Dahindens Hilferuf wegen «No Billag»
Beim SRF wächst die Angst

SRF-Mitarbeiter sagen auf Facebook, wie stark ihnen die bevorstehende No-Billag-Abstimmung an die Nieren geht. Ein Insider beschreibt die Stimmung als «wie gelähmt».
Publiziert: 15.11.2017 um 14:50 Uhr
|
Aktualisiert: 12.09.2018 um 09:05 Uhr
Tom Wyss und Remo Bernet

Ihr Video geht unter die Haut: «Schweiz aktuell»-Moderatorin Sabine Dahinden (49) schaltet sich auf Facebook in die «No Billag»-Debatte ein – und appelliert darin an die Gefühle der Zuschauer. Sie macht deutlich, wie nah ihr das mögliche Aus ihres Jobs geht: «Mit 14, 15 war es mein Traum, beim SRF arbeiten zu können. Nun gibt es Leute, die sagen, da werde nicht streng gearbeitet und wir verdienten viel zu viel Geld. Ich kann euch aber nur eines sagen: Die Kolleginnen und Kollegen, die da arbeiten, die geben jeden Tag viel Herzblut. Die haben es streng, und auch ich habe schon eine lange Zeit sehr viel Schweiss, Tränen, auch Herzblut gegeben, hier und unterwegs fürs Publikum.» Das Geld war demnach nie der Antrieb der Urnerin. «Verdienen würden wir andernorts wahrscheinlich einiges mehr als hier.»

Sie gehe auch nicht jeden Tag gleich gerne arbeiten, es bedeute eben Stress, fügt sie an. «Aber es lohnt sich auch für mich. Wenn ich wieder 15 wäre, würde ich wohl wieder zum SRF wollen – weil ich dahinterstehen kann, was gemacht wird.» Bei SRF werde mit Herzblut, mit Know-how und Einsatz gearbeitet.

Katharina Locher findet 1 Franken pro Tag nicht übertrieben

Und Dahinden kriegt auf ihr Video Zustimmung, etwa von «Schweiz aktuell»-Kollegin Katharina Locher. Als Antwort auf einen eher kritischen Kommentar eines Users, der findet, nur drei bis vier Sendungen seien brauchbar, schreibt sie: «Mir gefällt auch nicht alles an unseren Radio- und Fernsehprogrammen, aber das muss es auch nicht. Service public bedeutet für mich, dass es eben für jeden Geschmack etwas dabei hat. Und wenn Ihnen ‹Schweiz aktuell› und drei bis vier andere Sendungen gefallen, treffen wir doch auch Ihren Geschmack, oder? 1 Franken pro Tag für vier bis fünf Sendungen dünkt mich nicht übertrieben.»

Auch ein SRF-Tontechniker meldet sich zu Wort. Er mache sich grosse Sorgen, nicht nur über die bevorstehende Abstimmung, sondern auch darüber, was mit unserer Gesellschaft passiere. «Populismus scheint im Vormarsch zu sein.»

Im SRF wächst die Angst vor der No-Billag-Abstimmung.
Foto: Oscar Alessio
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«Tagesschau»-Mann fühlt sich bedroht

Eine Sorge, die auch «Tagesschau»-Sprecher Roger Brändlin (43) teilt. Auf Facebook schreibt er, durch die No-Billag-Initiative fühle er sich «angegriffen und bedroht». Er glaube daran, dass unabhängige Information die einzige Überlebenschance einer echten Demokratie sei. «Deshalb mache ich diesen Beruf. Wird No Billag angenommen, suche ich mir einen neuen Job, werd ich wohl müssen.» Er fände es tragisch, wenn es kein Medium mehr gebe, das per Auftrag der Schweizer Demokratie gegenüber verpflichtet sei. «Das werde ich nicht kampflos zulassen.»

Stimmung im Haus ist «gelähmt und nervös»

Ein Insider fasst die Stimmung gegenüber BLICK als «gelähmt und nervös» zusammen. «Viele Mitarbeiter merken nun, dass es nicht nur ein paar militante Billag-Gegner sind, die Ja stimmen könnten, sondern dass es auch im Umfeld mehr Leute gibt als angenommen, die durchaus kritisch eingestellt sind.» Momentan schaffe es zudem kaum jemand, in die Zukunft zu schauen und neue Ideen und Sendungen zu entwickeln, weil der 4. März so viel Energie absorbiere, erklärt er weiter. «Niemand weiss, ob und wie es weitergeht.»

Sabine Dahinden wollte sich auf Anfrage nicht weiter zu ihrem Video äussern. Es spreche für sich, findet die Moderatorin. 

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Bei «No Billag» sprudeln die Spenden

Als wäre No Billag nicht schon umstritten genug: Anfang Woche machte BLICK publik, dass die Crowdfunding-Webseite Wemakeit.ch kein Geld für die Kampagne sammeln will.

Mithilfe des Zürcher Unternehmens Wemakeit («Wir machen es») können Künstler, Unternehmer oder andere Menschen mit Ideen ihre Projekte finanzieren. Sie setzen ein Spendenziel, zum Beispiel 10'000 Franken. Wenn Privatpersonen ihre Einlagen tätigen, erhalten sie dafür meist eine Belohnung. Kommen die 10'000 Franken nicht in der vorgegebenen Frist zusammen, erhalten die Financiers ihr Geld zurück.

Wemakeit kassiert einen Prozentsatz der Spenden und finanziert sich da­raus. Das No-Billag-­Komitee, über dessen Volksinitiative im März abgestimmt wird, hatte 100'000 Franken sammeln wollen, um seine Kampagne zu finanzieren. Nachdem Wemakeit zunächst grünes Licht gab, brach es die Sammlung wieder ab. Die Begründung: No Billag sei demokratiepolitisch gefährlich. Das Komitee gab aber nicht auf. Am Donnerstag wurde ein neues Crowdfunding lanciert. Ziel sind erneut 100'000 Franken. Es wäre der höchste Betrag, der je per Crowdfunding für eine Politik-Kampagne gesammelt wurde. Bis Mittwoch, 15. November, kamen über 50'000 Franken zusammengekommen.

Als wäre No Billag nicht schon umstritten genug: Anfang Woche machte BLICK publik, dass die Crowdfunding-Webseite Wemakeit.ch kein Geld für die Kampagne sammeln will.

Mithilfe des Zürcher Unternehmens Wemakeit («Wir machen es») können Künstler, Unternehmer oder andere Menschen mit Ideen ihre Projekte finanzieren. Sie setzen ein Spendenziel, zum Beispiel 10'000 Franken. Wenn Privatpersonen ihre Einlagen tätigen, erhalten sie dafür meist eine Belohnung. Kommen die 10'000 Franken nicht in der vorgegebenen Frist zusammen, erhalten die Financiers ihr Geld zurück.

Wemakeit kassiert einen Prozentsatz der Spenden und finanziert sich da­raus. Das No-Billag-­Komitee, über dessen Volksinitiative im März abgestimmt wird, hatte 100'000 Franken sammeln wollen, um seine Kampagne zu finanzieren. Nachdem Wemakeit zunächst grünes Licht gab, brach es die Sammlung wieder ab. Die Begründung: No Billag sei demokratiepolitisch gefährlich. Das Komitee gab aber nicht auf. Am Donnerstag wurde ein neues Crowdfunding lanciert. Ziel sind erneut 100'000 Franken. Es wäre der höchste Betrag, der je per Crowdfunding für eine Politik-Kampagne gesammelt wurde. Bis Mittwoch, 15. November, kamen über 50'000 Franken zusammengekommen.

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