Italo-Räuber Carlo C. (78) tischt beim Mordprozess an Küsnachter Millionärin bizarre Ausrede auf
«Ich war ihr Sexspielzeug»

Italo-Räuber Carlo F. soll 1997 eine Millionärin in Küsnacht ZH brutal umgebracht haben. Dieser bestreitet den Mord vor dem Bezirksgericht Meilen und wartet mit bizarren Ausreden auf.
Publiziert: 01.11.2021 um 16:57 Uhr
Brutalo-Räuber Carlo F. soll 1997 in Küsnacht eine Millionärin brutal ermordet haben.
Foto: Kapo BE
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Viktor Dammann

Auf brutalste Art und Weise wurde 1997 die Millionärin E.C.* (†87) in ihrer Villa in Küsnacht ZH getötet. Am Montag steht ihr mutmasslicher Mörder, Carlo F. (78), vor dem Bezirksgericht Meilen. Der Italiener stellt die Tat in Abrede und überrascht mit der Aussage: «Ich hatte eine Beziehung mit Frau C. und war ihr Sexspielzeug.»

«Ich bin hier, um mich zu verteidigen», meinte Carlo F. zum Prozessauftakt. In der persönlichen Befragung hielt die Gerichtspräsidentin dem Angeklagten über ein Dutzend einschlägige Vorstrafen, wie Diebstähle, Raub und Betrügereien vor. 2016 beraubte er im Berner Oberland eine Juwelierfamilie und missbrauchte dabei eine minderjährige Tochter. Dies wies Carlo F. empört zurück. «Ich bin ein Krimineller, aber kein Sexualstraftäter. Dies habe ich nicht nötig.»

Desgleichen bestritt der Italiener die von der Staatsanwaltschaft vorgeworfene Tötung der 87-jährigen E.C. «Es ist absurd», meinte der Räuber. «Wie kann man eine beinahe 90-jährige Frau schlagen? Dazu wäre nur ein Drogensüchtiger fähig.»

Seine DNA war an den Fesselungswerkzeugen entdeckt worden

Die Richterin hielt Carlo F. vor, dass seine DNA an verschiedenen Orten bei der Leiche gesichert werden konnte. Unter anderem auf dem Jackett der Toten und im Verknotungsbereich der Schnüre und einem Strick, mit dem die Millionärin gefesselt worden war. «Wie erklären Sie sich dies?»

Darauf folgte eine abenteuerliche Schilderung des Italo-Räubers. «Ich hatte mit Frau C. eine neunmonatige Beziehung.» Mit dem Strick, auf dem seine DNA gefunden wurde, habe er jeweils alte Zeitungen verschnürt oder daran die Wäsche aufgehängt.

Carlo F. weiter: «Ich war auch ihr Sexspielzeug, und sie hat mich sexuell befriedigt.» Er habe die Frau regelmässig besucht und jedes Mal 12'000 bis 15'000 Franken von ihr erhalten, insgesamt 300'000 Franken. «Dazu schenkte sie mir einen BMW.»

Die Gerichtspräsidentin sagt ungläubig: «Die Frau galt als geizig.» Und: «Ihre Schilderungen der sexuellen Praktiken würden eher zu einem Sadomaso-Bordell passen.»

Für Staatsanwalt Michael Scherrer ist der Fall glasklar. «Er hat eine abstruse lebensfremde Geschichte, schlicht Lügen, von sich gegeben. Es war ein übler, qualvoller Tod, den Frau C. durch ihn erleiden musste.» Scherrer fordert eine Zusatzstrafe von elf Jahren zum bereits abgeurteilten Raub an der Juwelierfamilie.

Anwältin des Räubers gibt Polizei die Mitschuld am Tod der Millionärin

Die Anwältin übernahm die seltsame Darstellung ihres Mandanten nahtlos und stellte das Opfer gar als sexsüchtige alte Frau dar: Der besagte Strick sei auch im Zusammenhang mit den Sextoy-Spielen verwendet worden. «Er war in dieser geheimen Beziehung ihr italienischer Gigolo.»

Die Verteidigerin sieht sogar Sanität und Polizei als Schuldige. «Mein Mandant bestreitet die Tat. Selbst wenn er der Täter wäre, wäre er unschuldig. Er hatte die Sanität alarmiert, doch diese sei nicht gekommen und habe auch die Polizei informiert, die jedoch nicht sofort ausrückte.»

Beim Schlusswort gab der angeklagte Berufskriminelle noch eins drauf: «Ich weiss, dass ich diese Frau glücklich gemacht habe.»

Das Urteil wird später gefällt.

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