Thurgauer Politiker nimmt Hitler in Schutz
BDP-Präsident Landolt fordert Partei-Ausschluss

Die BLICK-Geschichte über den Polizisten Edy I.*, der trotz Hitler-Verherrlichung befördert wurde, sorgte für Aufsehen. Jetzt hat sich BDP-Politiker Thomas Keller mit einem umstrittenen Tweet eingeschaltet. Er nahm Adolf Hitler in Schutz. BDP-Präsident Martin Landolt ist entsetzt.
Publiziert: 17.07.2018 um 04:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:03 Uhr
BDP-Politiker Thomas Keller irritierte am Montagabend mit einem Tweet.
Foto: Facebook
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Nicola Imfeld und Lea Hartmann

Thomas Keller, BDP-Politiker und Bauunternehmer aus dem Kanton Thurgau, sorgt mit einem Tweet für einen Eklat. Der ehemalige Präsident der Jungen BDP Thurgau nahm auf dem Kurznachrichtendienst Adolf Hitler in Schutz. Die Geschichtsschreibung sei einseitig. Hitler sei «nicht nur» ein bösartiger Tyrann und Diktator. «So unendlich schlecht kann dieser Mann nicht gewesen sein».

Keller reagierte auf die BLICK-Geschichte über den Wachtmeister Edy I.*, der vor zwei Jahren mit Hass-Parolen zur Rassendiskriminierung aufrief (BLICK berichtete). Der rechtsextreme Polizist verherrlichte 2016 unter anderem Reden von Hitler. Trotzdem hat ihn die Tessiner Regierung nun befördert: Per 1. August wird Edy I. Oberfeldwebel.

«Seine Aussagen sind jenseits»

BDP-Präsident Martin Landolt ist entsetzt über die Aussagen seines Parteikollegen. «Seine Aussagen sind absolut jenseits», sagt er zu BLICK. «Wir distanzieren uns in jeglicher Form von den Tweets von Herrn Keller. Das geht überhaupt nicht.»

Landolt kündigt an, den Thurgauer BDP-Präsidenten Jürg Schumacher darum zu bitten, ein Ausschlussverfahren einzuleiten.

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Diesen hat den Twitter-Eklat aus der Ferne mitbekommen. Er sei gerade in den Ferien im Ausland, sagt Schumacher zu BLICK. Auch er verurteilt die Äusserungen von BDP-Mitglied Keller. «Die BDP distanziert sich ausdrücklich von braunem Gedankengut», sagt er. Eine Verniedlichung der Gräueltaten des NS-Regimes werde nicht toleriert.

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Zu einem Ausschlussverfahren will sich Schumacher derzeit noch nicht konkret äussern. Erst müsse er mit Keller reden, sagt der Thurgauer BDP-Präsident. Er verweist aber auf einen ähnlichen Fall, mit dem die Kantonalsektion bereits konfrontiert war. Damals hatte sich ein Mitglied rassistisch geäussert. Es trat daraufhin freiwillig zurück.

Keller verteidigt sich

Keller kann die unmissverständliche Reaktion der Parteileitung nicht nachvollziehen. «Dass die BDP gerade das Parteiausschlussverfahren einleiten will, finde ich übertrieben.» Er wolle sich dagegen wehren, sagt Keller. Denn nach wie vor steht er hinter seinen Aussagen – obwohl er sie vielleicht «etwas unglücklich formuliert habe».

Im Laufe der Nacht rechtfertigte sich Keller bereits via Twitter. Nicht nur Deutschland habe Tote zu verantworten, schreibt er. «Keine Nation, welche in diesem Krieg verwickelt war, hat reine Hände. Die sind alle voll Blut und das traurige ist, das es niemand interessiert. Genau dieser Punkt ist doch krank.» Er könne sich zudem keinen Menschen vorstellen, der «nur schlecht» sei. «Was ist daran falsch?»

Wer ist Thomas Keller?

Thomas Keller (35) war bis vor wenigen Wochen Präsident der Jungen BDP, ehe er altersbedingt zurücktreten musste. Nun sitzt er noch im Vorstand der BDP Weinfelden. Gemäss seinem ausgefüllten «smartspider» steht der Bauunternehmer für eine restriktive Migrationspolitik ein. Auf Facebook teilte er auch schon Videos des bekannten Schweizer Verschwörungstheoretikers Daniele Ganser.

* Name der Redaktion bekannt

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