37 Uhr
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Severin DressenDirektor des Zoo Zürich

Die ältesten Bewohner unseres Zoos heissen Nigrita (geb. 1936) und Jumbo (geb. 1957), zwei Galapagos-Riesenschildkröten. Für ihre Art sind sie sogar noch im besten Alter – ihre berühmte Verwandte Harriet wurde 176 Jahre alt. Und wie es sich für Paare im besten Alter gehört, ist ihr Fortpflanzungswille ungebrochen. Als eines von nur wenigen Pärchen in europäischen Zoos sorgen sie seit Jahrzehnten verlässlich für Nachwuchs.

Da liegt es nahe, dass auch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für diese Art vom Zoo Zürich geführt wird. Nigrita und Jumbo gehören zu den wenigen, letzten Zoobewohnern, die noch in der Natur geboren wurden. In den 1940er- und 1950er-Jahren hat man sie von den ecuadorianischen Galapagos-Inseln erst in die USA und dann nach Zürich gebracht. Durch das Washingtoner Artenschutzabkommen wäre ein solcher, damals legaler Transfer heutzutage so gut wie unmöglich.

Den illegalen Wildtierhandel stoppt das aber leider nicht. Das alles bringt mich nun zu Admond und seiner abenteuerlichen Geschichte. Admond ist eine männliche Galapagos-Riesenschildkröte. Mit seinen 2,3 kg und 30 cm Länge ist er im Vergleich zu Jumbo allerdings winzig. Seit kurzem ist er im Zoo Zürich.

Der neue Bewohner im Zoo Zürich: Die Galapagos-Riesenschildkröte Admond.
Foto: Zoo Zürich, Aurelia Prihoda
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Wahrscheinlich wurde er 2018 zusammen mit 122 anderen Babyschildkröten aus einer Zuchtstation für die bedrohte Art auf Galapagos gestohlen. Damals veröffentlichte die ecuadorianische Regierung eine weltweite Meldung, um alle Behörden auf diesen Grossdiebstahl aufmerksam zu machen und gerade auch Zollbeamte zu sensibilisieren. Auf Umwegen gelangte Admond in die USA, die eine Drehscheibe und wichtiges Empfängerland für geschmuggelte Tiere darstellen. Von dort wurde er nach Israel weitergeschmuggelt. Hier endete Admonds Leidensgeschichte zum Glück, denn den israelischen Behörden fiel das Tier auf, sie konfiszierten es und brachten es zu den Kollegen vom Ramat Gan Safari Park. Aus Sorge, dass das wertvolle Tier abermals von Wildtierschmugglern geklaut werden würde, wurde Admond vergangenen November in den Zoo von Jerusalem gebracht und dort in einem geheimen, gesicherten Garten verwahrt.

Der Zoo Zürich als EEP-Koordinator dieser Art war in den Prozess involviert, denn es galt eine dauerhafte Bleibe für Admond zu finden. Da es im Zoo Jerusalem keine Artgenossen gab, wurde beschlossen, Admond nach Zürich zu bringen. Am 4. Juni landete er, begleitet von einem Zoomitarbeiter und einer Behördenvertreterin, wohlbehalten in der Schweiz und befindet sich nun in unserer Quarantänestation.

Vielleicht wird er im Zuge der Arterhaltung irgendwann in einen anderen Zoo weiterziehen, vielleicht irgendwann bei uns für Nachwuchs sorgen. Weibchen seines Jahrgangs hätte es bei uns – mit «B83018» und «B40093» haben sie aber weniger wohlklingende Namen als Admond.

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