«Wir können nicht ausschliessen, dass es wieder passiert»
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Bakterien im Neuenburgersee:«Wir können nicht ausschliessen, dass es wieder passiert»

Mehrere Hunde nach dem Schwimmen verendet
Teilweises Badeverbot am Neuenburgersee wegen giftiger Cyanobakterien

Am Neuenburgersee sind diese Woche mehrere Hunde an mysteriösen Vergiftungen verendet. Laut Polizei sollen sogenannte Cyanobakterien die Todesfälle verursacht haben. Jetzt haben die Behörden im Gebiet ein Badeverbot erlassen. Vom Schwimmen im ganzen See wird abgeraten.
Publiziert: 31.07.2020 um 05:29 Uhr
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Aktualisiert: 01.11.2020 um 19:41 Uhr

Hundebesitzer am Neuenburgersee waren diese Woche in Sorge. Seit Mittwoch sind mindestens sechs Hunde an den Folgen einer Vergiftung verendet. Bei weiteren Vierbeinern wurden Vergiftungen festgestellt. Die Kantonspolizei Neuenburg leitete eine Untersuchung ein. Jetzt scheint die Todesursache gefunden.

Die Tiere seien mit grösster Wahrscheinlichkeit durch Cyanobakterien vergiftet worden, teilte die Kantonspolizei Neuenburg am späten Donnerstag mit. Die wissenschaftliche Bestätigung stehe noch aus. Doch als Vorsichtsmassnahme ist das Baden für Menschen und Haustiere in dem fraglichen Gebieten zwischen der Mündung des Flusses Areuse und der Ortschaft Colombier ab sofort verboten. Auch vom Baden in anderen Strandgebieten am Neuenburgersee wird abgeraten.

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Das von der Polizei für Badende gesperrte Ufergebiet am Neuenburgersee – wegen potentiell tödlicher Cyanobakterien.
Foto: Kantonspolizei Neuenburg
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Gegenwärtig sind im Kanton Freiburg keine derartigen Fälle festgestellt worden, teilt die Kantonspolizei mit. Als Vorsichtsmassnahme empfiehlt das Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (LSVW) jedoch Vorsicht beim Baden an den Stränden des Kantons Freiburg am Neuenburgersee. Auch der Kanton Waadt rät dringend vom Schwimmen im See ab. Im Kanton Bern wurden ebenfalls keine ähnlichen Vorkommnisse verzeichnet, teilt die Kantonspolizei auf Twitter mit.

Sofortiges Badeverbot – Gäste stornieren Reservierungen

Die staatlichen Instanzen des Kantonschemiker, der Tierärzte und des Umweltdienstes hätten die sechs Todesfälle, die sich innerhalb von 24 Stunden ereigneten, untersucht. Als höchstwahrscheinliche Todesursache wird ein Cyanobakterium angegeben, weshalb die Behörden als Vorsichtsmassnahme das Badeverbot in dem betreffenden Gebiet ausgerufen haben. Ein Bescheid, der von den betroffenen Gemeinden unverzüglich umzusetzen sei.

Noch am Donnerstagabend hat die Neuenburger Polizei entlang der betroffenen Strandgebiete eine präventive Evakuierung durchgeführt und Badenden die möglichen Risiken erklärt. Die Gastronomie bekommt das Verbot direkt zu Spüren: «Jetzt verzeichnen wir Stornierungen von Reservierungen, da das Gebiet in der Gefahrenzone ist», sagt eine Mitarbeiterin eines Lokals in Boudry gegenüber «Arcinfo». Hundebesitzer hätten nun auch das Restaurant Robinson in Colombier gemieden.

Was sind Cyanobakterien?

Das Bakterium entwickelt sich in stehenden Gewässern und tritt als schleimige, gelatinöse Masse oder in der Form von Fäden und Küglechen auf, die an der Oberfläche schwimmen. Ihre starke Vermehrung kann durch Belastung mit Phosphat- und Stickstoffverbindungen aus dem Abwasser oder Tierausscheidungen zusammen mit höheren Wassertemperaturen begünstigt werden.

Die Farbe kann grün sein, aber auch variieren. Auf dem Campingplatz von Boudry sagt ein Urlauber gegenüber «Arcinfo», dass am Mittwoch «seltsame Dinge an die Wasseroberfläche kamen. Es sah aus wie Köttel.»

Die Einnahme der Bakterien, so warnt die Polizei, könne einen Rausch verursachen. Symptome seien gekennzeichnet durch neurologische Störungen, die insbesondere bei Tieren zum Tod führen können. Die Vierbeiner litten laut Tierärzten an Atemnot, Lähmungen, Krämpfen und hatten bläulich oder violett verfärbte Schleimhäute, berichtet «Arcinfo» weiter. «Mein Hund war fünf Tage krank und hatte extremen Durchfall», klagt auch eine Facebook-Nutzerin. Doch sie hat Glück: Nach rund 20 Minuten nach den ersten Symptomen verendeten die meisten Tiere.

Kleine Kinder gehören zur Hauptrisikogruppe

Kleine Kinder, die beim Schwimmen dazu neigen, Wasser zu verschlucken, zählen demnach ebenfalls zur Hauptrisikogruppe. Im Falle eines Vergiftungsverdachts gehöre sofort ein Arzt oder Krankenhaus ausgesucht.

Die Behörden betonen, das Badeverbot an den genannten Strände sowie die Empfehlung, Schwimmen im Neuenburgersee zu meiden, seien eine Vorsichtsmassnahme. An anderen Stränden entlang der Küstenlinie seien noch keine ähnlichen Vergiftungsfälle festgestellt worden.

Auch Nachbarkantone wurden informiert, die sich das Wasser des Sees teilen. Weitere Informationen folgen laut der Polizeimitteilung in den kommenden Tagen. (kes/szm)

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