Zoologisch – Direktor Severin Dressen erklärt
Gut organisiert

Severin Dressen (33) ist Direktor des Zoos Zürich und kennt die wilden Geheimnisse seiner Bewohner.
Publiziert: 16.02.2022 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.02.2022 um 21:15 Uhr
Severin Dressen

Beginnen wir mit einem Funfact: Das Hauptquartier der Fifa liegt (derzeit noch) etwa 100 Meter Luftlinie von unserem Zoo entfernt. Von hier aus wird die globale Fussballwelt organisiert. Ob weltweit in der Fifa, europaweit in der Uefa oder durch den SFV hier in der Schweiz. Die Dachverbände des Fussballs sind selbst Menschen ein Begriff, die nichts mit dem Sport zu tun haben.

Über 2 Millionen Schweizerinnen und Schweizer haben im Jahr vor Corona Spiele der Super League besucht. Fast doppelt so viele, 3,6 Millionen, gingen im gleichen Jahr in einen Schweizer Zoo. Nach dieser Logik müssten fast jeder Leserin und jedem Leser dieser Zeilen Begriffe wie Waza, Eaza und Zooschweiz etwas sagen. Wahrscheinlich ist aber eher das Gegenteil der Fall. Vermutlich liegt dies unter anderem daran, dass Zoodachverbände keine Turniere organisieren, die Milliarden von Menschen am Fernseher verfolgen. Aber auch wenn sie deutlich weniger bekannt sind, ist die Arbeit der Zoodachverbände unglaublich wichtig.

Beginnt man beim Gegenstück der Fifa, der Weltzoo-Organisation Waza, ist man auf der obersten Ebene. Die Waza arbeitet weltweit – und hat doch einen starken Schweizer Bezug. So wurde die Waza 1935 in Basel gegründet. Auch der Hauptsitz war, wie bei der Fifa immer noch, lange Zeit in der Schweiz, bevor er vor einigen Jahren nach Spanien wechselte. Die Waza organisiert keine Zooweltmeisterschaften. Ihre Arbeit ist eher mit den Vereinten Nationen zu vergleichen. So ist die Waza der Dachverband, der über 400 Zoos weltweit vereint und vor allem die inhaltlichen Rahmenbedingungen für die moderne Zoogemeinschaft liefert. Auch die konsequente Ausrichtung des Zoos Zürich auf die vier Aufgabenbereiche Artenschutz, Bildung, Forschung und Naturschutz geht auf die Waza zurück.

Asiatische Elefanten baden im Zoo Zürich.
Foto: Enzo Franchini

Eine Ebene unterhalb der Waza wird es etwas praktischer. Die Europäische Zoovereinigung Eaza hat viele verschiedene Aufgaben. Die Erhaltungszuchtprogramme sind eine der wichtigsten davon. Die Nachzucht von Hunderten Tierarten wird so koordiniert, dass wir in Europa für bedrohte Tierarten eine Reservepopulation haben, falls Tierarten in der Natur aussterben und/oder wir Tiere zur Auswilderung brauchen. Da heute die meisten Tiere in unserem Zoo Nachzuchten aus anderen Zoos sind, gäbe es ohne die Eaza fast keine Tiere mehr in unserem Zoo. Gleichzeitig sorgt die Eaza dafür, dass alle Mitgliederzoos hohe Ansprüche an die Tierhaltung und eine moderne Ausrichtung erfüllen müssen.

Während die Waza also die inhaltlichen Leitplanken vorgibt, sorgt die Eaza dafür, dass wir gesunde Tierpopulationen haben und sich alle an gemeinsame Standards halten. Und dann gibt es natürlich auch noch den wichtigen Schweizer Verband Zooschweiz. In diesem sind alle zehn wissenschaftlich geleiteten Zoos der Schweiz vereint. So haben diese Zoos die Möglichkeit, sich immer wieder untereinander auszutauschen und die Arbeit abzustimmen – denn immerhin besucht Jahr für Jahr fast jeder zweite Schweizer und jede zweite Schweizerin einen unserer Zoos. Gleichzeitig ist Zooschweiz die Verbindungsstelle in viele andere Gremien, Organisationen und in die Politik. Das Präsidium von Zooschweiz hat derzeit das Papiliorama in Kerzers inne, dass – Funfact – rund 100 Kilometer Luftlinie vom Hauptquartier der Uefa entfernt liegt.

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