Eine seltsam zerstückelte Erzählweise wirft einen manchmal aus der heutigen Berliner Folge, die hauptsächlich in Vietnam spielt – respektive in der vietnamesischen Diaspora Berlins. Von dort, vermittelt von einer vietnamesischen Tierärztin, die anscheinend auch Menschen illegal behandelt, stammte die verschwundene Pflegerin einer dementen alten Frau – die bei näherer Überprüfung ebenfalls verschwunden ist. Und der Sohn dieser dementen alten Frau liegt mit Stichwunden übersät tot im Wohnzimmer. Kein Einbruch, kein Raub.
Die Kommissare Susanne Bonard (Corinna Harfouch)und Robert Karow (Mark Waschke) stehen zunächst vor einem Rätsel – bis Karow in der Wohnung, die der Tote mit seiner Mutter gemeinsam bewohnte, eine Geheimtür findet. Dahinter führt eine Treppe in ein Kellerverlies, und darin geschah, das wird beim ersten Blick klar, nichts Gutes. Das Opfer scheint selbst ein übler Täter gewesen zu sein.
Männer, die Frauen hassen – leider die alte Leier
Die Tierärztin scheint etwas zu wissen, und Karow und Bonard müssen versuchen, sich in der von Respekt, Hierarchie und Tradition geprägten vietnamesischen Gemeinschaft zurechtzufinden, die der Polizei gegenüber sehr misstrauisch eingestellt ist. Und das ist auch das Interessante an dieser Folge, dieser Einblick in eine ziemlich fremde Kultur mitten in Berlin. Denn der traurige Rest – Männer ergötzen sich daran, Frauen bestialisch zu quälen – hat man leider nur allzu oft bereits gesehen. Genauso wie Bonard. Die beantwortet nämlich die Frage, wie Kriminalkommissare ihren Job überhaupt aushalten, mit: eigentlich gar nicht.
«Tatort: Der Tag der wandernden Seelen», SRF1, 20.05
Wertung: Dreieinhalb von vier.
