Foto: Keystone

Kolumne von Stefan Meierhans
Wann profitieren wir von tieferen Preisen?

Der Franken ist wieder erstarkt, der Euro schwächelt. Die Preise für Importprodukte sollten deshalb sinken. Warum sehen wir das noch kaum im Ladenregal?
Publiziert: 17.09.2024 um 08:37 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Wechselkursvorteile kommen oft nicht bei Konsumenten an
  • Unternehmen halten oft Währungsvorteile zurück, um Margen zu maximieren
  • Preisvergleiche online können erstaunliche Ergebnisse liefern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
_WEB7055.jpg
Stefan MeierhansPreisüberwacher

Des einen Freud ist des anderen Leid. Was exportierenden Unternehmen das Leben schwer macht, sollte für uns Konsumentinnen und Konsumenten ein Vorteil sein. Doch während die Schwierigkeiten für Unternehmen real sind, kommen die Preisvorteile für die Konsumentinnen und Konsumenten vielfach (noch) nicht in deren Portemonnaie an. Denn an der heimischen Kasse machen die Preise gefühlt keinen Wank. Von günstigen Wechselkursen merken wir meist nur etwas, wenn wir im Ausland sind.

Das ist nicht nur gefühlt so, sondern auch Untersuchungen belegen, dass Wechselkursänderungen in der Schweiz nur verzögert an die Kundschaft weitergegeben werden.

Ist das in Ordnung? Die Antwort ist: Jein. Es gibt plausible Gründe, warum die Währungsvorteile nicht sofort weitergegeben werden. So kann es beispielsweise noch volle Lagerbestände oder langfristige Lieferverträge zum «alten» Preis geben, die erst noch abgebaut beziehungsweise erfüllt werden müssen.

Die Preise von Importprodukten bleiben im Schweizer Detailhandel grösstenteils konstant.
1/2

Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit. Der andere ist, dass Unternehmen in der Vergangenheit Wechselkursvorteile zurückhielten, um von der stärkeren Währung zu profitieren und ihre Margen zu maximieren. Das Potenzial für Preissenkungen kam oft nur verzögert oder gar nicht bei den Konsumentinnen und Konsumenten an. Die fehlende Preistransparenz machte es möglich.

Haben wir Konsumentinnen und Konsumenten für immer die «Zwei» am Rücken? Nicht unbedingt. Wenn der Wettbewerb funktioniert, liegt der Schlüssel zum Glück im Preisvergleich. Online findet man viele solche Vergleiche, und wer keine Zeit und Lust zum selber Suchen hat, kann die diversen (kostenlosen) KI-Tools gezielt auf die Suche schicken. Die Ergebnisse sind teils erstaunlich. Der positive Nebeneffekt: Je mehr und je besser wir vergleichen, desto mehr belohnen wir die Anbieter mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis und setzen damit alle anderen unter Zugzwang.

Deshalb mein Rat: Nutzen wir die Möglichkeiten, die wir haben. Freier Wettbewerb ist ein Grundprinzip unserer Marktwirtschaft – ihn sinnvoll zu nutzen, das ist unsere Aufgabe im Wirtschaftsgefüge. Für alle, die sich nun fragen, was denn eigentlich meine Aufgabe ist: Mein Job ist es, in den Fällen, in denen es keinen oder keinen wirksamen Wettbewerb gibt, die Preisentwicklung im Blick zu behalten. Läuft sie aus dem Ruder, dann interveniere ich.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?