Im Heim fixiert und eingesperrt
Lassen wir Demente nicht unnötig leiden

Hunderte werden in Alters-und Pflegeheimen am Bett festgebunden, Tausende hinter Bettgitter gesteckt. Wir sollten genauer hinsehen, ob wirklich jeder Gurt und jedes Gitter nötig ist, meint Blick-Redaktorin Vanessa Mistric.
Publiziert: 04.08.2024 um 07:15 Uhr
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Vanessa MistricRedaktorin

Wie trostlos, dass es Menschen gibt, die sich nicht mehr frei bewegen können! Nicht, weil ihnen die Kraft dazu fehlt, sondern weil Pflegende sie ans Bett binden oder Gitter anbringen, damit sie nicht aufstehen.

Leider geschieht das noch immer viel zu häufig. Und so verbringen Tausende ältere Menschen den letzten Abschnitt ihres Lebens in Schweizer Alters- oder Pflegeheimen – und nach Auskunft von Fachleuten ist es manches Mal fraglich, ob Gitter und Gurte wirklich nötig sind. Ganz zu schweigen davon, dass jedem und jeder zweiten Dementen im Heim beruhigende Antipsychotika verabreicht werden.

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Wenn Pflegende oder die eigenen Kinder verhindern wollen, dass die demente Mutter nachts herumirrt und womöglich stürzt, ist das natürlich sinnvoll. Ein trauriger Teil der Wahrheit ist aber auch, dass dem Personal häufig schlicht die Zeit fehlt, bessere Lösungen zu finden. Täte es nicht auch ein abendlicher Spaziergang, bei dem die Mutter sich auspowern kann, um dann nachts ruhig zu schlafen?

Es darf nicht sein, dass wir das Grundrecht auf Freiheit und Selbstbestimmung vorschnell einschränken. Wer nicht mehr gut für sich selbst einstehen kann, verdient besonderen Schutz.

Das Gesetz lässt Gitter und Gurte bei Menschen mit Demenz nur als allerletztes Mittel zu, wenn gar nichts anderes mehr hilft. Nur: Wer kontrolliert, ob es jedes Mal wirklich alternativlos ist?

Es braucht dringend bessere Bedingungen für Pflegende. Damit sie sich mehr Zeit für diejenigen nehmen können, die vielleicht ein Leben lang für andere da waren.

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