Saudi-Arabien: Angriff auf grösste Ölraffinerie der Welt
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USA beschuldigen Iran:Saudi-Arabien: Angriff auf grösste Ölraffinerie der Welt

Angriff auf grösste Ölraffinerie der Welt
Iran wirft den USA «maximale Lügen» vor

Die Ölproduktion von Saudi-Arabien ist nach Drohnenangriffen um die Hälfte eingebrochen. Die USA beschuldigen den Iran, hinter den Angriffen zu stehen. Doch die Mullahs geben zurück. Werden die seit Monaten stabilen Ölpreise reagieren?
Publiziert: 15.09.2019 um 01:01 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2019 um 09:13 Uhr
Massive Rauchfahnen steigen über der Erdölraffinerie in Abkaik in der saudi-arabischen Provinz Bakiak auf. Rebellenangriffe haben dort den grössten Ölverarbeitungskomplex der Welt getroffen.
Foto: Twitter
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Nach Drohnenangriffen in der Nacht auf Samstag auf Raffinerien in Saudi-Arabien ist die Ölproduktion der Saudis um die Hälfte eingebrochen. Getroffen wurde eine Erdölraffinerie in Abkaik, laut verschiedenen Medien die grösste der Welt, und eine in Churais, wo sich eines der grössten Ölfelder Saudi-Arabiens befindet.

Analysten befürchten, dass der Ölpreis schon am Montag nach oben schiessen wird. Dies schreibt der «Spiegel». Die Erhöhung von fünf bis zehn Dollar pro Barrel (ein 159-Liter-Fass) könnte die schwächelnde Weltwirtschaft schmerzhaft treffen.

US-Präsident Donald Trump (73) griff am Samstag zum Telefon und besprach sich mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (34). Die im Jemen ansässigen und vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen haben sich dazu bekannt, die zwei grossen Ölraffinerien des saudischen Staatskonzerns Aramco geflogen zu haben.

US-Aussenminister Mike Pompeo (55) wählte deutlichere Worte. Er beschuldigte den Iran direkt. Es gebe «keine Beweise dafür, dass die Angriffe aus dem Jemen kamen», so Pompeo, der von von einem «beispiellosen Angriff auf die weltweite Energieversorgung» sprach.

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Iran weist Anschuldigungen zurück

Der Iran hat Vorwürfe vehement zurückgewiesen. Das Land sei an den Drohnenangriffen auf die grösste Ölraffinerie in Saudi-Arabien nicht beteiligt gewesen. Pompeos Unterstellungen seien absurd, unerklärlich und daher auch halt- und wirkungslos, sagte Aussenamtssprecher Abbas Mussawi am Sonntag. Was im Jemen passiere, sei der «Widerstand der Jemeniten gegen die Kriegsverbrechen der von den Saudis angeführten Militärkoalition», sagte der Sprecher laut Nachrichtenagentur Isna.

«Weil die US-Politik des maximalen Drucks auf den Iran gescheitert ist, sind die Amerikaner nun auf die der maximalen Lügen umgestiegen», sagte Mussawi weiter. Trotz extremer Feindseligkeit sollten die Aussagen von Politikern «ein Minimum an Glaubwürdigkeit» haben, was aber bei den Amerikanern derzeit nicht der Fall sei. Daher könnte man zu dem Ergebnis kommen, dass sie mit solchen absurden Unterstellungen «ganz andere Ziele» verfolgen, sagte er weiter.

Rauchwolken noch im All sichtbar

Die Brände sind inzwischen unter Kontrolle, hiess es aus dem saudischen Innenministerium. Das Ausmass der Schäden und des Unterbruchs der saudischen Ölproduktion bleiben unklar. Die Erdölproduktion sei um 5,7 Millionen Barrel auf etwa die Hälfte des üblichen Volumens zurückgegangen, berichtete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA, die zudem von «Terrorangriffen» schreibt.

Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg analysiert, werden nun Notvorräte abgebaut. Zwar haben sich Ölpreise trotz Spannungen im Nahen Osten seit Monaten als stabil erwiesen. Je nach Ausmass der Schäden würden die Märkte nach Handelsbeginn am Montag aber  reagieren, schreibt Bloomberg weiter.

Herz der globalen Ölversorgung

«Abkaik ist die vielleicht wichtigste Einrichtung der Welt für die Ölversorgung», sagte Jason Bordoff vom Center On Global Energy Policy an der New Yorker Columbia University gegenüber Bloomberg. «Das Risiko einer regionalen Eskalation, die den Ölpreis noch höher treibt, ist gerade deutlich gestiegen.»

Fotos und Videos in den sozialen Netzwerken zeigten, wie an mehreren Stellen einer Raffinerie hohe Flammen aus den Gebäuden schlugen. Der Nachthimmel wurde von den Bränden hell erleuchtet. Auf Satellitenbildern von Nasa und ESA waren mehrere Rauchfahnen zu sehen, die sich bis zu 150 Kilometer über Saudi-Arabien ausbreiteten.

In Jemen tobt seit Jahren ein Bürgerkrieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den Teheran-nahen Huthi-Widerständischen. Die Attacken auf die saudischen Öl-Felder bezeichnen die Huthi als Vergeltung für den von Riad angeführten Militäreinsatz. Schon in den vergangenen Monaten hatten die Rebellen mehrfach Ziele in Saudi-Arabien bombardiert.

Riad und Washington werfen dem Iran vor, die Huthis mit Waffen zu beliefern. Das bestreiten aber sowohl der Iran als auch die Huthis. (kes)

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