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Credit Suisse
Zu Thiams Rauswurf gabs Ärger und Takeaway-Pizza

20 Stunden dauerte die Sitzung, die das Schicksal des CEO besiegelte. Urs Rohner tobte wegen Thiams Instagram-Foto.
Publiziert: 09.02.2020 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2020 um 13:59 Uhr
Tidjane Thiams Unstagram-Foto 2 Tage vor der VR-Sitzung.
Foto: Instagram
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Reza Rafi

Sie löste ein Beben auf dem Finanzplatz aus: Für die einen kommt die Thiam-Absetzung zu spät. Für die anderen hätte stattdessen Präsident Rohner gehen müssen. Der Entscheid ist in der Wirtschaftswelt das Gesprächsthema.

Die neue Hackordnung entstand in einer 20-stündigen Monstersitzung des Credit- Suisse-Verwaltungsrats in Zürich – von Donnerstag bis Freitag um vier Uhr früh. Die Topkader bestellten Pizza, während sie die Neuausrichtung der Grossbank beschlossen.

In der «Financial Times» packt ein Teilnehmer aus: «Es war ein leises, trauriges letztes Nachtessen.» Zwei Stunden nach dem Meeting gab die Bank Thiams Rücktritt bekannt.

Zu Beginn diskutierte der Verwaltungsrat demnach ohne Thiams Anwesenheit. Im Anschluss begab sich der CEO in eine separate Besprechung. Mit VR-Präsident Rohner, Lead independent director und Vizepräsident Severin Schwan sowie Audit-Chef John Tiner.

Nach ein paar Stunden – er sei laut einem Anwesenden «überraschend unemotional» gewesen – stimmte Thiam seiner Absetzung zu. Einzige Bedingung: Er will am Donnerstag das Jahresergebnis präsentieren. Und den Laden als «good leaver» verlassen, also im Einvernehmen. Was ihm zum Abschied eine höhere Besoldung ermöglicht, laut «Tages-Anzeiger» rund 30 Millionen Franken.

«Eine schlechte Idee»

Rohner richtig auf die Palme gebracht habe jedoch Thiams Instagram-Foto mit den Mitgliedern der Geschäftsleitung, das er zwei Tage vor der VR-Sitzung veröffentlicht hatte. «Das war ein verzweifelter Versuch», so ein Informant aus dem Topmanagement. «Die Mitarbeiter dafür zu benutzen, war eine schlechte Idee.» Auf dem Bild lächelt der Franko-Ivorer, umrahmt von seinen Mitarbeitern. «Das provozierte den Verwaltungsrat. Thiam machte einen grossen Fehler.»

Rohner, sowieso sauer wegen Thiams Interview mit dem französischen Fernsehen im November, in welchem er die Mitarbeiter-Überwachung bagatellisierte, sei «richtig verärgert» gewesen. «Urs dachte: Er checkts einfach nicht», zitiert die «FT» einen Teilnehmer der Runde.

Tags darauf sei Thiam durch den Haupteingang statt durch die Garage zur Arbeit gekommen. Was er sonst nie mache.

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