Konflikt in Golfregion
Premierministerin May leitet Dringlichkeitssitzung zu Tanker-Krise

Im Tanker-Konflikt mit dem Iran kommt das britische Krisenkabinett am heutigen Montag zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Dies ist eine weitere Sitzung binnen weniger Tage.
Publiziert: 22.07.2019 um 06:08 Uhr
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Aktualisiert: 22.07.2019 um 15:12 Uhr
Kurz vor dem Wechsel an der Spitze seiner Regierung will Grossbritannien will Theresa May am heutigen Montag eine Dringlichkeitssitzung des Krisenkabinetts leiten. (Archivbild)
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Das Gremium werde am Vormittag unter dem Vorsitz von Premierministerin Theresa May über die «Wahrung der Sicherheit für die Schifffahrt im Persischen Golf» beraten, teilte Mays Büro am Sonntagabend in London mit. Der britische Aussenminister Jeremy Hunt sprach derweil mit seinem deutschen Amtskollegen Heiko Maas und dem französischen Chefdiplomaten Jean-Yves Le Drian telefonisch über das Thema.

Strasse von Hormus muss freibleiben

Die drei Minister seien sich einig gewesen, dass eine freie Durchfahrt von Schiffen durch die Strasse von Hormus für die europäischen Staaten «oberste Priorität» habe, erklärte das britische Aussenministerium am Sonntagabend. Zugleich müsse jede «mögliche Eskalation» vermieden werden. Die drei Minister würden sich weiterhin zu dem Thema austauschen und zusammenarbeiten.

Der britische Krisenstab ist schon zwei Mal zusammengekommen, seit die iranischen Revolutionsgarden am Freitag den unter britischer Fahne fahrenden Tanker «Stena Impero» in der Strasse von Hormus festsetzen. Das Treffen am Montag ist das erste, das von der scheidenden Premierministerin May geleitet wird.

Grossbritannien hat innenpolitisch schon genug Probleme

Das Tanker soll nach Angaben aus Teheran gegen «internationale Schifffahrtsregeln» verstossen haben soll. London bestreitet dies.

Die Krise trifft Grossbritannien in innenpolitisch turbulenten Zeiten angesichts des Streits um den Brexit und des bevorstehenden Rücktritts der konservativen Regierungschefin May. Der auch in der eigenen Partei umstrittene frühere britische Aussenminister Boris Johnson wird wohl am Mittwoch Mays Posten übernehmen.

London strebt keinen Krieg an

London liess zunächst offen, welche Strafmassnahmen als Reaktion auf Irans Festsetzung des Tankers geprüft würden. Hunt - der im Rennen um das Amt des Premierministers Johnson herausfordert - hatte betont, Grossbritannien wolle keine militärische, sondern eine diplomatische Lösung des Konfliktes. Das Ziel sei Deeskalation.

Der britische Diplomat Jonathan Allen, einer der ranghöchsten Vertreter seines Landes bei den Vereinten Nationen, bezeichnete das Vorgehen Teherans in einem Brief an den Sicherheitsratsvorsitz als «illegal». In dem Schreiben an den amtierenden Uno-Sicherheitsratsvorsitzenden Gustavo Meza-Cuadra betonte Allen, dass die «Stena Impero» ihr Recht auf eine Durchfahrt durch eine internationale Schiffspassage wahrgenommen habe.

Fadenscheinige Begründungen Irans

Den Vorwurf der iranischen Seite, der Tanker sei mit einem Fischkutter kollidiert, wies Allen zurück. «Es gibt keine Hinweise dafür. Selbst wenn es so passiert wäre, würde die Schiffsposition in den Hoheitsgewässern des Omans bedeuten, dass der Iran keine Erlaubnis hatte, die 'Stena Impero' aufzubringen».

Der Vorfall hat die Spannungen Irans mit dem Westen weiter angeheizt. Womöglich ist die Beschlagnahmung eine Vergeltung für die andauernde Festsetzung eines iranischen Tankers im britischen Überseegebiet Gibraltar. Der iranische Parlamentspräsident Ali Laridschani sagte der Nachrichtenagentur Isna mit Blick auf Grossbritannien, sie «haben gestohlen und eine Antwort erhalten».

(SDA)

Warum ist die Strasse von Hormus so wichtig?

Mehrere Zwischenfälle mit Handelsschiffen nahe der Meerenge von Hormus haben in den vergangenen Monaten den Blick auf diese wichtige Seestrasse gelenkt. Rund ein Drittel des auf dem Seeweg transportierten Öls wird durch die Meerenge zwischen dem Iran und dem Oman befördert.

Blockade bedroht internationale Ölmärkte

Eine Sperrung dieses strategisch wichtigen Nadelöhrs würde den Ölpreis in die Höhe treiben mit katastrophalen Folgen für die Weltwirtschaft. Schon die jüngsten Vorfälle sorgten daher für Nervosität an den Ölmärkten.

Angesichts des Streits um das internationale Atomabkommen mit dem Iran und der Wirtschaftsblockade der USA hat Teheran wiederholt gedroht, die Seestrasse zu blockieren. Die Meerenge zwischen dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ist nur 50 Kilometer breit. Auch wenn die iranische Marine den USA militärisch nicht gewachsen ist, wäre es nicht schwer für sie, eine Durchfahrt durch Seeminen zu blockieren.

Seit Jahrhunderten wichtiger Handelsweg

Die Meerenge von Hormus ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Handelsroute. Auf den Inseln Hormus und Keschm errichteten die Portugiesen im 16. Jahrhundert Festungen und Handelsstützpunkte. Heute sind die iranischen Inseln wegen ihrer dramatischen Felsformationen und Mangrovenwälder beliebte Touristenziele. Weitere Inseln in der Mitte der Seestrasse sind zwischen dem Iran und den Vereinigten Arabischen Emiraten umstritten.

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