Nach Rücktritt als Präsident Boliviens
Mexiko gewährt Evo Morales (60) Asyl

Nach dem Rücktritt von Boliviens Staatspräsident Evo Morales ist es zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Er soll nun in Mexiko Asyl erhalten. Der schlimme Verdacht: «Saubermann» Morales soll die Staatsbank geplündert haben.
Publiziert: 11.11.2019 um 19:26 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2020 um 15:35 Uhr
Diese gepanzerten Transporter wurden bei Morales Regierungssitz, bei der Nationalbank und am Schluss am Flughafen gesehen.
Foto: Twitter
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Er kam als grosszügiger Staatspräsident, der seinem Volk Milch und Honig versprach. Nun tritt Evo Morales (60) unter Druck ab.

Jetzt ist klar: Einen Tag nach seinem Rücktritt als Präsident hat Morales nach Angaben der mexikanischen Regierung offiziell um Asyl in Mexiko gebeten. Sein Land werde Morales Asyl gewähren, teilte Mexikos Aussenminister Marcelo Ebrard am Montag mit.

«Er hat uns mündlich und formell gebeten, ihm politisches Asyl in unserem Land zu geben», präzisierte Ebrard an einer Medienkonferenz in Mexiko City. Mexiko habe sich im Laufe seiner Geschichte immer für jene eingesetzt, die Schutz suchten.

Innenministerin Olga Sanchez Cordero habe beschlossen, Evo Morales aus humanitären Gründen politisches Asyl zu gewähren. Dessen Leben und körperliche Integrität seien bedroht, so Ebrard.

Diebstahl-Bilder machen auf Twitter die Runde

Mehr noch: Offenbar hat der bolivianische Staatschef noch schnell die Nationalbank geplündert und ein paar Geldtransporter mit Geld gefüllt, bevor er sich ins Ausland absetzte!

Dieser Vorwurf wird Morales auf Twitter gemacht, wo Bilder kursieren, die den Diebstahl zeigen sollen. User berichten, dass mindestens fünf gepanzerte Wagen von der Nationalbank zum Flughafen gefahren seien. Mexiko hatte Morales und seinen ebenfalls zurückgetretenen Kollegen Asyl angeboten.

Bestätigt wurde der Diebstahl am eigenen Volk aber nicht.

Vorwurf des Wahlbetrugs

Am Sonntag hatte Morales nach wochenlangen Protesten wegen wahrscheinlichen Betruges bei der Präsidentschaftswahl nach 14 Jahren seinen Rücktritt verkündet. Zuvor hatte er auch den Rückhalt der Armee und Polizei verloren.

Die Präsidentschaftswahl vom 20. Oktober war hochumstritten, das offizielle Ergebnis wurde von der Opposition wegen Vorwürfen des Wahlbetrugs nicht anerkannt. Auch die Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) hatte gefordert, die Wahl wegen schwerwiegender Unregelmässigkeiten für ungültig zu erklären.

Nach dem Rücktritt von Morales hat es in La Paz und im nahegelegenen El Alto zahlreiche Ausschreitungen gegeben. Wie örtliche Medien berichteten, wurden in der Nacht zum Montag mehrere Busse sowie die Häuser mehrerer prominenter Menschen in Brand gesetzt. In beiden Städten patrouillierten Regierungstruppen in der Nacht.

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Erste indigener Präsident

Morales propagierte stets eine «demokratische und kulturelle Revolution». Mit flammender Rhetorik kämpfte der erste indigene Präsident des südamerikanischen Landes für die Rechte der lange ausgegrenzten Indio-Mehrheit. Dabei ging es auch immer gegen Imperialismus und Kapitalismus.

Ein Jahrzehnt lang konnte er dank erhöhter Rohstoffpreise und Verstaatlichungen wichtiger Industrien aus dem Vollen schöpfen. Mit der Zeit führte er sich aber immer autoritärer auf.

2017 bei Doris Leuthard

2017 weilte Morales bei einem Arbeitsbesuch in der Schweiz, wo er von der damaligen Bundespräsidentin Doris Leuthard (56) empfangen wurde. Das zentrale Thema war der geplante Bau des «Ozean-Zugs». Das Jahrhundertprojekt wird auch von der Schweiz unterstützt.

Stimmen die Vorwürfe mit der Plünderung, wäre es ein schändliches Ende eines ehemaligen Hoffnungsträgers. (gf/SDA)

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