BLICK startet Serie «Porno-Gesellschaft»
Porno ist überall

Noch nie war Pornografie so leicht konsumierbar wie heute. Das führt zu Problemen, wie der Fall Minnas G. zeigt. BLICK widmet sich in einer Serie der Frage: Wann ist zu viel zu viel? Und wer profitiert von der Porno-Flut im Internet?
Publiziert: 11.02.2020 um 00:23 Uhr
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Aktualisiert: 10.02.2021 um 09:51 Uhr
Minnas G. (30) steht zu seinem Konsum: «Ich schaue regelmässig Pornos.»
Foto: Anian Heierli
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Anian Heierli und Fabio Giger

Jeder kennt sie, fast alle schauen sie, kaum einer spricht darüber. Pornos sind im Online-Zeitalter allgegenwärtig, leicht zu finden und für jedermann zugänglich. Streaming-Plattformen wie Pornhub und Youporn haben täglich 125 Millionen Visits. Schätzungen zufolge sind bis zu 30 Prozent aller Inhalte im Netz pornografisch.

Laut der Schweizerischen Kriminalprävention legen Studien nahe, dass die meisten unter 16-Jährigen schon pornografische Inhalte konsumiert haben: gemäss einer Studie zur Mediennutzung der ZHAW 18 Prozent der 12- bis 13-Jährigen. Bei den 18- bis 19-Jährigen sind es sogar 62 Prozent.

90 Prozent der Männer schauen Pornos

Bei Erwachsenen ist der Pornokonsum noch höher. Gemäss einer Studie der Schweizer Sexualtherapeutin Ursina Brun del Re konsumieren 57 Prozent der verheirateten oder fest liierten Frauen in der Schweiz Pornos. Bei den Männern sollen es mehr als 90 Prozent, egal ob Single oder gebunden. Die Grenze zwischen krankhaft und normal ist oft schwierig zu ziehen. Skilift-Wart Minnas G.* (30) sorgte für Schlagzeilen, weil er am Arbeitsplatz in der Pause Pornos konsumierte (BLICK berichtete). Er findet seinen Konsum in Ordnung, sein Ex-Arbeitgeber sieht das anders. Sein Fall löste hitzige Diskussionen aus.

Heute geht es G. trotz Kündigung gut. «Ich suche zurzeit noch immer eine Stelle», sagt er zu BLICK. «Aber nur kurzfristig. Ab April arbeite ich bei einem Landwirt als Betriebshelfer. Die Zusage habe ich.» Obwohl sein künftiger Chef wenig Freude an seiner öffentlichen Porno-Beichte habe. Doch für ihn ist klar: «Ich stehe dazu!»

Pornos am Arbeitsplatz sind verboten

Eine Umfrage bei Arbeitgebern zeigt: Pornokonsum am Arbeitsplatz ist ein Problem. Viele Firmen sperren einschlägige Webseiten. Die Migros kappt den Zugang zum Netz für Mitarbeiter sogar ganz. Trotzdem kommt es immer wieder zu Zwischenfällen: Die SBB feuerte 2014 zwei Angestellte fristlos, weil sich diese während 17 Arbeitstagen über 80 Stunden im Internet pornografische Bilder angeschaut haben – unter anderem mit strafrechtlich relevantem Inhalt.

Auch beim Warenhaus Manor erwischte man Angestellte beim Konsum von Schmuddelfilmchen – was teilweise Kündigungen nach sich gezogen hat. Angeblich «aus Langeweile» lud ein Armee-Angestellter in einer Logistikbasis 8000 Pornobilder runter – 110 zeigten Handlungen mit Tieren. Das Militär stellte den gelangweilten Lüstling 2017 frei und zeigte ihn wegen des Konsums verbotener Pornografie an.

Nicht immer ganz klar ist die Lage juristisch. Rechtsanwältin Sarah Schläppi (36) erklärt. «Grundsätzlich sind Arbeitnehmer verpflichtet, während der ganzen Arbeitszeit für den Arbeitgeber tätig zu sein. Pornos zu schauen, ist aber eine private Tätigkeit», erklärt Schläppi. Darum ist dies grundsätzlich nicht erlaubt, auch nicht lautlos.

Wird man beim Pornoschauen während der Arbeit doch mal erwischt, ist es erst mal äusserst peinlich. Eine fristlose Kündigung aber wäre gemäss Bundesgericht nur im Wiederholungsfall rechtens. «Damit die fristlose Kündigung gerechtfertigt ist, muss der Arbeitgeber beweisen können, dass der Arbeitnehmer in erheblichem Umfang während Arbeitszeit am Arbeitsplatz Pornos geschaut hat.»

Wie beeinflusst uns Pornografie?

Die Omnipräsenz von Sex beeinflusst nicht nur unser Verhalten am Arbeitsplatz. Pornografie verändert Beziehungen, sie hat Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, und sie macht manche Menschen reich (zum Beispiel die Besitzer des Porno-Monopolisten Mindgeek). Heute startet BLICK deshalb eine Serie zum Tabuthema. Denn Porno ist heute überall.

* Name der Redaktion bekannt

Die Porno-Gesellschaft

Die Porno-Branche hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Einst musste man Schmuddelfilmchen suchen, heute sind sie nur einen Klick entfernt. Wie verändern Pornhub und Co. unsere Gesellschaft? Was macht die Omnipräsenz von Sex mit Jugendlichen, und wie verändert sie unsere Beziehungen? Diesen Fragen widmet sich die BLICK-Serie «Porno-Gesellschaft». Morgen lesen Sie: Amateure, Halb-Profis, Selfmade-Pornosternchen – wer heute Pornos macht.

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