«Man geht ein gewisses Risiko ein»
Kantonsarzt warnt vor Kinder-Impfung im Ausland

In der Schweiz ist die Corona-Impfung erst ab zwölf Jahren zugelassen. Eltern lassen ihre jüngeren Kinder deshalb «off-label» in Nachbarländern impfen, wo Ärzte trotz fehlender Zulassung den Piks verabreichen. Hierzulande sind die Ärzte zurückhaltender.
Publiziert: 09.11.2021 um 11:29 Uhr
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Aktualisiert: 09.11.2021 um 14:36 Uhr

Die Corona-Fallzahlen steigen und die Forderungen nach der Impfung für Kinder unter zwölf Jahren werden in Eltern-Kreisen lauter. Unter dem Hashtag «ProtectTheKids» hat sich nun eine Interessengruppe mit rund 60 Mitgliedern formiert, wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet.

Der Mitgründer und Vater dreier Söhne, Rui Biagini, sagt gegenüber der Zeitung: «Ich erhalte immer wieder Anfragen von Eltern, die ihre unter zwölfjährigen Kinder impfen lassen wollen.» Doch das sei schwierig, weil in der Schweiz die Zulassung fehle.

«Einige Eltern lassen ihre Kinder deshalb in Deutschland impfen», so Biagini weiter. «Off-Label» heisst der Fachausdruck dazu. Das bedeutet, dass die Impfung ohne die Zulassung des Impfstoffs für diese Altersgruppe erfolgt.

Immer mehr Eltern wollen ihre Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen.
Foto: imago images/Laci Perenyi
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Kantonsarzt warnt vor «Off-Label-Impfungen»

Im Vergleich zu den Nachbarländern sind die Kinderärzte in der Schweiz vorsichtiger bei Off-Label-Impfungen. Der Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte, Rudolf Hauri, sagt: «Bei den Off-Label-Impfungen herrscht grosse Zurückhaltung, weil man ohne Datenlage doch ein gewisses Risiko eingeht.»

Weiter warnt er, dass Kinderärzte eine Off-Label-Impfung sorgfältig abwägen und unter Umständen sogar noch eine Fachmeinung einholen sollten. Eine solche Impfung erfolge zudem auf eigene Verantwortung. Somit haften die Eltern.

Über 150 Kinder unter zwölf Jahren sind in der Schweiz geimpft

Eine Statistik des Bundesamts für Gesundheit zeigt, dass in der Schweiz etwas mehr als 150 Kinder unter zwölf Jahren gegen das Coronavirus geimpft sind. Kinderärztinnen und Kinderärzte impfen nur in Einzelfällen «off-label».

Der Präsident der Haus- und Kinderärzte Schweiz, Philippe Luchsinger, sagt: «Es gibt einzelne Nachfragen von Eltern, die von Kinderärzten individuell geprüft werden, vor allem bei Kindern mit Risikoerkrankungen.»

Eine grosse Nachfrage für die Impfung bei jüngeren Kindern sei laut Irmela Heinrichs, Kinderärztin und Vorstandsmitglied des Berufsverbandes der Schweizer Kinderärzte aber nicht zu beobachten.

Impfung für Kinder ab fünf Jahren vermutlich im 2022

Christoph Berger, der Präsident der Impfkommission sagte letzte Woche gegenüber «SRF», dass die Impfung für Kinder ab fünf Jahren vermutlich im nächsten Jahr in der Schweiz zugelassen werde.

Es werde «keine Impfempfehlung mit hohem Druck» geben. Insbesondere, weil sowohl die Krankheitslast von Covid-19 als auch die Risiken einer Impfung bei Kindern sehr klein seien. Da wäge man zwei kleine Risiken gegeneinander ab. (gin)

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