5 Tipps für den Umgang mit Kosovaren

Menschen mit Wurzeln im Kosovo haben es nicht immer einfach: Aufgrund von Integrations-Schwierigkeiten und Straftaten einiger Krimineller entstanden bei vielen Schweizern Vorurteile. Unsere Redaktorin Blerina Markaj erklärt, worauf sie als Schweizerin Wert legt.
Publiziert: 27.02.2019 um 11:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.03.2019 um 15:17 Uhr

Tipp 1: «Jugos» sind nicht gleich «Jugos»

Foto: cross.ch

Das Königreich Jugoslawien, bestehend aus Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien, Montenegro, Mazedonien und Kosovo wurde während des zweiten Weltkrieges im Jahr 1941 von der deutschen Wehrmacht angegriffen. Im Zuge der deutschen Invasion wurde das Jugoslawische Königreich aufgelöst. Zur Zeit der Sowjetunion waren die Länder wieder in einem Staat vereint, bis dann 1992 die Jugoslawische Bundesrepublik Serbien und Montenegro entstand. Seit 2006 gelten aber alle Länder – mit Ausnahme des Kosovo – als eigenständige Nachfolgestaaten Jugoslawiens. Im Jahr 2008 proklamierte auch das kosovarische Parlament die Unabhängigkeit.

«Ahh Kosovo? Das isch jetzt also au es eigets Land? Hani gar nöd gwüsst.» «Ächz». Ich weiss, dass es noch nicht sehr lange her ist, aber das sind ja mittlerweile doch schon sieben Jahre.

Somit wäre das also geklärt – Kosovaren kommen aus dem Kosovo, Kroaten aus Kroatien und so weiter.

Tipp 2: Kosovaren mögen es nicht, wenn sie als «Jugos» bezeichnet werden

Zähle ich alles zusammen, habe ich als aus dem Kosovo stammende Schweizerin in den letzten Jahren sehr viel Zeit damit verbracht, zu erklären, warum sich Kosovaren sofort angegriffen fühlen, wenn man sie «Jugos» nennt. Die Erklärung: 1998 kam es zum Kosovokrieg, ein bewaffneter Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo – ergibt also Sinn, dass Kosovaren gereizt reagieren, wenn man sie «Jugos» nennt  – oder?

Tipp 3: Frag einen eingebürgerten Kosovaren nicht, woher er ursprünglich kommt

Es sei denn – du fragst aus kulturellem Interesse. Kürzlich im Passbüro: «Wohär chömed Sie?» Ich verstand nicht genau, wie die Dame das meinte und entgegnete mit gerunzelter Stirn so etwas in Richtung: «Ähmmm, us dr Schwitz?» «Ja, aber Sie sind ja kei richtigi Schwitzeri», erwiderte sie. Ich lächelte – widerwillig – und gab ihr schliesslich die ersehnte Antwort in einem etwas gereizten Unterton. Zickig? Nein, das ist mein Temperament.

Tipp 4: Sage einem Kosovaren nie, er sei gleich wie alle anderen, aber auch nicht, er wäre anders als die anderen

Damit wirfst du nämlich alle Kosovaren in den gleichen Topf. Vor kurzem in der Schule: «Ahwas, du bisch Kosovarin? Das hätti nie dänkt.» Ich entgegne: «Werum denn nöd?» Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: «Ja will du ganz andersch bisch. Ich meine, du studiersch und redsch perfekt schwitzerdütsch.» Mit solchen Aussagen tut man sich als Schweizer bestimmt keinen Gefallen. Das ist der Moment, an dem ich nur noch eines entgegnen kann: «Ahwas? Äääähhm wie sölli das verstah? Dass mir alli dumm sind?»

Tipp 5: Nicht alle sind kriminell und gewalttätig

Auf jeden Fall nicht mehr als andere auch. Ein persönlicher Rat von mir: «Blieb kuul und atme ruhig. Ja, mir händ gärn schnelli Autos und ja, mir sind au amigs chli tempramäntvoll, aber eigentli simmer ganz lessigi Lüt.»

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