«Ich warte auf drei Monatslöhne»
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Ex-Mitarbeiter klagt an:«Ich warte auf drei Monatslöhne»

Ex-Angestellte protestieren vor Hotel Schwert in Gersau SZ – sie bekamen monatelang keinen Lohn
«Er schuldet mir 13'000 Franken!»

Die ehemalige Belegschaft vom Hotel Schwert in Gersau SZ hat gekündigt und kämpft jetzt gegen ihren Ex-Chef. Er schuldet ihnen viel Geld, werfen sie ihm vor. Am Dienstag haben sie ihn mit den Forderungen im Hotel konfrontiert.
Publiziert: 19.12.2023 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 20.12.2023 um 08:24 Uhr
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Beat MichelReporter

Vor dem Hotel Schwert in Gersau SZ findet am Dienstagmittag eine wütende, kleine Demonstration statt: Vier ehemalige Angestellte des Betriebes konfrontieren den Ex-Chef mit ihren Lohnforderungen. «Wir sind verzweifelt, niemand kann uns helfen», sagt Nicholas Billaney (45), der ehemalige Restaurantleiter, gegenüber Blick. «Ich kann die Miete nicht mehr bezahlen», sagt Heike Möller (59), die für das Frühstück und das Buffet zuständig gewesen ist.

Im April begann Nicholas Billaney im Hotel Schwert in Gersau SZ. Finanziell wurde der neue Job für den Familienvater zur Katastrophe. «Die Löhne kamen von Anfang an verspätet», sagt Billaney. Und weiter: «Ab August kam gar nichts mehr. Jetzt sind noch immer die Löhne von August, September und Oktober offen.»

Statt Lohn gab es ein Hausverbot

Seit Mitte Juli hat der frühere Restaurantleiter die Rechtsschutzversicherung involviert. «Doch wir haben bisher nichts erreicht.» Bis jetzt habe er deswegen nur ein Hausverbot kassiert. «Jetzt wollen wir ihn mit einer Demo zur Rede stellen.»

Wütende Ex-Angestellte posieren vor dem Hotel Schwert (v.r.): der ehemalige Restaurantchef Nicholas Billaney (45), Serviceangestellte Heike Möller (59) und Besa Aschwanden (31), Ex-Küchenchef Eric (31).
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Vor einer Woche haben weitere fünf Angestellte vom Schwert gekündigt, weil zu viele Löhne ausstehen und auch keine Verbesserung der Situation in Sicht ist. «Immer wieder hat er uns vertröstet. Er schickte uns Screenshots von Überweisungen, die dann nicht ausgeführt wurden», sagt Heike Möller.

Auch am Dienstag, bei der kleinen Demo vor dem Hotel direkt am See, versucht der Wirt die wütenden Leute wieder zu vertrösten. «Ich bin daran, alles zu regeln», sagt er mit viel Überzeugung in der Stimme. Er verspricht wie schon mehrfach in der Vergangenheit, dass bald alles besser wird.

Säumiger Chef geht in den Gegenangriff

Der säumige Wirt macht den ehemaligen Angestellten verschiedenste Vorwürfe. Er sagt: «Sie haben mich beklaut. Im letzten halben Jahr haben sie mir zwischen 60'000 und 70'000 Franken abgenommen. Das kann man aus den Belegen schliessen», sagt er. Er sagt, dass im November die Angestellten selber Geld aus der Kasse genommen hatten als Lohn. Das könne er ebenfalls aus den Belegen schliessen. Die Angestellten bestreiten die Klau-Vorwürfe.

Anzeige hat er noch gegen keinen einzigen Angestellten eingereicht. «Das werde ich jetzt nachholen. Ich bin gerade von einem Burnout-Ausfall zurückgekehrt», sagt der säumige Wirt.

Die hochschwangere Besa Aschwanden hat Tränen in den Augen, als sie mit ihren Kollegen vor dem Schwert protestiert. «Er schuldet mir 13'000 Franken. Ich habe so gern da gearbeitet, die Gäste waren supernett. Aber jetzt muss mich die jüngere Schwester unterstützen, das geht doch nicht.»

Frühere Mitarbeiter leiden unter der Situation

Der ehemalige Küchenchef Eric H. (31) ist durch die ausstehenden Löhne in finanzielle Probleme geraten. «Ich habe im April begonnen, den ersten Lohn habe ich im Juni bekommen. Seither habe ich kein Geld mehr von ihm erhalten», sagt er. «Ich habe sieben Tage die Woche gearbeitet. Er schuldet mir drei Monate Gehalt.»

Blick liegt der E-Mail-Verkehr zwischen dem zuständigen Betreibungs- und Konkursamt Nidwalden und Nicholas Billaney vor. Ein Zahlungsbefehl konnte bisher nicht zugestellt werden, weil der Hotel-Chef keine eingeschriebenen Briefe abholt. Auch die polizeiliche Zustellung hat bisher nicht geklappt. Das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum hat zudem die Vorwürfe gegen das Hotel beim Arbeitsinspektorat gemeldet. Seit November ist zudem die Gewerkschaft Syna involviert, die die geprellten Angestellten berät.

«Wenn ich kein Erspartes hätte, wäre meine Familie in die Armut abgerutscht», sagt Billaney. «Wieso können wir nicht unser Geld einfordern?» Für den ehemaligen Restaurantleiter dürfte das Weihnachtsfest alles andere als feierlich werden.

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