Kolumne «So ein Ding!» von Lisa Feldmann
Eine Pilotenbrille verleiht Joe Biden Flügel

Die Ray-Ban-Brille ist ein Markenzeichen von Joe Biden. Tom Cruise machte sie in «Top Gun» zum Kassenschlager – beim neuen US-Präsidenten ist sie ein Ausdruck davon, dass nun auch modisch Stil ins Weisse Haus zurückkehrt.
Publiziert: 01.02.2021 um 09:21 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2021 um 19:25 Uhr
Lisa Feldmann

Ob ein amerikanischer Präsident coolen Style hat, war über die Jahrhunderte nicht wirklich ein Kriterium. Einzig John F. Kennedy schaffte es als Ikone des sogenannten WASP-Looks auf die Seiten einschlägiger Magazine. Selbst der Held aller Hipster, Barack Obama, war berühmt für den einen einzigen Smoking, den er während seiner achtjährigen Amtszeit trug, und seinen spiessigen Freizeitlook (Daddy-Jeans!). Die modischen Lorbeeren überliess er nur zu gern seiner Frau Michelle.

Jetzt ziehen ausgerechnet mit dem Greis Joe Biden gut geschnittene Anzüge, dunkelblaue Polos und elegant sitzende Hosen ins Weisse Haus ein – und ein Accessoire, das schon 2014 im ersten Instagram-Post des damaligen Vizepräsidenten eine Hauptrolle spielt: seine Ray-Ban-Pilotenbrille.

Dieser Klassiker, im Zweiten Weltkrieg erfunden, um die Pioniere unter den Kampfpiloten vor den extremen Lichtreflexen bei hoher Geschwindigkeit zu schützen (Ray-Ban bedeutet Strahlenschutz), wurde gut vierzig Jahre später zum Verkaufsschlager – auf der Nase von Tom Cruise im Blockbuster «Top Gun». Nach einer Ära, die auch modisch von Hippies und Vietnamkrieg-Gegnern geprägt war, entspannte sich in den Achtzigerjahren unter Ronald Reagan das Verhältnis zum Militär wieder. Uniformen wurden auch international zur Inspirationsquelle von Designern.

Lisa Feldmann, Kolumnistin.
Foto: zVg

Für Biden scheint die Sonne heller

Die Pilotenbrille erfreut sich bis heute grosser Beliebtheit. Ihr kriegerisches Image ist einer gewissen Lässigkeit gewichen. Junge Frauen tragen das Modell vor allem im Sommer und dann am liebsten auf Festivals, Jungs bei Outdoor-Aktivitäten von Kanu- bis Cabrio-Fahrten.

Im Gesicht von Joe Biden wurde die Ray Ban zum Symbol von Entschlossenheit, männlichem Selbstbewusstsein, Durchblick. Auf seinen Wahlveranstaltungen unter freiem Himmel, meist in Kombination mit einer Covid-Maske, vermittelten die dunklen Gläser den Eindruck, für Joe Biden scheine die Sonne ein wenig heller. Und unter den Fan-Artikeln seines Wahlkampfs waren T-Shirts nur dann Bestseller, wenn sein Konterfei hinter den dunklen, goldgerahmten Gläsern verborgen war.

In Interviews dazu befragt, erzählt Biden, wie er bis zu zehn Modelle pro Jahr kaufe, weil immer wieder eines von Fans geklaut würde – und wundert sich scherzhaft, warum ihm der Hersteller nicht längst einen Sponsorvertrag angeboten hat.

Nun schreibt diese Brille Geschichte. Eine bessere als jeder Hollywood-Film.

Lisa Feldmann hat sich schon als Chefredaktorin der Zeitschrift «Annabelle» über die tiefere Bedeutung unserer alltäglichen Lifestyleprodukte Gedanken gemacht. Heute liest man darüber jeden zweiten Samstag hier und auf Instagram unter feldmanntrommelt. Zu hören ist sie im BLICK-Podcast «Bikini».

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