Kolumne von Stefan Meierhans
Die Sache mit dem Sonnenblumenöl

Die Klagen über die Lebensmittelpreise häufen sich beim Preisüberwacher. Die offizielle Teuerung liegt zwar bei gerade noch 1,3 Prozent. Die Realität im Portemonnaie vieler ist jedoch eine andere – und zwar nicht nur gefühlt.
Publiziert: 19.02.2024 um 16:04 Uhr
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Stefan MeierhansPreisüberwacher

Wie im Vorjahr angekündigt, nehme ich dieses Jahr die Lebensmittelpreise ins Visier. Der erste Kandidat – weil die Preise dafür besonders häufig beanstandet wurden – ist das Sonnenblumenöl.

Das Öl ist ein gern verwendetes Produkt in Schweizer Küchen. Sein Preis auf dem Weltmarkt war auch aufgrund des Ukraine-Kriegs zeitweise stark gestiegen. Im Frühjahr 2022 erreichte er einen Höchststand, danach sank er vergleichsweise schnell wieder. Aktuell liegt der Preis sogar 40 Prozent unter dem Niveau vom Januar 2022, er ist also niedriger als vor dem Ukraine-Krieg.

Da wir in der Schweiz 90 Prozent unseres Sonnenblumenöls importieren, erstaunt es nicht, dass auch wir die Entwicklung des gestiegenen Weltmarktpreises nachvollzogen haben. Trotzdem ist die Sache kurios:

Der Weltmarktpreis ist schon länger wieder gesunken. In Deutschland zeigt sich das auch an den Preisschildern: Kostete der Liter Sonnenblumenöl im Sommer 2023 in einer grossen Supermarktkette noch 1.99 Euro, so ist er heute 50 Cent günstiger – trotz starker Inflation und dem bisher nicht ausgeräumten Verdacht, dass deutsche Händler die Verwerfungen zeitweise zur Gewinnoptimierung genutzt haben könnten. Beim nördlichen Nachbarn ist der Preis also tiefer als vor dem Ukraine-Krieg.

Der Weltmarktpreis ist gesunken, die deutschen Preise sind gesunken – und die Schweizer Preise? Die steigen munter weiter! Hier kostete ein Liter Sonnenblumenöl heute 20 Prozent mehr als vor dem Ukraine-Krieg.

Die grosse Frage ist: Wieso steigen bei uns die Preise für ein mehrheitlich importiertes Produkt, wenn der Weltmarktpreis gesunken ist?

Liegt es daran, dass bei uns der Wettbewerb wegen starker Markstellung von Coop und Migros viel schwächer ist als anderswo? Oder gibt es allenfalls ein spezifisches Problem entlang der Wertschöpfungskette?

Solchen Fragen bin ich letztes Jahr bei den Bio-Lebensmitteln nachgegangen und habe (noch) keine befriedigenden Antworten gefunden. Deshalb habe ich die Fortsetzung dieser Aufgabe in Angriff genommen, die nun alle Lebensmittel umfasst. Ich bin auf die Ergebnisse gespannt und hoffe, dass mir bei diesem Unterfangen keine unnötigen Steine in den Weg gelegt werden.


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