500 Milliarden Euro sollen Europa auf die Beine helfen
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Plan von Merkel und Macron:500 Milliarden Euro sollen Europa auf die Beine helfen

500 Milliarden Euro
Kurz ist gegen Zuschüsse zum Wiederaufbau der Wirtschaft

Deutschland und Frankreich schlagen gemeinsam ein europäisches Programm zur wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Krise vor. Dieses umfasst 500 Milliarden Euro. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz steht dem Plan aber kritisch gegenüber.
Publiziert: 18.05.2020 um 17:25 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2020 um 08:52 Uhr
Merkel und Macron sprechen sich für eine Wiederaufbaufonds nach der Corona-Krise aus.
Foto: AFP
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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron hatten am Montag ein Programm zur wirtschaftlichen Erholung der EU im Umfang von 500 Milliarden Euro vorgeschlagen. Dies könnte vor allem von der Pandemie stark betroffenen Staaten wie Italien und Spanien Luft verschaffen. Die Milliardensumme soll demnach im Namen der EU am Kapitalmarkt aufgenommen werden und im Rahmen des mehrjährigen EU-Finanzrahmens als Hilfen an Krisenstaaten gehen.

Angela Merkel warb daher für eine «aussergewöhnliche, einmalige Kraftanstrengung», zu der Deutschland und Frankreich bereit seien. Macron lobte das Programm. Es sei eine bedeutende Etappe, sagte er am Montag in Paris. Auch der spanische Ministerpräsident Pedro Sànchez beurteilte den Plan positiv.

«Werden uns weiterhin solidarisch zeigen»

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz hingegen hat sich kritisch dazu geäussert. Österreich halte an seiner Position fest, dass von der EU rückzahlbare Kredite und keine Zuschüsse an Krisenstaaten vergeben werden sollten, sagte Kurz am Montag in Wien.

«Wir werden uns weiterhin solidarisch zeigen und Länder, die am stärksten von der Coronakrise betroffen sind, unterstützen, jedoch muss dies über Kredite erfolgen und nicht über Zuschüsse», hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur APA aus dem Bundeskanzleramt. Dazu habe er sich auch mit den Regierungschefs Dänemarks, der Niederlande und Schwedens ausgetauscht, schrieb der konservative Politiker auf Twitter.

EU-Haushalt drastisch aufstocken

Nötig für den deutsch-französischen Plan wäre wahrscheinlich die Erhöhung der sogenannten Eigenmittelobergrenze im EU-Haushaltsrahmen für zwei bis drei Jahre. Praktisch sind dies weitere Zusagen der EU-Staaten für den EU-Haushalt. Diese werden aber nicht sofort als Einzahlung fällig – vielmehr werden sie als Garantien benutzt, um am Kapitalmarkt Geld aufzunehmen und so den EU-Haushalt für begrenzte Zeit drastisch aufzustocken.

Deutschland hatte lange Vorbehalte dagegen, solche per Kredit aufgenommenen Gelder als Zuwendungen an Krisenstaaten auszuzahlen. Denn so müssten die europäischen Schulden nicht vom Empfängerstaat, sondern gemeinsam zurückgezahlt werden, voraussichtlich aus dem EU-Haushalt oder eigenen EU-Einnahmen. In der Frage hat sich die Bundesregierung offenbar bewegt.

Plan muss einstimmig angenommen werden

Frankreich hat seinerseits Zugeständnisse gemacht und akzeptiert, dass die Mittel über den EU-Haushalt verteilt werden. Das gemeinsame Konzept bedeutet stattdessen, dass die üblichen EU-Haushaltsregeln gelten, nur Projekte finanziert werden und nicht etwa der Staatshaushalt einzelner Mitgliedsstaaten. Der Unterschied zu Corona-Bonds ist auch, dass die gemeinsame Haftung für die Schulden begrenzt ist auf den Umfang der Garantien im Haushalt.

Ob bereits alle EU-Staaten sich mit dem Vorschlag anfreunden können, ist fraglich. Ende letzter Woche hiess es aus der EU-Kommission, es sei noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten. Der Plan muss von allen 27 Staaten einstimmig beschlossen werden, weil er mit dem siebenjährigen EU-Haushaltsrahmen verknüpft ist. Die Erhöhung der Eigenmittelobergrenze muss zudem in allen 27 Staaten ratifiziert werden, in Deutschland vom Bundestag.

Längerfristige Unterstützung

Ein erstes Paket mit Kredithilfen von bis zu 540 Milliarden Euro war von den EU-Staaten bereits Anfang April vereinbart worden. Nun geht es um längerfristige Unterstützung beim Wiederaufbau.

Die 27 EU-Staaten hatten nach heftigem Streit über Gemeinschaftsanleihen, sogenannten Corona-Bonds, im April EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen damit beauftragt, ein konsensfähiges Modell für den Wiederaufbauplan zu erarbeiten. Das deutsch-französische Konzept ist nahe an dem, was bisher zu von der Leyens Plan bekannt ist. (SDA/bra)

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