Gopfried Stutz über die rekordtiefen Hypozinsen
Hypotheken - so günstig wie noch nie

Die Hyptoheken sind in der Schweiz so günstig wie noch nie. Doch zu welcher Laufzeit soll man eine davon aufnehmen?
Publiziert: 16.07.2019 um 13:15 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2019 um 11:01 Uhr
Claude Chatelain

«Noch nie war es in der Schweiz so günstig, Hypotheken aufzunehmen, liess uns der Vergleichsdienst Moneyland am Mittwoch wissen. Im Schnitt kosteten fünfjährige Festhypotheken 0,96 und zehnjährige 1,08 Prozent. Im Februar letzten Jahres lagen diese Werte bei 1,28 und 1,75 Prozent, was im historischen Vergleich ebenfalls sehr tief war.

Noch am gleichen Tag belehrt uns Adrian Wenger vom Hypothekenzentrum auf cash.ch: «Der Zeitpunkt für eine Festhypothek ist völlig falsch.»

Ich reibe mir die Augen. Was will man denn noch? Soll man warten, bis man für Hypotheken einen Zins erhält, statt dass man einen zahlen muss? Nun, vielleicht kommt es so weit. Schliesslich gibt es ja auch Negativzinsen (nicht ernst gemeint).

Claude Chatelain, Kolumnist SonntagsBlick und Publizist.
Foto: Paul Seewer

Wenger geht davon aus, dass der Druck auf die Zinsen anhält. Er sieht nicht nur einen leichten, sondern sogar einen starken Zinsdruck auf uns zukommen, ausgelöst durch die Notenbanken Europas und der USA.

In einem Jahr seien die zehnjährigen Festhypotheken womöglich für 0,2 Prozent erhältlich, mutmasst der Hypothekenspezialist. Vielleicht hat er recht, vielleicht auch nicht.

Cash.ch zitierte auch Experten mit einer anderen Meinung: Gemäss Dominique Ackermann von der Avobis Hypothekenbörse sei es heute ein «guter Moment», um in eine langfristige Festhypothek zu wechseln. Zumal Liborhypotheken, deren Zins kurzfristig schwanken kann, nicht viel weniger kostet.

Fragen Sie mich nicht, was ich davon halte. Ich bin – vielleicht im Unterschied zu anderen – kein Hellseher. Und wenn mich jemand aus meinem Bekanntenkreis fragt, was ich ihm empfehlen würde, dann sage ich ihm, ohne gross nachzudenken: «Nimm die Hypothek, mit der du dich am besten fühlst.» Ich gebe zu: Erbsenzähler wissen mit diesem Tipp nichts anzufangen.  Doch wer heute eine Festhypothek zu einem Prozent abschliesst und sich in einem Jahr darüber ärgert, weil sie inzwischen noch um ein paar Prozentpunkte günstiger zu haben wäre, dem ist nicht zu helfen.

Nur eines möchte ich doch noch ans Herz legen: Gehen Sie shoppen. Lassen Sie sich Angebote verschiedener Banken unterbreiten. Denn die Unterschiede von Bank zu Bank können erheblich sein. Gemäss Moneyland ist die günstigste zehnjährige Festhypothek für 0,83 Prozent, die teuerste für 1,3 Prozent zu haben. Das sind aber nur Richtwerte. Gewisse Banken lassen mit sich reden. Und vergessen Sie die Versicherungen nicht. Sie sind tendenziell günstiger als die Banken. Swiss Life und die Zürich Versicherungen haben derzeit interessante Angebote. Wobei sie nur dann interessant sind, wenn sie nicht mit Gegengeschäften, zum Beispiel dem Abschluss einer Lebensversicherung, gekoppelt sind. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und wenn der Vertrag unterschrieben ist, bringt es herzlich wenig, wenn man sich später sagt: Hätte ich doch länger gewartet.

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