Jetzt ermittelt auch das FBI
Italienische Polizei findet weitere Raketen bei Tessiner Neonazi

Der spektakuläre Fund der Mittelstreckenrakete in einem Hangar in der Lombardei scheint nur die Spitze eines Eisbergs. Am Wochenende folgen weitere Razzien in den Liegenschaften des Tessiner Neonazi-Waffenhändlers.
Publiziert: 21.07.2019 um 19:13 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2020 um 12:28 Uhr
Myrte Müller

Die Nachricht löste weltweite Schlagzeilen aus. Im Hangar eines kleinen Flugplatzes bei Voghera (I) entdeckt die italienische Polizei ein riesiges Waffenarsenal. Mittendrin eine ausgewachsene Mittelstreckenrakete. Sie sollte an ukrainische Rechtsextremisten verkauft werden (BLICK berichtete). Betreiber des Lagers ist der Tessiner Antonio M.* (42), ein Neonazi und Waffenhändler. Am Freitag stürmte die Polizei die Wohnung von Antonio M. in Bissone TI und dessen angeblichen Firmensitz, die Swiss Global Aerospace AG in Melide TI. Das berichten Teleticino und «Ticinonews».

Beide Adressen gehören zu einem Tessiner Arzt, der dem zwielichtigen Geschäftsmann das Ferienhaus in der Via San Nicolao vermietet hatte. «Er war im Januar 2018 eingezogen, hatte nie die Miete gezahlt und gab uns im November darauf die Schlüssel zurück», hatte die Frau des Arztes BLICK erzählt. Dort gelebt habe Antonio M. nie. Erst Mitte Juni fanden Schulkinder im Wald, nur wenige Hundert Meter vom Domizil des Waffenhändlers entfernt, eine Maschinenpistole mit Munition, verpackt in eine Plastiktüte. Hatte Antonio M. die Waffe dort versteckt? Die Adresse der Arztpraxis gab der freche Mieter beim Handelsregister als Firmensitz an.

Neonazi-Arsenal – nur die Spitze eines Eisbergs?

Der spektakuläre Fund der französischen Mittelstreckenrakete am kleinen touristischen Flugplatz Rivanazzano Terme (I) scheint nur die Spitze des Eisberges. Im Hangar hortet Antonio M. auch zwei LR-0-Raketen für Raketenwerfer zur Bewaffnung von MB339-Flugzeugen. Am Wochenende folgen weitere Razzien. Die Polizei durchsucht Depots und die Wohnungen des Tessiners in Sesto Calendo (Varese), in Mailand und in Castelletto Ticino (Novara) am Lago Maggiore.

Das ist nur ein kleiner Teil der Ausbeute. Noch immer durchkämmen die Beamten der italienischen Polizei Depots und Wohnungen des Tessiner Waffenhändlers Antonio M.* (42). Jetzt beteiligen sich auch die Schweizer Fedpol und das FBI an den Ermittlungen.
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Im toskanischen Ferienapartment seines Komplizen, Francesco B.* (60), werden weitere Waffen sichergestellt, darunter Pistolen, Gewehre, 13 Handgranaten, eine Armbrust, eine Machete und Munition für Maschinengewehre. Im Erstwohnsitz von Francesco B., in Gallarate (I), hatten die Beamten bereits am 15. Juli über 40 Schusswaffen gefunden. Neben dem illegalen Waffenarsenal beschlagnahmt die Polizei Dutzende von Hitler-Videos und Bilder von Diktator Benito Mussolini. Die Waffen stammten vornehmlich aus den USA, aus Österreich und Deutschland. Die Mittelstreckenrakete wurde vor 25 Jahren von Katar an einen befreundeten Staat verkauft.

Auch das FBI ermittelt

Wie kamen der Tessiner und seine italienischen Handlanger an diese Waffen? Für internationale Ermittlungen wurde Interpol eingeschaltet und eine Rechtshilfegesuch an die Bundesanwaltschaft gestellt. Die Fedpol schlug danach auch am Freitag im Luganese zu. Sogar das FBI wird in der Raketen-Affäre aktiv.

Antonio M. handelt offiziell seit Jahren mit Kleinflugzeugen. Wie die «WOZ» berichtet, war der Mann aus Bissone drei Jahre lang bei der Ruag beschäftigt. Er gründete verschiedene Firmen, darunter die Swiss Global Aerospace in Melide. Zu seinen ehemaligen Partnern zählt auch der Schweizer Armando L.* (54), der Laserpointer an den Iran verkaufte und deswegen in Italien zu vier Jahren Knast verurteilt wurde.

* Namen geändert

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