Auch auf Porno-Seiten
Zertifikatsgegner werben für die Impfung

Eine Gruppe von Geimpften bekämpft das Covid-Zertifikat, wirbt aber für die Impfung. Auch auf unkonventionellen Kanälen.
Publiziert: 08.11.2021 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 08.11.2021 um 22:37 Uhr

Sie sind gegen das Zertifikat, aber für die Impfung: Am Montag hat das Komitee «Geimpfte gegen das Covid-Zertifikat» in Bern seine Argumente für ein Nein zum Covid-Gesetz präsentiert, das am 28. November zur Abstimmung kommt.

Das Komitee will einerseits konventionell an Bahnhöfen und andererseits eher unkonventionell auf Porno-Seiten werben.

Zertifikat als «Mogelpackung»

Zum Komitee gehören etwa Frank Scheffold, Physik-Professor an der Universität Freiburg, und die Piratenpartei. «Die Zertifikats-Strategie ist eine Mogelpackung. Sie ist nicht zielführend, um die Pandemie zu bekämpfen», sagte Scheffold.

Netz-Aktivist Hernani Marques ist für die Impfung.
Foto: Flurin Bertschinger
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Seit Einführung der Zertifikatspflicht hätten sich maximal 100'000 bis 200'000 Menschen impfen lassen. Das Zertifikat erhöhe die Impfquote also nicht. Das Zertifikat habe die Menschen verärgert, anstatt sie zur Impfung zu motivieren.

Aufruf zur Impfung

«Trotz der völlig verfehlten Politik des Bundesrats möchten wir die Bevölkerung auffordern, sich impfen zu lassen, insbesondere Personen über 50 und aus Risikogruppen», sagte Scheffold weiter. Nur so könne die Impfquote erhöht und die Spaltung in der Gesellschaft überwunden werden.

«Wir unterstützen die Wirtschaftshilfen im Covid-Gesetz, aber diese Massnahmen in einem Gesetz mit dem Zertifikat zu verbinden, ist eine Mogelpackung», meinte auch Netz-Aktivist Hernani Marques.

Das Zertifikat sei eigentlich nur für Reisen vorgesehen gewesen, nun sei ein Schweizer Zertifikat eingeführt worden. Zudem schütze die Impfung nicht vor einer Ansteckung und Weiterverbreitung, sondern führe dazu, dass sich die Menschen in falscher Sicherheit wiegen und bei den Vorsichtsmassnahmen nachlassen. «QR-Codes schützen nicht vor Covid», sagte Marques.

App mit angeblichen Restrisiken

Bei der Verwendung der Apps, die zur Verfügung stehen, bestünden zudem Restrisiken, sagte Sven Fassbender, IT-Security Consultant. Fassbender hackte unter anderem die Website meineimpfung.ch, die unterdessen eingestellt wurde.

So werde bei der Prüfung des Zertifikats nicht immer ein zweites Gerät benutzt, um das Zertifikat auf seine Gültigkeit zu prüfen. Das eigene Zertifikat könne jedoch ganz einfach manipuliert werden.

Anstatt einzig und allein auf das Zertifikat zu setzten, brauche es mehr Transparenz und andere Massnahmen. Es brauche mehr Datentransparenz, und in den Schulen müssten die Lüftungen verbessert werden. Ausserdem sollten grosszügige Lösungen bei der Homeoffice-Regelung gefunden werden.

Angst vor Überwachungsstaat

Das Komitee warnte auch vor der Schaffung eines Überwachungsstaats. So werde in anderen Staaten die Überprüfung des Zertifikats bereits heute mit der automatischen Gesichtserkennung verbunden.

(SDA)

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