Iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi gewinnt
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Friedensnobelpreis 2023:Iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi gewinnt

US-Ökonomin ausgezeichnet
Claudia Goldin erhält den Wirtschaftsnobelpreis

Diese Woche werden die Nobelpreise verliehen. Ausgezeichnet werden die Preisträger für die Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Wirtschaft und Literatur – und Frieden. Blick berichtet täglich aktuell über die Entscheidung.
Publiziert: 06.10.2023 um 10:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2023 um 11:57 Uhr
Für ihren Kampf gegen das Regime ausgezeichnet: Iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi.
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09.10.2023, 11:50 Uhr

Die Nobelpreisträgerin für Wirtschaft steht fest

Der diesjährige Nobelpreis für Wirtschaft geht an die Harvard-Professorin Claudia Goldin, weil sie das Verständnis der Arbeitsmarktergebnisse von Frauen geschärft hat. 

Indem sie die Archive durchforstete und historische Daten zusammenstellte und korrigierte, konnte die diesjährige Preisträgerin der Wirtschaftswissenschaften neue und oft überraschende Fakten präsentieren. Sie habe ein tieferes Verständnis der Faktoren vermittelt, die sich auf die Chancen von Frauen auf dem Arbeitsmarkt auswirken. Die Ökonomin trägt ausserdem einen Ehrendoktortitel der Universität Zürich für ihr herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk. 

Die Universität würdigt damit die Vielseitigkeit und Bedeutung ihrer wegweisenden Forschung im Bereich des Arbeitsmarkts und der ökonomischen Gender Gap Analyse sowie den enormen Einfluss dieser Arbeit auf die Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft.

09.10.2023, 06:50 Uhr

Am Montag wird Wirtschafts-Nobelpreis vergeben

Eine iranische Frauenrechtsaktivistin, ein norwegischer Autor und insgesamt acht Forschende haben ihre Nobelpreise in diesem Jahr bereits zugesprochen bekommen. Fehlt nur noch eine Preiskategorie: der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Die Bekanntgaben der diesjährigen Nobelpreisträger enden am Montag mit der Verkündung in der letzten Preiskategorie Wirtschaftswissenschaften. Die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften will frühestens um 11.45 Uhr in Stockholm bekanntgeben, wem sie den Wirtschaftsnobelpreis in diesem Jahr zuspricht. 

Im vergangenen Jahr waren der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke (69) und die ebenfalls amerikanischen Ökonomen Douglas Diamond (69) und Philip Dybvig (68) ausgezeichnet worden. Sie erhielten die prestigeträchtigen Nobelmedaillen für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen.

Mehr als 900'000 Franken für Nobelpreis

Generell geht der Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften oft an Preisträger, die aus den USA stammen oder dort zumindest tätig sind. Dotiert sind die Nobelpreise in diesem Jahr mit elf Millionen schwedischen Kronen pro Preiskategorie (circa 910'000 Franken), das ist eine Million mehr als in den Vorjahren. Umgerechnet entspricht dieses Preisgeld nach derzeitigem Kurs rund 950'000 Euro, umgerechnet rund 912'000 Franken. Werden mehrere Preisträger gemeinsam in einer Kategorie geehrt, teilen sie sich diese Summe.

Der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred Nobel (1833-1896) zurückgeht. Er wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Reichsbank gestiftet und zählt somit streng genommen nicht zu den klassischen Nobelpreisen. Trotzdem wird er gemeinsam mit den weiteren Nobelpreisen an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, feierlich überreicht.

06.10.2023, 16:59 Uhr

UN-Generalsekretär begrüsst Nobelpreis für Mohammadi

UN-Generalsekretär Antonio Guterres äusserte sich zur diesjährigen Friedensnobelpreisträgerin.
Foto: Keystone/AP/Khalil Senosi

UN-Generalsekretär António Guterres (74) hat die Auszeichnung der iranischen Frauenrechtlerin Narges Mohammadi (51) mit dem Friedensnobelpreis begrüßt. Dies sei ein «Tribut an alle Frauen, die sich unter Einsatz ihrer Freiheit, ihrer Gesundheit und sogar ihres Lebens« für ihre Rechte einsetzen, erklärte Guterres am Freitag in einer Mitteilung. Die Auszeichnung der inhaftierten Mohammadi sei eine «wichtige Erinnerung daran, dass die Rechte von Frauen und Mädchen stark zurückgedrängt werden». Dies geschehe durch die «Verfolgung von Menschenrechtsaktivistinnen, im Iran und andernorts», erklärte Guterres. 

06.10.2023, 15:36 Uhr

Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi: «Werde nie aufhören zu kämpfen»

Die inhaftierte Friedensnobelpreisträgerin und Frauenrechtsaktivistin Narges Mohammadi möchte sich auch weiterhin für Menschenrechte einsetzen. «Ich werde nie aufhören, für die Verwirklichung von Demokratie, Freiheit und Gleichheit zu kämpfen», zitierte die «New York Times» am Freitag aus einem Statement der Iranerin. Es war unklar, ob die Mitteilung von der 51-Jährigen selbst stammt oder von ihrer Familie veröffentlicht wurde. Zuvor hatte das norwegische Nobelkomitee die Aktivistin für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in ihrem Land mit dem diesjährigen Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

«Sicherlich wird mich der Friedensnobelpreis auf diesem Weg noch belastbarer, entschlossener, hoffnungsvoller und enthusiastischer machen und mein Tempo beschleunigen», hiess es in der Erklärung weiter. Mohammadi verbüsst derzeit eine langjährige Haftstrafe im berüchtigten Ewin-Gefängnis in Teheran.

Bericht über Folter geleakt

Sie werde weiterhin «gegen die unerbittliche Diskriminierung, Tyrannei und geschlechtsspezifische Unterdrückung durch die repressive religiöse Regierung kämpfen, bis die Frauen befreit sind», fügte Mohammadi hinzu. Ende 2022, während der landesweiten Aufstände gegen Irans Machtapparat, brachte Mohammadi einen Bericht ans Licht, der mutmassliche Folter an Dutzenden Frauen im Hochsicherheitsgefängnis aufdeckte.

Inwiefern sie bereits von der Auszeichnung weiss, blieb zunächst unklar. Auf ihrem Instagram-Account, der von ihrer Familie geführt wird, hiess es, es sei im Ewin-Gefängnis freitags und donnerstags «unmöglich», telefonischen Kontakt zu Gefangenen aufzunehmen. Man müsse daher bis morgen warten, «um von Narges zu hören und ihr die guten Nachrichten zu überbringen». Der norwegische Rundfunk, der mit Mohammadis Ehemann gesprochen hat, berichtete, die 51-Jährige habe noch nicht ausser Landes telefonieren dürfen. Sie habe die Nachricht von dem Preis aber «auf eine Weise» im Gefängnis überbracht bekommen.

Mohammadis Familie, von der sie durch ihre Haft seit langer Zeit getrennt ist, betonte: «Obwohl die Jahre ihrer Abwesenheit für uns nie wieder gutgemacht werden können, ist die Anerkennung von Narges' Bemühungen um den Frieden eine Quelle des Trostes für unser unbeschreibliches Leid.» Mohammadis Ehemann lebt mit den beiden gemeinsamen Kindern in Frankreich.

06.10.2023, 15:11 Uhr

Am Montag wird der letzte Nobelpreis vergeben

Nun sind fast alle Nobelpreise 2023 vergeben. Katalin Karikó und Drew Weissman erhielten am Montag den Medizin-Nobelpreis für ihre Grundlagenforschung im Bereich der mRNA-Impfstoffe, Pierre Agostini, Ferenc Krausz und Anne L’Huillier durften sich wenig später über den Physik-Nobelpreis freuen. Sie erhielten die Auszeichnung für die Untersuchung der Elektronendynamik in Materie. Moungi Bawendi, Louis Brus und Alexei Ekimov freuten sich über den Chemie-Nobelpreis für die Entdeckung und Entwicklung von sogenannten Quantenpunkten. Der diesjährige Literatur-Nobelpreis ging an den Norwegischen Starautor Jon Fosse. Am Freitag erhielt dann Die iranische Aktivistin Narges Mohammadi für ihr Engagement für Frauenrechte den Friedensnobelpreis. Am kommenden Montag wird der letzte verbliebene Nobelpreis in diesem Jahr vergeben. Dabei handelt es sich um die Auszeichnung für besondere Erkenntnisse im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. 

06.10.2023, 11:01 Uhr

Friedensnobelpreisträgerin steht fest

Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die inhaftierte Aktivistin Narges Mohammadi (51) für ihren Kampf gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran und ihren Kampf für Menschenrechte und Freiheit. 

Die Aktivistin befindet sich derzeit hinter Gitter
Foto: AFP

Der mutige Kampf der Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi sei mit enormen persönlichen Opfern verbunden. Das iranische Regime hat sie 13 Mal verhaftet, fünf Mal verurteilt und sie zu insgesamt 31 Jahren Gefängnis und 154 Peitschenhieben verurteilt. Mohammadi befindet sich noch immer im Gefängnis.

Ende 2022, während der landesweiten Aufstände gegen Irans Machtapparat, veröffentlichte Mohammadi einen Bericht, der mutmassliche Folter an Dutzenden Frauen im Hochsicherheitsgefängnis aufdeckte. 

Ob Mohammadi bei der Preisübergabe im Dezember anwesend sein wird, ist fraglich.
06.10.2023, 08:58 Uhr

Bekommt Selenski den Friedensnobelpreis?

Foto: IMAGO/photothek

An diesem Freitag um kurz nach 11 Uhr wird der Friedensnobelpreis verliehen. Mögliche Kandidaten gibt es genug. Britische Buchmacher führen den ukrainischen Präsidenten Selenski (45) als Topfavoriten, auch der inhaftierte Kremlgegner Alexej Nawalny (47), Uiguren-Aktivist Ilham Tohti aus China und die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja (41) werden dort zum Favoritenkreis gezählt.

Friedensforscher zählen diese Namen nicht zu ihren Topfavoriten. Gegen Selenski spricht, dass er und die Ukraine sich weiterhin im Krieg befinden. Dan Smith, Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, sagt: «Wenn es möglich wird, sein Land in eine friedliche Zukunft zu führen, dann wäre das eine solch enorme Leistung, dass er ein sehr verdienter Kandidat für den Preis wäre. Aber an diesem Punkt ist er noch nicht.»

Wer könnte den Nobelpreis stattdessen bekommen? Auf der jährlichen Favoritenliste des Direktors des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Henrik Urdal, stehen unter anderen die Menschenrechtlerinnen Narges Mohammadi aus dem Iran und Mahbuba Seradsch aus Afghanistan. «Die Geschichte hat uns gezeigt, dass Respekt für die Menschenrechte untrennbar mit friedlichen Gesellschaften verbunden ist», so Urdal. 

Im Vorjahr bewies das Nobelkomitee einmal mehr, dass es Menschenrechte in seine Definition von Friedensstiftung einschliesst. Der inhaftierte belarussische Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki (61) sowie die Menschenrechtsorganisationen Memorial aus Russland und Center for Civil Liberties aus der Ukraine bekamen den Nobelpreis damals zugesprochen. 

05.10.2023, 13:02 Uhr

Literatur-Nobelpreisträger steht fest

Der diesjährige Literatur-Nobelpreis geht an den Norweger Jon Fosse für seine innovativen Theaterstücke und Prosastücke. Der Drama-Autor wurde schon zuvor in den Wettbüros als Favorit gehandelt. 

Jon Fosses Fähigkeit, die Orientierungslosigkeit des Menschen darzustellen und zu zeigen, wie diese paradoxerweise Zugang zu einer tieferen, dem Göttlichen nahen Erfahrung verschaffen kann, hat ihm den Ruf eines bedeutenden Erneuerers des zeitgenössischen Theaters eingebracht, schreibt das Nobelpreis-Komitee auf X, früher Twitter.

04.10.2023, 13:28 Uhr

Akademie bedauert vorzeitige Preisgabe von Chemie-Nobelpreisträgern

Die Vergabe-Institution des Chemie-Nobelpreises bedauert, dass die Namen der diesjährigen Preisträger bereits Stunden vor der offiziellen Bekanntgabe an die Öffentlichkeit gelangt sind. «Lassen Sie mich sagen, dass das natürlich sehr unglücklich ist. Wir bedauern zutiefst, was passiert ist», sagte der Generalsekretär der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften, Hans Ellegren, am Mittwoch bei der Preisbekanntgabe in Stockholm. Die Pressemitteilung sei aus noch unbekannten Gründen verschickt worden. Man habe am Morgen intensiv versucht, herauszufinden, was eigentlich passiert sei. Bislang wisse man aber einfach noch nicht, wie es dazu kommen konnte.

Das Wichtigste sei, dass der Vorfall keinerlei Auswirkungen darauf gehabt habe, wem die Preise zugesprochen worden seien, beteuerte Ellegren. Die Auswahl der Preisträger sei ein langer Prozess. «Und die Entscheidung über den Preis wird nicht gefällt, bevor sich die Akademie getroffen hat. Und die Akademie hat sich heute Morgen getroffen.»

04.10.2023, 12:52 Uhr

Chemie-Nobelpreisträger Bawendi: «Schläfrig und sehr geehrt»

Trotz der versehentlichen vorzeitigen Preisgabe der diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger hat der Forscher Moungi Bawendi erst durch den Anruf aus Stockholm von seiner Auszeichnung erfahren. Er sei von dem Anruf der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften geweckt worden und habe zuvor tief und fest geschlafen, sagte der in den USA tätige Wissenschaftler, als er am Mittwoch telefonisch zu der Preisbekanntgabe zugeschaltet wurde. Wie er sich gefühlt habe, als er von seinem Nobelpreis erfahren habe? «Sehr überrascht, schläfrig, schockiert, unerwartet und sehr geehrt», sagte Bawendi.

In Stockholm beginnt am Montag die Verkündung der diesjährigen Nobelpreise. Insgesamt sechs Kategorien gibt es, den Anfang machen wie immer die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Am Montag wird der Preis für die Kategorie Medizin verliehen. Dienstag und Mittwoch folgen die Preisträger für Physik und Chemie, am Donnerstag für Literatur und am Freitag kommt der Friedensnobelpreis. Am darauffolgenden Montag bildet die Bekanntgabe des Preisträgers für Wirtschaftswissenschaften den Abschluss.

Jeder Preis ist mit zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 850'000 Franken) dotiert. Der Nobelpreis für Medizin ging 2022 an den Schweden Svante Pääbo, der am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig tätig ist.

Preisverleihung gibt es seit 1901

Die Nobelpreise gehen auf das Testament des Dynamit-Erfinders und Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896) zurück. Sie sollen diejenigen ehren, die der Menschheit in den einzelnen Kategorien im vorangegangenen Jahr den grössten Nutzen erwiesen haben. 

1901 wurden die ersten Nobelpreise verliehen, Ende der 1960er-Jahre kam dann die Auszeichnung in Wirtschaftswissenschaften hinzu. Bis heute wurde der Preis kategorienübergreifend 954 Persönlichkeiten und 27 Organisationen zugesprochen.

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