Coronavirus - Schweiz
Präsenzunterricht an weiterführenden Schulen wieder möglich

Nachobligatorische Schulen wie Berufsschulen und Gymnasien können seit Montag den Präsenzunterricht nach der «Corona-Pause» wieder aufnehmen. Die Abstandsregel von zwei Metern muss nicht mehr konsequent eingehalten werden.
Publiziert: 08.06.2020 um 09:28 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2020 um 13:10 Uhr
Ein Lehrer begrüsst im Gymnasium Kirchenfeld in Bern Schülerinnen und Schüler und erläutert die Hygienemassnahmen.
Foto: ANTHONY ANEX

Im neuen Schutzkonzept des Bundesamtes für Bundesamtes für Gesundheit (BAG) für nachobligatorische Schulen heisst es, dass «wann immer möglich» der Abstand von zwei Metern in den Unterrichtsräumen und bei allen übrigen interpersonellen Kontakten eingehalten werden soll».

Bislang galt für nachobligatorische Schulen, dass der Abstand von zwei Metern «konsequent eingehalten werden muss». Der Satz mit dem teilweisen Präsenzunterricht wurde aus dem Konzept gestrichen. Damit können weiterführende Schulen ab sofort wieder auf Präsenzunterricht setzen. Weiterhin gelten bei Bildungseinrichtungen der Sekundarstufe II, der Tertiärstufe und der Weiterbildung die Hygienemassnahmen, wie das BAG am Freitag mitteilte.

Laut Georg Berger, Präsident der Schweizerischen Direktorenkonferenz der Berufsfachschulen, werde der Schulbetrieb an den Berufsfachschulen und höheren Fachschulen in der Schweiz mehrheitlich in einer Mischform aus Präsenz- und Fernunterricht aufgenommen. Nur eine Minderheit setzte lediglich auf die Fortsetzung des Fernunterrichts, sagte Berger am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Ihm sei aufgefallen, dass die Stimmung an seinem Berufsbildungszentrum in Olten beim Schulstart gut gewesen sei, die Schülerinnen und Schüler hätten sich auf den Unterricht und ihre Kollegen gefreut. In den letzten Wochen sei der Fernunterricht teilweise etwas «versandet».

Der direkte Kontakt mit den Lehrerinnen und Lehrern ist laut Berger zentral für den Lernprozess. Beeindruckt sei er davon, dass viele Schülerinnen und Schüler im Gegensatz zur Zeit vor dem Lockdown nun aktiver und selbstständiger wirken. Es sei bemerkenswert, dass in diesen rund drei Monaten die Schüler gelernt hätten, mehr Verantwortung für sich zu übernehmen.

Auch in Gymnasien geht es wieder los: «Ausnahmslos spürt man die Freude auf Schüler- und Lehrerseite an der Begegnung im Präsenzunterricht», teilte Marc König, Präsident der Konferenz Schweizerischer Gymnasialrektorinnen und Gymnasialrektoren, auf Anfrage mit.

Die Mehrheit der schweizerischen Gymnasien nehme den Unterricht in unterschiedlicher Form wieder auf, bei den meisten Schulen sei dies Halbklassenunterricht. Ausschlaggebend bei der Umsetzung der Schutzkonzepte seien die lokalen Raumverhältnisse.

Die Zeit des Fernunterrichts habe die Schere «zwischen selbständigeren und weniger selbständigen Persönlichkeiten, zwischen sozial bevor- und sozial benachteiligten Persönlichkeiten geöffnet». Dies sei eine Herausforderung für die Schulen, schreibt König. Nun gehe es vor allem darum, eine gemeinsame, solide Basis für den weiteren Unterricht zu schaffen

Der Entscheid, ob eine Hochschule für den Rest des Semesters den Präsenzunterricht wieder aufnimmt, liegt gemäss Swissuniversities, dem Dachverband der Schweizer Hochschulen, in der Kompetenz der Hochschulen und ihrer Träger, wie es auf Anfrage hiess.

Je nach Hochschule werde in diesem Semester nicht mehr viel Unterricht stattfinden, sondern nur noch Prüfungen, oder auch Weiterbildungsangebote, die schon im Präsenzformat laufen würden.

Als wichtig erachtet es das BAG, Unterrichtsräume regelmässig und ausgiebig zu lüften. Zudem soll das Wechseln der Unterrichtsräume soweit möglich vermieden werden. «Das Vorhandensein eines auf die jeweilige Bildungseinrichtung bezogenen und auf deren Gegebenheiten abgestimmten Schutzkonzeptes ist eine Voraussetzung für den Präsenzunterricht respektive Präsenzlehrveranstaltungen», schreibt das BAG.

Jugendliche und junge Erwachsene schätzen sich laut BAG als wenig gefährdet ein, zudem sind sie meist mobiler als andere Bevölkerungsgruppen. Eine zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategie könne das Problembewusstsein dieser Personengruppe erhöhen, schreibt das BAG.

Die Zürcher Bildungsdirektorin und Präsidentin der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und Erziehungsdirektoren, Silvia Steiner, hatte Ende Mai die zuvor geltenden Vorgaben des Bundes für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes an den Gymnasien und Berufsfachschulen kritisiert.

«Die Vorgaben sind so streng, «dass wir an den Mittel- und Berufsfachschulen ab dem 8. Juni nur einen reduzierten Präsenzunterricht anbieten können», sagte Steiner damals. Angesichts der Lockerungen in zahlreichen anderen Bereichen sei dies unverständlich.

(SDA)

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