Gefährlicher Tanker-Poker zwischen USA, Grossbritannien und Iran spitzt sich zu
Auge um Auge, Kahn um Kahn

Anschläge und Entführungen von Tankern: Die Lage im Persischen Golf spitzt sich immer weiter zu. Der deutsche Nahost-Experte Udo Steinbach geht davon aus, dass sich die verfeindeten Lager so in Stellung für Verhandlungen bringen wollen.
Publiziert: 18.07.2019 um 22:55 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:05 Uhr
Die Situation zwischen dem Iran und den USA hat sich verschärft, nachdem im Golf von Oman zwei Öl-Tanker angegriffen worden waren. Dafür verantwortlich wird der Iran gemacht.
Foto: AP
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Guido Felder

Im Persischen Golf wird gerade eines der gefährlichsten Spiele der Welt gespielt. Man könnte es «Tanker Attack» nennen. Es hat zum Ziel, mit Anschlägen und Schiffsentführungen den Gegner bis zum Äussersten zu provozieren.

Das explosive Game begann im Mai, als vier Frachter beschädigt wurden. Mitte Juni wurden erneut Tanker einer deutschen und einer norwegischen Reederei angegriffen – es kam zu Explosionen. Die Spuren führten beide Male in den Iran.

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Anfang Juli beschlagnahmten die Briten ihrerseits bei Gibraltar den iranischen Tanker «Grace 1», angeblich weil dieser Öl ins Bürgerkriegsland Syrien bringen wollte. Die Iraner sprachen von «Piraterie» und drohten, dieses «Übel nicht ohne Antwort» zu lassen.

Iran reagiert heftig

Nun haben die Iraner offenbar gleich zweimal zugeschlagen. Am Sonntag wurde die «Riah», die laut Marine Traffic der Reederei Prime Tankers in den Vereinigten Arabischen Emirate gehört, aus der Strasse von Hormus in einen iranischen Hafen geschleppt. Das iranische Aussenministerium erklärte, der Tanker habe eine «technische Panne» gehabt. Vertreter der USA und der Emirate gehen aber von Entführung aus. Seither gibt es keinen Kontakt zur Besatzung.

Am Mittwoch teilten die iranischen Revolutionsgarden mit, dass sie einen ausländischen Tanker festgesetzt hätten, der «eine Million Liter Öl geschmuggelt» habe. Zwölf Besatzungsmitglieder seien festgenommen worden. Die bange Frage nun: Wie wird das Tanker-Tauziehen enden?

Prescht eine Seite vor – zieht die andere nach

Für den deutschen Nahost-Experten Udo Steinbach (76) sind die Tankerentführungen ein Kräftemessen. «Beide Seiten, einerseits die USA und Grossbritannien, andererseits der Iran, testen, wie weit sie mit den Provokationen gehen können.» Entführe die eine Seite einen Tanker, ziehe die andere Seite nach – Auge um Auge, Kahn um Kahn.

Steinbach glaubt, dass sich die beiden Seiten für Gespräche in Position bringen wollen. «Beide haben ja Gesprächsbereitschaft angezeigt, aber jeder will als Gewinner in die Verhandlungen steigen.» Dass es zu einem Krieg kommt, glaubt Steinbach nicht. «Die USA wissen, dass es in einem Krieg nur Verlierer geben würde. Auch Israel weiss, dass sich eine lokale Konfrontation sehr schnell Richtung Libanon und Israel ausweiten könnte.»

Neue Sanktionen, neue Spannungen

Seit dem Ausstieg der USA aus dem internationalen Atomabkommen mit dem Iran im Mai 2018 und der Verhängung neuer Sanktionen haben die Spannungen in der Golfregion massiv zugenommen. Nicht nur auf dem Wasser.

Ende Juni brachte der Abschuss einer US-Aufklärungsdrohne durch die Revolutionsgarden über der Strasse von Hormus den Iran und die USA an den Rand einer militärischen Konfrontation. US-Präsident Donald Trump stoppte erst in letzter Minute einen Vergeltungsangriff.

Der Iran-Konflikt im Ticker

Der Konflikt zwischen dem Iran und den USA spitzt sich immer weiter zu. Im Newsticker halten wir Sie über die Vorkommnisse auf dem Laufenden.

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