Nur die Natur bringt sie aus der Ruhe
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Das kleinste Dorf der Schweiz:Ein Dorf, eine Familie

Neue BLICK-Serie – Darüber spricht man in… Zumdorf UR
Nur die Natur bringt sie aus der Ruhe

Nachbarn haben sie nicht, dafür eine Kapelle und ein Restaurant: Andreas Schmid (50) und seine Söhne Eric (18) und Janik (14) sind die einzigen Bewohner im offiziell kleinsten Dorf der Schweiz.
Publiziert: 17.08.2020 um 23:04 Uhr
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Aktualisiert: 28.08.2020 um 21:33 Uhr
Anian Heierli

Eine Kapelle, ein Restaurant und zwei Ferienhäuser auf 1500 Metern. Mehr nicht. Willkommen in Zumdorf im Kanton Uri! Der Ort gilt offiziell als kleinstes Dorf der Schweiz. Im Westen liegt der Furkapass, im Süden der Gotthard. Nur drei Personen leben während des ganzen Jahres hier, mitten in der Natur zwischen steilen Felshängen, Schafen und Rindern.

Es sind Andreas Schmid (50) und seine beiden Söhne Eric (18) und Janik (14). «Das ist unsere Heimat», so der Vater zu BLICK. Die Familie gehört zum Ort. So war es ihr Vorfahre, Architekt Bartholomäus Schmid, der die Dorfkapelle 1720 erbaute. Heute schaut Janik im kleinen Gotteshaus zum Rechten. «Ich sitze gerne auf den alten Holzbänken und geniesse die Stille», sagt er, während er die abgebrannten Kerzen ersetzt.

Vorfahre baute die Kirche im Dorf

Damit nicht nur die Kirche, sondern auch das ganze Örtchen gepflegt wirkt, packt jeder der Schmids mit an. Vieles geht nur in Teamarbeit. Sei es beim Putzen, Mähen oder Schneeschaufeln. Vater Andreas führt zudem das Restaurant Zum Dörfli. Seine Eltern übergaben ihm den Betrieb 1993.

Eine Kapelle, ein Restaurant und zwei Ferienhäuser auf 1500 Metern: Das ist Zumdorf im Kanton Uri.
Foto: Anian Heierli
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Seither bekocht er Einheimische, Passfahrer und neuerdings auch gutbetuchte Touristen aus aller Welt vom fünf Kilometer entfernten Andermatt UR. Der ägyptische Investor Samih Sawiris (63) investiert gerade Millionen Franken in den Wintersportort. Dort entsteht ein Resort der Superlative.

Diesen Aufwind spürt man auch in Zumdorf. «Viele der Gäste erkunden auch das Hintertal», sagt Wirt Schmid. Er gehört seit Jahren zu den Befürwortern des Grossprojekts: «Es ist eine Chance für die Region.» Doch aktuell beschäftigt ihn vor allem Corona. Zwar gab es im Tal nur eine Handvoll Fälle, doch die Auswirkungen des Lockdowns reichen bis ins Minidorf.

Wie alle musste auch die Familie Schmid ihr Restaurant vorübergehend schliessen. Die Einbussen sind gross. Doch der Betrieb steht auf gesunden Beinen. «Zum Glück konnte ich während des ganzen Lockdowns eine Gruppe von Arbeitern mit Essen beliefern.» Die Saisonniers aus Italien bauen an der Furka einen Tunnel. Noch immer bringt Schmid ihnen das Essen – heute zum Beispiel gibt es Rösti mit Speck.

Dauerbedrohung: Lawinen

Manche Sorgen teilt die Familie mit den Unterländern, andere nicht. Zumdorf ist im Winter immer wieder vom Rest der Welt abgeschnitten. «Wegen Lawinengefahr», sagt Schmid. Er hofft auf neue Schutzbauten. «Wir liegen hier an der Wetterscheide auf dem Alpenhauptkamm. Schnee gibt es immer. Der nächste Lawinenwinter kommt bestimmt!» Der Einheimische mahnt: «Vergessen wir nicht die Katastrophe von Galtür in Tirol von 1999 mit Dutzenden Toten.»

Die Geschichte zeigt: Seine Sorgen sind berechtigt. Zumdorf hatte einst 50 Einwohner, ehe es 1851 von einer Lawine verschüttet wurde. Anschliessend wanderten die meisten Überlebenden ab. Angst haben die Schmids trotzdem nicht. Die Natur sei immer ein Risiko, auch im Unterland gebe es Erdbeben oder Überschwemmungen. Doch führen seine Söhne die Tradition des Berggasthauses fort?

Eric hat gerade die Lehre als Koch abgeschlossen. «Der Gedanke ist da», sagt er. «Ich kann es mir gut vorstellen.» Doch zuerst kommt die Rekrutenschule. Danach möchte er die Welt sehen. «Kanada reizt mich», sagt er. Nicht immer war es leicht, hier aufzuwachsen, gerade als Jugendlicher. «Man kann nicht einfach so schnell in den Ausgang oder Freunde treffen.»

Den Wanderweg vor der Haustür

Es hat aber auch schöne Seiten: «Ich bin naturverbunden. Hier stehe ich am Morgen auf, packe meinen Rucksack, binde die Schuhe und gehe wandern.» Sein jüngerer Bruder Janik pflichtet ihm bei: «Die Kindheit in Zumdorf war schön. Ich musste mithelfen. Doch das hat mich selbständig gemacht.»

Nun hofft das Trio erst mal auf eine gute Herbstsaison. Vater Schmid dazu: «Das Coronavirus war gravierend. Vor allem für uns Touristiker.» Er hofft, dass es nicht all zu viele Konkurse gibt. Sein Credo: «Nach vorne schauen und weitermachen.»

Das kleinste Dorf der Schweiz

Zumdorf im Kanton Uri gilt offiziell als das kleinste Dorf der Schweiz. Obwohl es politisch zu benachbarten Gemeinde Hospental gehört. Doch die Einheimischen sehen den Ort seit jeher als Dorf. Die Siedlung wurde im 12 Jahrhundert gegründet. Früher war der Ort politisch autonom. 1851 zählte Zumdorf 50 Einwohner, wurde dann aber von einer gewaltigen Lawine verschüttet. Anschliessend wanderte ein Grossteil der Bevölkerung ab. Geblieben sind die Kirche, das Restaurant und eine Familie, deren drei Mitglieder heute die ganze Bevölkerung sind.

Zumdorf im Kanton Uri gilt offiziell als das kleinste Dorf der Schweiz. Obwohl es politisch zu benachbarten Gemeinde Hospental gehört. Doch die Einheimischen sehen den Ort seit jeher als Dorf. Die Siedlung wurde im 12 Jahrhundert gegründet. Früher war der Ort politisch autonom. 1851 zählte Zumdorf 50 Einwohner, wurde dann aber von einer gewaltigen Lawine verschüttet. Anschliessend wanderte ein Grossteil der Bevölkerung ab. Geblieben sind die Kirche, das Restaurant und eine Familie, deren drei Mitglieder heute die ganze Bevölkerung sind.

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