Multimillionär Cyril Ramaphosa wird neuer Präsident Südafrikas
Vom Township bis nach ganz oben

Cyril Ramaphosa (65) hat lange gegen die rassistische Apartheid gekämpft. Jetzt soll er der neue Präsident von Südafrika werden.
Publiziert: 15.02.2018 um 19:58 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:40 Uhr
Cyril Ramaphosa vor einem Portrait von Nelson Mandela.
Foto: AP
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Cyril Ramaphosa (65) galt zeitweise als Kronprinz Nelson Mandelas. Dann wurde er als Unternehmer vermögend – ihm gehörte einst sogar McDonalds Südafrika. Jetzt steht er vor neuen, grossen Herausforderungen.

Heute Morgen – nur wenige Stunden nach dem Rücktritt des südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma – liess sich Ramaphosa in Kapostadt beim Joggen an der Küste mit Bodyguards und dem ehemaligen südafrikanischen Finanzminister Minister Trevor Manuel blicken.

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 Einige begeisterte Südafrikaner nahmen mit dem neuen starken Mann des Landes ein Handy-Foto auf – und posteten dieses später stolz auf Twitter.

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Viele Bürger schätzen den nüchternen Multimillionär als Manager und Macher. Zudem ist der bisherige Vizepräsident nicht wie der zurückgetretene Staatschef Zuma in allerlei Korruptionsskandale verstrickt.

Im Land herrscht Erleichterung, doch jetzt muss Ramaphosa Südafrika zu einem politischen und wirtschaftlichen Neustart verhelfen. Mit Ramaphosa an der Spitze scheint der Regierungspartei ANC trotz jüngsten Erfolgen der Opposition bei Kommunalwahlen ein Sieg bei der Wahl 2019 sicher.

Er stammt aus dem Township Soweto

Cyril Matamela Ramaphosa stammt aus Soweto, dem grössten Township Südafrikas im Südwesten Johannesburgs, in dem einst auch die Anti-Apartheid-Kämpfer Nelson Mandela und Desmond Tutu gelebt hatten. Ramaphosa wurde vom Apartheidstaat als Student zweimal jeweils mehrere Monate eingesperrt. Ramaphosa ging nicht ins Exil wie etwa Zuma.

Cyril Ramaphosa vor einem Portrait von Nelson Mandela.
Foto: AP
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In den 1980er Jahren setzte sich der Jurist für die Stärkung von Gewerkschaften ein – eine der wenigen legalen Organisationsformen für Schwarze im rassitischen Apartheid-Staat. Ramaphosa baute den Berufsverband der Bergarbeiter rasch zur grössten Gewerkschaft aus.

Nachdem die weisse Minderheitsregierung den ANC wieder erlaubt hatte, wurde er 1991 dessen Generalsekretär – und damit die Nummer zwei hinter dem aus der Haft freigelassenen Parteivorsitzenden Mandela.

In den Folgejahren war er federführend an den Verhandlungen zum Machtwechsel mit der weissen Regierung sowie an der Ausfertigung der neuen Verfassung beteiligt. Viele sahen den jungen, pragmatischen Ramaphosa als Mandelas Kronprinz. Doch 1997 zog er sich aus der Politik zurück; Mandela machte Thabo Mbeki zum Nachfolger.

Ramaphosa ging in die Wirtschaft - und wurde unter anderem mit Investments im Bergbausektor Multimillionär. Er ist an zahlreichen Unternehmen beteiligt, eine Zeit lang hielt er sogar die Franchise-Rechte für McDonalds Südafrika. Das Magazin «Forbes» schätzt sein Vermögen auf 450 Millionen US-Dollar.

Wegen Massaker in Mine in Ungnade gefallen

2012 fiel er politisch in Ungnade, da ihm als Aufsichtsrat der Bergbaufirma Lonmin eine Mitverantwortung für die Erschiessung von rund 30 streikenden Arbeitern der Marikana-Mine zur Last gelegt wurde. Doch er kehrte 2014 als Zumas Vize in die Politik zurück.

Manche Beobachter sagen – nur halb im Scherz –, dass es gut sei, einen reichen Präsidenten zu haben, denn dieser sei nicht leicht zu korrumpieren. Doch Ramaphosa war lange nicht zugetraut worden, an die Spitze zu gelangen, denn ihm fehlte im ANC Rückhalt.

Er gehört zur kleinen südafrikanischen Volksgruppe der Venda, ganz anders als etwa Zuma, der sich als Zulu auf die Unterstützung der grössten Volksgruppe stützen konnte. Bei der Kampfabstimmung um den ANC-Vorsitz im Dezember setzte er sich nur mit knapper Mehrheit gegen Zumas Favoritin durch, dessen Ex-Frau Nkosazana Dlamini-Zuma, eine ehemalige Chefin der Kommission der Afrikanischen Union.

Jetzt muss er die Regierung ausmisten

Nun warten auf ihn grosse Herausforderungen: Als Präsident muss Ramaphosa zunächst Zumas Kabinett ausmisten, in dem mehrere Minister als korrupt oder unfähig gelten.

Dann muss er das Land mit seinen rund 55 Millionen Einwohnern wieder auf Kurs bringen: Südafrika ist der am meisten entwickelte Staat des Kontinents, doch die krasse Kluft zwischen Arm und Reich, Korruptionsenthüllungen, ein marodes Bildungssystem und eine Arbeitslosenquote von fast 28 Prozent hat bei vielen Wählern zu Enttäuschung, Hoffnungslosigkeit und Wut geführt. Schon am Freitag muss Ramaphosa seine Pläne in der ersten Rede zur Lage der Nation darstellen. (SDA/noo)

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