Darum ist der europäische Luftraum für Boeing 737 Max 8 gesperrt
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Zweifel an der Sicherheit:Europäischer Luftraum für Boeing 737 gesperrt

Software-Probleme bei Boeing 737 Max
Nur 40 Sekunden, um Absturz zu verhindern

Nach zwei Abstürzen mit dem gleichen Flugzeugtyp von Boeing innert kurzer Zeit läuft die Suche nach der Unglücksursache auf Hochtouren. Bei einer Simulation hat sich nun gezeigt, vor welche Probleme das umstrittene Stabilisierungssystems die Piloten stellte.
Publiziert: 26.03.2019 um 18:44 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2019 um 09:34 Uhr
Ein Angehöriger des indonesischen Transportsicherheitskomitees zeigt, was beim Lion-Air-Absturz vom vergangenen Oktober schiefgelaufen ist.
Foto: Keystone
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Nach dem Absturz einer Boeing 737 Max vom vergangenen Oktober in Indonesien ist das automatische Stabilisierungssystem MCAS in die Kritik geraten. Auswertungen nach dem Drama mit 189 Toten ergaben, dass eine Fehlfunktion der Software als Ursache im Zentrum steht. Auch im Fall des Flugzeugunglücks in Äthiopien steht das MCAS-System im Fokus.

Seit dem zweiten Flugzeugabsturz, der 157 Menschenleben forderte, ist das entsprechende Flugzeugmodell gegroundet. Um die Maschinen des Typs 737 Max bald wieder in Betrieb nehmen zu können, arbeitet Boeing mit Hochdruck an einem Software-Update. Wie die «New York Times» berichtet, wurde dieses unlängst bei Simulatortests erprobt. Dabei zeigte sich, wie katastrophal die Situation sein kann, in die eine MCAS-Fehlfunktion die Piloten bringen kann. Wie zwei in die Tests involvierte Personen der Zeitung berichten, hatten die Piloten mit der bisherigen Software weniger als 40 Sekunden Zeit, um einen Absturz zu verhindern.

Korrekte Reaktion soll Zeitfenster verlängern

Eigentlich soll das System einen Strömungsabriss verhindern. Wird es aber mit falschen Daten gefüttert, kann es passieren, dass es sich grundlos einschaltet. Das kurze Zeitfenster von 40 Sekunden verlängert sich den Angaben zufolge, wenn die Piloten korrekt reagieren: Zunächst müssen sie mit ihrem Daumen einen Schalter betätigen, der die durch das Stabilisierungssystem ausgelöste Bewegung der Flugzeugnase nach unten stoppt. Dann braucht es zwei weitere Schalter, die den Motor zur Einstellung des Höhenleitwerks stoppen. Schlussendlich müssen die Piloten noch manuell korrigieren, was durch die Fehlfunktion schiefgelaufen ist.

Den Piloten in den Simulatorflügen wurde erst in den Tests bewusst, wie abrupt das System reagiert. Sie waren zwar in der Lage, das «Flugzeug» wieder unter Kontrolle zu bekommen. Doch das lag offenbar daran, dass sie mit dem MCAS-System und der möglichen Fehlfunktion vertraut waren.

Diese Änderungen bringt das Update

Die Piloten der Fluggesellschaft Lion Air hatten vor dem Flugzeugabsturz in Indonesien den ersten Knopf gedrückt. Doch das System schaltete sich immer wieder aufs Neue ein, weil es weiterhin mit falschen Daten gefüttert wurde.

Das Training der Boeing-737-Max-Piloten wurde inzwischen angepasst. Nach dem Software-Update soll sich das Stabilisierungssystem zudem nur noch einmal einschalten. Ausserdem wird es mit Daten von zwei verschiedenen Quellen gefüttert statt wie bisher nur von einem Sensor. In den Simulatortests mit der neuen Software schaltete sich das MCAS-System dem Bericht zufolge zwar ein, aber es reagierte weniger heftig und räumte den Piloten mehr Reaktionszeit ein. (noo)

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