Wegen Fake-News über Pädophilen-Ring
Clinton-Hasser (28) schiesst in Pizzeria um sich

Erfundene Nachrichten könnten die US-Wahl beeinflusst haben – doch das ist nicht alles. Um ein Haar wäre wegen einer irren Verschwörungstheorie Blut geflossen.
Publiziert: 05.12.2016 um 14:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:57 Uhr
In Washington sperrt die Polizei eine Kreuzung bei der Pizzeria Comet Ping Pong ab.
Foto: Imago
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Ein Mann (28) betritt das Pizza-Restaurant Comet Ping Pong in Washington. In den Händen hat er ein Gewehr. Er zielt mit der Waffe auf einen Angestellten und verlangt Antworten. Der Angestellte kann flüchten und alarmiert die Polizei. Da feuert der Eindringling seine Waffe ab – zum Glück wird niemand verletzt.

Der Mann, der später am Sonntag verhaftet wird, erklärt der Polizei, er sei auf der Suche nach geheimen Tunnels gewesen. Tunnels, durch die Hillary Clinton und ihre Vertrauten Kinder transportieren, um sie sexuell zu missbrauchen und okkulte Rituale an ihnen durchzuführen. Clinton betreibe von der Pizzeria aus einen globalen Pädophilenring.

Trumps Sicherheitsberater verbreitet munter mit

Diese irre und völlig frei erfundene Geschichte geistert seit Wochen unter dem Namen «Pizza-Gate» durchs Internet und findet, weil sie durch Fake-News-Portale weiterverbreitet wird, immer mehr Anhänger. Sogar General Mike Flynn, der designierte Sicherheitsberater des künftigen Präsidenten Donald Trump, hat die Story auf Twitter geteilt. 

Die Polizei ermittelt weder gegen Clinton noch gegen das Restaurant, da es nicht den Hauch eines Hinweises auf derartige Machenschaften gibt. Doch das lässt die Anhänger der Theorie kalt. Schon seit Wochen werden die Besitzer und Angestellten des Comet Ping Pong belästigt.

Sie erhalten täglich Morddrohungen. Trump-Anhänger betreten das Restaurant, fragen sie zu den Vorwürfen aus und filmen sie dabei. Sogar Bands, die dort aufgetreten sind, werden beschimpft und bedroht.

Hotdog steht für Bub, Pizza für Mädchen

Doch wie kommt die Pizzeria ins Visier der Verschwörungstheoretiker? Der Besitzer James Alefantis (42) war mit einem konservativ gesinnten Journalisten befreundet, der anschliessend auf Hillary Clintons Seite wechselte.

In der «New York Times» äussert Alefantis die Vermutung, das könnte ihn zum Ziel gemacht habe. Er sei zwar Clinton-Unterstützer, habe die Demokratin aber nie persönlich getroffen.

Die irre Story entstand irgendwo in den Tiefen des Internets und wird seither ausgebaut – verschiedene Fake-News-Portale erfinden laufend neue Details. Es wird immer absurder.

So wollen Trump-Trolle in geleakten Hillary-Mails einen Geheimcode des Pizza-Pädo-Rings entdeckt haben: Hotdog stehe demnach für Bub, Pizza für Mädchen, Pasta für einen kleinen Buben, Käse für ein kleines Mädchen. (rey)

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