Kolumne «Weltanschauung»
Gutes aus Israel

Gemeinsam statt gegeneinander: In Israel gibt es viele Initiativen und Projekte, die Juden und Araber zusammenbringen. Besonders Jugendlichen soll geholfen werden, die Gräben zu überwinden.
Publiziert: 30.08.2020 um 23:01 Uhr
Giuseppe Gracia, Schriftsteller.
Foto: Thomas Buchwalder
Giuseppe Gracia

Oft bringen die Medien schlechte Nachrichten über Israel, dabei gäbe es regelmässig auch Gutes zu berichten. Zum Beispiel über die Initiative «Tech2Peace». Diese verbindet arabische und jüdische Jugendliche in Israel und aus palästinensischen Gebieten durch eine Hightech-Ausbildung. Sie absolvieren Seminare im Bereich Web-Building, Python-Programmierung, Grafikdesign oder App-Entwicklung. Es gibt Workshops zum palästinensisch-israelischen Konflikt. Das Ziel sind Kooperationen und Neugründungen im digitalen Markt. Gemeinsam geführte Unternehmen sollen neue Arbeitsplätze in die Region bringen und zum Frieden beitragen.

Dazu Gerardo Raffa, Chefredaktor der Plattform «Audiatur Online», die sich mit Israel und dem Nahen Osten beschäftigt: «Israel bietet einige solche Projekte. Aber Palästinenser oder Araber, die dort mitmachen, bekommen oft Probleme. Organisationen wie Fatah, PLO oder Hamas wünschen keine Normalisierung der Beziehungen.»

Ein Spital für alle

Trotzdem kommen aus Israel immer wieder gemeinsame Initiativen. So kämpfen etwa zwei Medizin- und Forschungsunternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit zwei israelischen Unternehmen gegen Covid-19. Auch palästinensische Gesundheitsfachkräfte sind dabei, um lebensrettende Behandlungen zu erforschen. Es ist bekannt, dass die israelische Regierung entscheidend dazu beigetragen hat, die Pandemie im Westjordanland und im Gazastreifen in Schach zu halten.

Weitere Beispiele für gemeinsame Projekte sind das St. Joseph Hospital in Ostjerusalem, ein palästinensisches Krankenhaus mit jüdischen, muslimischen und christlichen Hebammen, in dem pro Monat durchschnittlich 280 Kinder geboren werden: 40 davon Juden, die übrigen Muslime und Christen. Oder die Hilfsorganisation Shevet Achim, die dafür sorgt, dass Kinder mit Herzfehlern aus dem Mittleren Osten lebensrettende Operationen in israelischen Krankenhäusern bekommen.

«An die Kinder denken»

Natürlich lösen solche Initiativen nicht alle Konflikte. Aber sie sind es wert, dass Medien mehr darüber berichten. Sie machen Hoffnung und erinnern daran, dass es keinen Frieden geben kann ohne die Herzen der kommenden Generationen, ohne die jungen Menschen. Oder mit den Worten des Friedensnobelpreisträgers Michail Gorbatschow: «An den Frieden denken heisst, an die Kinder denken.»

Giuseppe Gracia (53) ist Schriftsteller und Medienbeauftragter des Bistums Chur. Sein neuer Roman «Der letzte Feind» erschien im Fontis Verlag, Basel. In der BLICK-Kolumne, die jeden zweiten Montag erscheint, äussert er persönliche Ansichten.

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