Knall bei den Katholiken
Rechte Hand von Bischof Bonnemain wirft den Bettel hin

Stefan Loppacher war die rechte Hand von Bischof Bonnemain. Gemeinsam haben sie die Präventionsarbeit aufgebaut. Nun kündigt Loppacher wegen Differenzen.
Publiziert: 28.05.2024 um 19:30 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Die katholische Kirche kommt nicht zur Ruhe. Am Montag musste Bischof Joseph Bonnemain (75) einräumen, dass es mit den Massnahmen gegen Missbrauch nicht so schnell vorangeht wie gedacht. Am Dienstag folgt der nächste Knall: Wie Blick weiss, hat Stefan Loppacher (44), der Präventionsbeauftragte des Bistums Chur, wegen Differenzen gekündigt.

Bereits vor einem Jahr hatte Loppachers Kollegin Karin Iten (53) hingeworfen und die katholische Kirche scharf kritisiert: «Echte Präventionsarbeit ist sehr unbequem. Und darauf haben nicht alle Schweizer Bischöfe Lust.»

Auch Stefan Loppacher ist mit dem Engagement der Bischöfe unzufrieden. «Die wirklich heiklen Fragen versucht man weiter zu umschiffen», sagte Loppacher im November zu Blick. «Ich sehe an der Spitze noch keine Debatte zu Sexualmoral, überhöhtem Priesteramt, gefährlichen Ideologien oder zum Umgang mit Macht. Genau hier setzt wirksame Prävention an.»

Am Montag noch trat Stefan Loppacher (rechts) vor den Medien auf.
Foto: keystone-sda.ch
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Priester Loppacher liebt eine Frau

Hinzu kommt: Loppacher möchte nicht mehr Priester sein. 2019 lernte er in den Ferien seine Partnerin am Single-Tisch kennen: «Im Speisesaal des Hotels gab es einen Tisch für alle Gäste, die ein Einzelzimmer gebucht hatten. Die letzten vier Jahre waren die besten meines Lebens», schwärmte Loppacher gegenüber Blick.

Zu seiner Kündigung will sich Loppacher nicht äussern. Die Verantwortlichen verweisen auf eine Medienmitteilung, die am Mittwoch verschickt werden soll. Blick weiss: Es gab immer wieder Differenzen. Ein Streitpunkt war die Frage, wie unabhängig die Präventionsarbeit sein soll.

Driessen-Reding stärkte Loppacher den Rücken

Franziska Driessen-Reding (54), bis letztes Jahr oberste Katholikin Zürichs, hatte sich dafür eingesetzt, dass Loppacher und seine Kollegin Iten unabhängig kommunizieren und die Kirche kritisieren können. Damit soll nun Schluss sein – die Stellenausschreibung für Itens Nachfolge enthielt eine Maulkorb-Klausel. 

Trotz Differenzen bleibt Loppacher der Kirche erhalten. Er will künftig verstärkt auf nationaler Ebene tätig sein. Im Juni berät die Plenarversammlung der kantonalen Sozialdirektoren ein Konzept, das Loppacher mitentworfen hat. Das Ziel: Kirche und Opferhilfestellen sollen besser zusammenarbeiten.

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