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Es liegt am Erbgut
Neandertaler-Gen macht schmerzempfindlich

Eine neue Studie zeigt: Wer eine bestimmte Genvariante in sich trägt, hat eine tiefere Schmerzschwelle. Das geht bis auf unsere urzeitlichen Vorfahren zurück.
Publiziert: 26.07.2020 um 00:16 Uhr
Eine neue Studie des Max-Planck-Instituts in Leipzig hat interessante Erkenntnisse zu Tage gefördert: Wer bestimmte Neandertaler-Gene geerbt hat, scheint schmerzempfindlicher zu sein.
Foto: KEYSTONE/AP/FRANK FRANKLIN II
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Valentin Rubin

Der Neandertaler ist nie vollständig ausgestorben. Denn einige Gene unseres urzeit­lichen Verwandten leben noch heute im modernen Menschen weiter. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig (D) und des Karolinska-­Instituts in Schweden sind in einer aktuellen Studie nun auf eine interessante Entdeckung gestossen: Wer eine bestimmte Neandertaler-Va­riante von Nervenzellen geerbt hat, ist nachweislich schmerzempfindlicher als Menschen ohne diese Genvariante.

Die Schmerzempfindlichkeit hänge massgeblich vom ­Alter der Menschen ab, erklärte Studienleiter und Neurobiologe Hugo Zeberg in der Meldung gestern Samstag. Menschen mit der besagten Genvariante empfänden mehr Schmerzen, «in etwa so, als wären sie acht Jahre älter».

2000 wiesen Genvariation auf

Grundlage für die Studie sind Daten aus einer umfangreichen ­Bevölkerungsstudie in Grossbritannien. Von den über 500'000 Befragten wiesen 0,4 Prozent – also gut 2000 Menschen – entsprechende Genvariationen auf. Sie stammten vor allem aus Mittel- und Südamerika, aber auch aus Europa. Und die Wahrscheinlichkeit, dass die be­sagten Genträger über Schmerzen klagten, war um gut sieben Prozent höher als in der Restgruppe.

Vielleicht müssen wir unser Bild unserer archaischen Cousins überdenken: So robust und hart im ­Nehmen scheinen sie nicht immer gewesen zu sein. Studienleiter Hugo Zeberg betonte aber, dass ein erhöhtes Schmerzempfinden an sich nichts Problematisches sei. Im ­Gegenteil: Evolutionär schützte Schmerz den Menschen und seine Vorfahren vor potenziell gefähr­lichen Einflüssen auf unseren ­Körper.

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